SZ-Interview mit Gerhard Schick, Chef des Bechtle-Systemhauses
(SZ) Die Bechtle AG in Gaildorf bei Stuttgart wächst gegen den Trend mit Dienstleistungen und Hardwarehandel in der Informationstechnologie-Branche. Das Unternehmen mit 2200 Beschäftigten und 642 Millionen Euro Umsatz erzielte 2001 einen Vorsteuergewinn von 14,4 Millionen Euro. Gerhard Schick führt das auf „schwäbische Bescheidenheit“ zurück.
SZ: Herr Schick, die Stimmung in der Technologie- Branche ist äußerst angespannt. Sehen Sie Zeichen für eine Besserung?
Gerhard Schick: Nein, ich kann momentan keine Besserung erkennen. Wir bekommen zurzeit viele Firmen zum Kauf angeboten – aber wie das so ist: Gute Unternehmen sind selten dabei. Bechtle geht es zwar sehr gut, aber insgesamt dürfte das Jahr 2002 für die Informationstechnologiebranche gelaufen sein.
SZ: Was müsste sich ändern, damit es wieder aufwärts geht?
Schick: Die Marktkonsolidierung muss weiter voranschreiten. Es kann erst aufwärts gehen, wenn die Unternehmen aus dem Markt ausgeschieden sind, die gegenwärtig mit Mini-Margen arbeiten. Und natürlich muss sich dann auch die Stimmung bessern, so dass die Konjunktur und das allgemeine Investitionsklima wieder anziehen.
SZ: Wie will Bechtle die Branchenkrise überstehen?
Schick: Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die Bechtle bislang die Krise recht gut überstehen ließen. Wir machen seit jeher nicht Geschäfte um jeden Preis.
Außerdem hat Bechtle auch schon in Boom-Zeiten auf strikte Kostenkontrolle geachtet. Diese damals von vielen belächelte schwäbische Bescheidenheit zahlt sich jetzt aus. Natürlich spielen auch die Personalmaßnahmen eine Rolle, die wir im ersten Halbjahr trotz ordentlicher schwarzer Zahlen vorbeugend eingeleitet haben (Bechtle hat 150 Stellen abgebaut, zu einem großen Teil über Entlassungen, Red.). Jetzt werden die Einspareffekte spürbar. Wir haben zudem sehr motivierte Mitarbeiter, die Bechtle nach vorn bringen.
SZ: Bereuen Sie es, an den Neuen Markt gegangen zu sein?
Schick: Nein. Der Neue Markt hat uns in die Lage versetzt, ein solides und gesundes Wachstum zu finanzieren. Natürlich leiden wir unter dem Image des Segments, aber den Gang an den Neuen Markt bereuen wir nicht. Nach der Umstrukturierung des Neuen Markts streben wir die Notiz in dem von der Deutschen Börse angekündigten Premiumsegment an. Bis es soweit ist, haben wir nach wie vor die Aufnahme in den Nemax 50 im Auge. Bechtle ist nach Börsenkapitalisierung seit kurzem unter den 20 größten Firmen des Neuen Marktes.
Interview: Judith Raupp |