HALLE (SAALE)/MZ. Der Solarmodul-Hersteller Sovello aus Bitterfeld-Wolfen entlässt 500 Mitarbeiter und kämpft ums Überleben. Der Fensterspezialist Schüco schließt sein Solarzellen-Werk in Osterweddingen bei Magdeburg mit über 100 Mitarbeitern Ende September komplett. Beim größten Solarzellen-Hersteller des Landes, der insolventen Q-Cells AG aus Bitterfeld-Wolfen, laufen derzeit die Gespräche mit Investoren zum Erhalt des Standortes. Andere kleinere Hersteller haben bereits aufgegeben. Damit wird zumindest ein Teil der Fördermittel, mit denen das Land Sachsen-Anhalt den Bau neuer Anlagen unterstützte, ohne größeren Nutzen verpuffen. 37-Millionen-Darlehen für Sovello
Auf MZ-Anfrage teilte das Wirtschaftsministerium mit, dass das Land seit dem Jahr 2000 knapp 170 Millionen Euro an Zuschüssen und Darlehen ausgereicht hat. Der Großteil fiel dabei auf sogenannte GA-Fördermittel, die das Wirtschaftsministerium als Zuschuss für Investitionen auszahlte. Dies waren rund 134,6 Millionen Euro. Davon profitierten Unternehmen wie Q-Cells, Sovello und Schüco. Konkrete Zahlen zu den sogenannten "einzelbetrieblichen Zuschusshöhen" gibt das Ministerium wegen geänderten Datenschutz-Bestimmungen erst seit dem Jahr 2007 bekannt.
Danach erhielt der Dünnschicht-Produzent Calyxo aus Bitterfeld-Wolfen 9,4 Millionen Euro. Das Solarunternehmen ITS Halle Cell 14,93 Millionen Euro und der Solarglas-Hersteller Vetro Solar aus Bitterfeld-Wolfen 7,36 Millionen Euro. Die Zuschüsse für Q-Cells und Sovello werden nicht einzeln aufgelistet, da diese vor dem Jahr 2007 ausgereicht wurden. Neben Zuschüssen wurden auch Kredite vergeben. Aus dem Programm "Perspektive", das zur Unterstützung der Solarbranche von der landeseigenen Investitionsbank aufgelegt wurde, wurden rund 35 Millionen Euro an Darlehen für Unternehmen bewilligt. Das Kreditvolumen dürfte insgesamt aber höher sein. Denn wie die Investitionsbank Sachsen-Anhalt zuletzt mitteilte, hat sie allein bis Ende 2011 rund 37 Millionen Euro für das Unternehmen Sovello bereitgestellt.
Das Land rechnet damit, dass die gewährten Darlehen bei den Unternehmen, die sich in keinem laufenden Insolvenzverfahren befinden, planmäßig zurückgezahlt werden. Im Falle der insolventen Unternehmen, wie der Sovello GmbH, erwartet das Land "erhebliche Rückflüsse aus der Verwertung von Sicherheiten". Auch bei gewährten Zuschüssen rechnet das Land mit Rückzahlungen. Die Größenordnung sei zum heutigen Zeitpunkt aber nicht zu beziffern.
In der Zwickmühle
Das Land steckt bei seinen Forderungen vielfach in der Zwickmühle. Verlangt es etwa Darlehen von angeschlagenen Unternehmen zurück, wird ein Neustart und ein Arbeitsplatzerhalt erschwert. Verzichtet die Investitionsbank auf Rückzahlen, belastet das ihre Bilanz erheblich. |