Senator startet neu Das insolvente Filmunternehmen ist von allen Altlasten befreit und wieder "flüssig" - Aktie steigt Von Gerold Osterloh
Berlin - Ein Neustart rückt für die Berliner Senator Entertainment AG jetzt in greifbare Nähe. Zwar steckt sie noch immer im Insolvenzverfahren, weil ein Aktionär bei Gericht Einspruch gegen die Beschlüsse der Hauptversammlungen des vergangenen Jahres eingelegt hat, doch Christopher Borgmann ist guter Dinge: Auch die Holding werde bald aus der Insolvenz entlassen werden können, erklärt der Senator-Vorstand. Die Insolvenz habe das Geschäft 2004 arg behindert, für das laufende Jahr aber sei er recht zuversichtlich. Click here to find out more!
Borgmann setzt dabei nicht zuletzt auf den neuen Großaktionär Deutsche Bank. Das Institut habe überhaupt nicht in die laufenden Projekte eingegriffen, gebe aber durchaus Anregungen nicht nur in Finanzierungsfragen. Denn die Deutsche Bank sei insgesamt vielfach im Mediengeschäft tätig. Im übrigen fühlt sich Borgmann trotz des anhaltenden Insolvenzverfahrens wegen der Struktur der Gesellschaft ziemlich souverän, obwohl Insolvenzverwalter Rolf Rattunde nach wie vor das letzte Wort hat. Denn die Insolvenz betreffe nur die Holding. Die operativen Einheiten wie die Filmproduktion und der Verleih seien schon längst aus dem Verfahren entlassen. Und auf die komme es an.
Über Zahlen zum laufenden Jahr will sich Borgmann nicht einlassen, nach der Insolvenz befinde sich Senator "gewissermaßen in einer Lage wie ein Start-up", wie ein neugegründetes Unternehmen. Dazu komme, daß einzelne Projekte oft über Erfolg oder Mißerfolg eines Jahres entschieden. Die erfolgreich in Österreich gelaufene Komödie "Silentium" steht kurz vor dem Start in Deutschland und verspricht ein Millionenpotential, sagt er. Aus der Schweiz will Senator mit einer "Herr-der-Ringe"-Persiflage in den Verleih starten, und mit anderen Gesellschaften soll "Es ist eingelocht" mit Autor und Regisseur Peter Thorward produziert werden. Bereits auf dem Weg ist der Anti-Kriegsfilm "Merry Christmas" mit dem Schauspieler Daniel Brühl.
Am Geld kann der neue Start nicht scheitern. Die Deutsche Bank und andere Aktionäre, die die Kapitalerhöhung mitgemacht haben, haben die Gesellschaft für ihren Neuanfang reichlich ausgestattet. Die Kapitalerhöhung ist bei Gericht eingetragen und wirksam. Insgesamt 10,4 Mio. Euro hat Senator damit in die Kassen bekommen. Davon hat die Deutsche Bank bar rund 4,5 Mio. Euro geleistet. Weitere 6,2 Mio. Euro hat die Bank durch die Umwandlung von Krediten in Eigenkapital beigesteuert. Damit beträgt das Grundkapital von Senator Entertainment jetzt rund 20 Mio. Euro, wenn man den Kapitalschnitt auf 3,4 Mio. Euro einrechnet.
Inzwischen können sich die Aktionäre auch schon wieder reicher rechnen. Bei der Insolvenzanmeldung notierte die Aktie bei 0,79 Euro, die Kapitalerhöhung erfolgte zum Kurs von einem Euro, aktuell ist die Aktie an der Börse 1,40 Euro wert. Das mag ein Grund sein, weshalb sich so gut wie keiner der immer noch mehr als 30 000 Aktionäre verabschiedet hat. Größter Anteilseigner ist die Deutsche Bank mit 39,48 Prozent. Ihre Aktien aus der Umwandlung von Krediten hat sie weitgehend bei Fonds untergebracht, die nicht nur zu ihrem Konzern gehören.
Und was hat die Bank mit der Gesellschaft vor? "Wir geben Senator die Chance, sich neu zu strukturieren und am Markt zu entwickeln", sagt Stefan Perche von der Deutschen Bank in London. Senator sei auf jeden Fall keine strategische Beteiligung des Bankhauses, die man behalten wolle. Wann die Deutsche Bank sich von ihrem Anteil wieder trennen werde, könne zur Zeit aber niemand sagen.
Durch die Insolvenz ist Senator radikal von den Altlasten befreit worden, vom auf einmal fast wertlosen Filmstock und von der Beteiligung an der Cinemaxx-Kinokette. Auch die Kredite der Deutschen Bank schlagen nur noch mit 11 Mio. Euro zu Buche, zinslos bis Ende 2005. Die Deutsche Bank hat für ihr Engagement einen Besserungsschein über 10 Mio. Euro erhalten. In dieser Höhe wird sie also bevorzugt behandelt, wenn Senator wieder Gewinne macht. Die Zahl der Mitarbeiter im Konzern ist von 130 bei der Insolvenzanmeldung inzwischen auf unter 100 gesunken. Abgebaut wurde vor allem in der Zentrale und durch den Ausstieg bei den amerikanischen Tochtergesellschaften.
Moderation Zeitpunkt: 22.04.10 10:32 Aktion: Forumswechsel Kommentar: Falsches Forum
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