Keine Commerzbank-Garantie Die Commerzbank beteiligt sich nun doch nicht an dem Kirch-Projekt um Fußball-Bundesliga-Fernsehrechte - zwischen Führungskräften der Konzerne bestehen familiäre Beziehungen. Von Caspar Busse
Mehr zum Thema Am Freitag vergangener Woche soll das Gespräch zwischen Dieter Hahn, dem Vertrauten von Leo Kirch, und Christian Seifert, dem Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), stattgefunden haben. Nach SZ-Informationen wurde dabei vereinbart, dass nicht die Commerzbank für viel Geld im Bundesliga-Fernsehen geradestehen soll. Die Absage wurde möglich, weil es bereits eine Alternative zur Commerzbank gebe.
Monatelang hatte Hahn mit Vertretern der Commerzbank über eine Bankgarantie verhandelt, die der DFL Ende Januar zugesagt werden muss ("letter of comfort"): Drei Milliarden Euro will die Kirch-Firma Sirius SportMedia GmbH den 36 deutschen Profiklubs von 2009 an für sechs Jahren garantieren - wenn Sirius die Fernsehrechte der Fußball-Bundesliga vermarkten und zusammen mit der DFL die Produktion der Live-Bilder übernehmen darf.
Die Commerzbank, so ist aus Branchenkreisen zu erfahren, plante, sich mit bis zu 15 Prozent an einer Sirius-Tochter zu beteiligen, die die Live-Spiele für alle Abnehmer (zum Beispiel frei empfangbares, verschlüsseltes Fernsehen, Internet, Kabelnetzbetreiber, Handy-TV) konfektionieren soll.
Nichts wollte Leo Kirch bei diesem Deal offenbar dem Zufall überlassen. Mitte 2007 wurde Ulrich Blessing, dem Bruder des künftigen Commerzbank-Chefs Martin Blessing, die Geschäftsführer von Sirius übertragen. Der neue Vorstandssprecher habe sich deshalb aus den wichtigen Treffen und Unterredungen mit Sirius-Leuten herausgehalten, wird aus dem Commerzbank-Umfeld verbreitet.
Vielleicht war es so. Doch wie hätte die Finanz-Gilde reagiert, wenn die Commerzbank für Sirius und Manager Ulrich Blessing bürgt und damit familiäre Interessen verbunden wären? Möglicherweise aus Sorge vor einer negativen Rückkoppelung vereinbarten Seifert und Hahn den Stopp der Commerzbank-Variante. Seifert war am Sonntag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, Sprecher von Kirch und von der Commerzbank gaben keinen Kommentar.
Der Name Blessing ist bei Kirch schon lange eingeführt. Andrea Blessing, Schwester von Ulrich und Martin (heute Verlagsleiterin der Burda People Group), baute 1996 das Call-Center für DF1 auf, Kirchs erstes Pay-TV. 1999 war sie an den Fusionsgesprächen von DF1 und Premiere beteiligt. Bertelsmann verkaufte damals seine Anteile an Kirch - DF1 und Premiere verschmolzen. Der Vater der Blessing-Geschwister, Werner Blessing, war Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, Großvater Karl Blessing Präsident der Deutschen Bundesbank.
(SZ vom 21.01.2008/jkr) Drucken | Versenden | Kontakt Leser dieses Artikels haben auch folgende Artikel gelesen Kreditkrise WestLB braucht zwei Milliarden |