Europa bauen - Medwedew
MOSKAU, 30. Januar (RIA Novosti). Trotz des weltweiten Finanzkollaps verzichtet Russland laut Präsident Dmitri Medwedew nicht auf den Bau der neuen Gaspipelines, Nord Stream und South Stream, nach Europa.
Nach der Inbetriebnahme dieser beiden Pipelines werde sich die Abhängigkeit Europas "von Launen des politischen Regimes in diesem oder jenen Staat" spürbar verringern, sagte Medwedew am Freitagabend in einem Interview für bulgarische Medien.
Auch den Bau des AKW Belene in Bulgarien werde Russland nicht auf Eis legen, Im Zusammenhang mit der Krise räumte der Präsident eine Aussetzung von unbedeutenden Projekten ein. "Was die Großprojekte anbetrifft, so halten wir daran fest."
Der Abschluss neuer internationaler Gasverträge und eine schnellstmögliche Diversifizierung der Gaslieferungen werden Medwedew zufolge eine Wiederholung der jüngsten Engpässe bei der Versorgung Europas unmöglich machen. "Das trifft auch auf die Balkan-Region zu."
"Der Stopp russischer Gaslieferungen im Januar war ein tragisches Ereignis, über das Russland als Energieträgerlieferant sowie betroffene russische Unternehmen betrübt sind. (Durch den Lieferstopp) wurden mehrere Länder, die russisches Gas abnehmen, in eine komplizierte Situation versetzt ... Wir müssen gemeinsam darüber nachdenken, wie wir derartige Gefahren in der Zukunft neutralisieren sollen", fuhr Medwedew fort.
Er als Präsident Russlands werde keine Garantien geben. "Garantien sollen von jenen gewährt werden, die diese Krise auf ihrem Gewissen haben. Die beste Garantie wären internationale Konsultationen zur Verhinderung derartiger Gaskrisen."
Medwedew sagte ferner, er möchte nicht, dass bulgarische Paratner auch künftig "von der politischen Situation in einem Transitland" abhängig blieben. "Ich als Jurist weiß, dass für den Lieferausfall im Grunde genommen der Lieferant und der Transiteur verantwortlich sind. Ich meine Unternehmen beider Länder, denn die Staaten selbst haften nicht, weil sie keine Energieträger liefern."
"Aber die juristische Verantwortung soll letztendlich auf der Seite liegen, die real an der Nichterfüllung von Verträgen schuld ist ... Deshalb sind umfassende Konsultationen zu diesem Thema notwendig, weil sich frühere Abkommen leider als uneffektiv erwiesen haben."
Medwedew würdigte die Position der Europäischen Union (EU), die zur Überwindung der Gaskrise beigetragen hatte. Zum Problem der Vermittler im Gasgeschäft sagte der Präsident, Russland brauche keine Zwischenhändler. "Diese wurden uns in der Ukraine aufgezwungen. Russland ist bereit, den Gashandel unmittelbar und im Namen des größten Gaslieferanten - Gazprom - zu betreiben ... Wir setzen auf transparente und direkte Beziehungen (im Gasgeschäft)."
Diese Probleme wolle er bei seinem bevorstehenden Treffen mit dem bulgarischen Präsidenten Georgi Parwanow zur Sprache bringen, sagte Medwedew.
Die Gasleitung Nord Stream soll bis 2012 von Russland durch die Ostsee nach Deutschland gebaut werden und erstmals Direktlieferungen von russischen Erdgas nach Europa ermöglichen. Durch die geplante Pipeline South Stream, die auf dem Grund des Schwarzen Meeres verlegt wird, soll russisches Erdgas nach Bulgarien, Serbien, Ungarn und Griechenland fließen. Das Atomkraftwerk im bulgarischen Belene wird vom russischen Unternehmen Atomstroyexport gemeinsam mit dem europäischen Konsortium CARSIB gebaut und soll 2014 ans Netz gehen. http://de.rian.ru |