Die Sterblichkeit der Bevölkerung muss in einem längerem Zeitfenster und über alle Altersgruppen hinweg betrachtet werden, um die Folgen einer Pandemie und den Umgang damit effektiv einordnen zu können. Im Zeitfenster eines Jahres besser in einer Dekade, nicht im Zeitfenter von Tagen. Nach dem Peak der Sterblichkeit sinkt diese oftmals an den unteren Wert des zu erwartenden Durchschnittswerts (so auch in deiner Grafik) oder darunter.
Perspektivenlosikeit, Arbeitslosigkeit, Einsamkeit und Armut verkürzen die gesamtgesellschaftliche Lebenserwartung in einem Staat dramatisch. Wie sich diese Pandemie und die Bewältigungsstrategien auf die Menschen ökonomisch, gesundheitlich, politisch und kulturell in den verschiedenen Ländern auswirken, wird sich erst in der kommenden Dekade zeigen. Für die Staaten mit den härtesten Massnahmen (F, I, ESP) wird die Erhohlung schwierig werden.
Inwieweit das Leben einer Gesellschaft aufgrund einer Pandemie eingefroren werden soll, ist nicht eine Frage, die sich nur im Kapitalimsus stellt. Auch unter sozialistischen Produktionsbedingungen muss das austariert werden.
Du scheinst aus deiner (beruflichen?) Perspektive eher den Fokus auf den kurzfristigen somatischen Auswirkungen der Pandemie zu haben, ich als Sozialarbeiter eher auf den langfristigen soziokulturellen, psychischen, gesamtgesellschaftlichen Folgen. Beide Zugänge haben ihre Berechtigung, die Politik legt einen Mittelweg fest.
Jeder frühzeitige Tod ist einer zuviel. Ich denke, aber nicht das die Schweiz mit seinem Ansatz im Vergleich zu den anderen europäischen Staaten zu den Verlierern gehören wird. Wir können jederzeit die Massnahmen verschärfen, wenn die jetzigen nicht anschlagen. Alle Länder um uns herum stehen vor der Frage, wie soll es jetzt weiter gehen? Wo wollen wir wieder lockern? Oder soll ernsthaft bei euch gesellschaftlich, ökonomisch, sportlich und kulturell bis im Mai alles darnieder liegen?
Um mit dem Ausgangsthema abzuschliessen, der Sterblichkeit, stelle ich hier die Statistik von Zürich rein. Dem grössten Kanton mit der grössten Stadt der Schweiz und den moderatesten Massnahmen. Kaum ein Ausschlag. |
Angehängte Grafik:
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