Die Leser der FTD müssen sich schon ernsthaft fragen, ob die FTD sich keine kompetenten Redakteure mehr leisten kann – und nur noch auf freie Mitarbeiter (wenn schon – denn schon . Liebe FTD versucht es mal mit Inder – die sind besser qualifiziert und viel günstiger) zurückgreift um Kosten zu sparen! Erst die (falsche) Meldung dass das Übernahmeangebot bis zum 05.10 erfolgt – und jetzt die Meldung dass alles ganz anders kommen soll. Wenn es nicht um so viel Geld gehen würde, dann könnte man herzhaft lachen. Mit solchen Artikeln verabschiedet sich die FTD peu à peu von dem Anspruch eine seriöse und kompetente Zeitung zu sein.
Der Artikel ist das Beste was UI/Drillisch passieren konnte, spielt er doch mit den Ängsten der Freenetaktionäre. Die Schilderung und Wertung der jeweiligen Möglichkeiten (Übernahme/Teilübernahme/Herauskauf) mag ja noch o.k. sein – aber die jeweilige Begründung dafür ist m.E. mehr als fraglich.
Schon alleine die Bemerkung, dass „aus Bankenkreisen“ Verlautbarungen zu hören waren, dass die Finanzkraft nicht ausgereicht haben soll, ist mehr als bedenklich. Es ist nicht üblich, dass Banken Informationen so ohne weiteres nach außen geben, wenn Kreditanträge nicht bewilligt werden bzw. länger dauern (die Breuer/Kirch-Geschichte ist sicherlich nicht vergessen). In Deutschland ist es üblich, dass bei Großkrediten Konsortien gebildet werden – wenn hier nicht jede Bank ins Boot will oder kann (und daher scheinen die Infos zu kommen) – dann ist das o.k. sagt aber noch lange nichts über die Bonität und Kreditfähigkeit des Kreditantragstellers und vor allem nichts darüber aus, ob der Kredit zustande kommt oder nicht! Man sollte auch nicht vergessen, dass gerade viele deutsche Banken in den vergangenen Jahren schon hinlänglich bewiesen haben, dass Übernahmefinanzierungen aber auch Restrukturierungsfinanzierungen (z.B. Karstadt) nicht zu deren Stärken gehören, weil sie die Entwicklungsmöglichkeiten völlig falsch eingeschätzt haben (so habe etliche Konsortialbanken ihren Kreditanteil bei der Karstadtfinanzierung nach wenigen Monaten zu 80-90 % des Nennwertes verkauft und damit erhebliche Verluste eingefahren). Und der Autor sollte in seinen Überlegungen nicht übersehen, dass nicht jede Übernahme zu 100 % mit Fremdkapital finanziert werden muss – Zahlung mit Aktien ist durchaus eine interessante Alternative. Das hat im übrigen wenig mit Schwäche sondern vielmehr mit Stärke zu tun – denn nur wenn der Verkäufer die angebotene Aktie als werthaltig und wertsteigernd ansieht (und damit das Unternehmen) wird er auf diese Variante eingehen. Wenn der Autor schon „Insiderinfos“ verwertet, dann sollte er auch sagen, wie hoch die Kreditierung veranschlagt war. Wenn nämlich nur 500 Mio von vornherein beantragt waren, dann hat UI ja alles bekommen was sie wollten. Man sollte nicht vergessen, dass UI derzeit mit ca. dem 20-fachen des Jahresgewinnes gehandelt wird – in diesem Fall ist das Eigenkapital nicht teuerer als das Fremdkapital – für UI ist es deshalb nur folgerichtig, wenn sie zusätzlich Eigenkapital einsetzt (durch die Ausgabe von neuen Aktien).
Der Autor verweist auch auf „Experten, die den Verkaufserlös bei ca. 1,8 Mrd (bei Zerschlagung) sehen. Es gibt aber auch andere, die deutlich mehr sehen (ca. 2,2 -2,3 Mrd Euro) Folgt man der Rechnung von dem Autor, dann setzt sich der Wert von Freenet wie folgt zusammen: Zerschlagungswert von Freenet ca. 1,8 Mrd Euro, - Wert von Strato ca. 0,35 Mrd - Wert der DSL-Kunden ca. 0,6 Mrd - Wert Mobilbereich: ca. 0,6 Mrd Euro - Wert Internetportal ca. 0,25 Mrd Euro M.E. ist das wirklich äußerst konservativ geschätzt – zumal es in der Vergangenheit vergleichbare Verkäufe gegeben hat, die deutlich darüber lagen!
Wenn man dem Autor glauben schenken darf, dann würde UI mit dem Verkauf von Strato und Mobilbereich nur noch ca. 850 Mio benötigen,. Wahrscheinlich hat er einfach die 500 Mio Kreditlinie, die 200 Mio Euro in eigenen Aktien und die 151 Mio, die UI in die „MSP“ als Eigenkapital und Darlehn gegeben hat, zusammengerechnet und daraus geschlossen „nur das können die finanzieren“ ! Es würde mich schon sehr wundern, wenn ein Unternehmen wie UI nicht problemlos mehr als 500 Mio Euro bekommen könnte (bei einem Gewinn jenseits von 200 Mio Euro nach Steuern im bestehenden Geschäft – und die Erlöse aus dem zugekauften Geschäft werden draufgerechnet!). Aber kann man von dem Autor erwarten, dass er darauf kommt?
Ich will nicht undankbar sein – mit diesem Artikel hat der Autor tatsächlich UI/Drillisch die Tür ganz weit aufgestoßen, da Drillisch und UI sich jetzt die Vorgehensweise (Übernahme/Mehrheit/Zerlegung) quasi aussuchen können und die Übernahme viel billiger wird als geplant, wenn nicht noch Konkurrenzangebote auf den Tisch kommen (was ja angeblich auch vom Tisch sein soll!) Zumindestens die große Mehrheit der Freenet-Aktionäre dürfte jetzt einem Aktientausch mehr als aufgeschlossen gegenüberstehen!
Wenn die Freenet-Aktionäre nicht den Schäden hätten, könnte ich mich sogar über den Artikel freuen! |