Der S&P-500-Index ist ein Zins-Junkie

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neuester Beitrag: 13.10.04 20:12
eröffnet am: 13.10.04 18:35 von: Happy End Anzahl Beiträge: 2
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13.10.04 18:35

95441 Postings, 8509 Tage Happy EndDer S&P-500-Index ist ein Zins-Junkie

Die massiven Kursgewinne des vergangenen Jahres könnten sich unterschiedlich erklären lassen. Einmal damit, daß nach der offensichtlichen Trendwende jeder auf den rasch anfahrenden Zug nach oben dabei sein wollte. Zum anderen haben sich die extrem tiefen Zinsen, Steuersenkungen et cetera konjunkturell vor allem in Amerika, indirekt aber auch im stark wachsenden China positiv bemerkbar gemacht.

Das hat bei vielen Unternehmen die Gewinne zumindest im Vergleich mit dem stark gedrückten Ertragsniveau in den Jahren 2001 und 2002 stark steigen lassen. Sie profitierten aber nicht nur vom Basiseffekt, sondern auch von den zum Teil massiven Restrukturierungen und den extrem tiefen Zinsen. Das hat zusammen die Gewinnmargen deutlich steigen lassen.

Analysten haben (zu) hohe Gewinnerwartungen

Nach aktuellen Konsenserwartungen der Analysten liegt die erwartete Ertragsmarge der S&P-500-Unternehmen im laufenden Jahr bei 7,5 Prozent. Im kommenden Jahr soll sie mit 7,8 Prozent sogar noch höher liegen. Solche Erwartungen scheinen allerdings ambitioniert zu sein. Denn erstens liegt der 25-jährige Durchschnitt bei gerade einmal 4,7 Prozent. Zweitens dürften steigende Rohstoffkosten und steigende Zinsen sehr wahrscheinlich einen Strich durch diese optimistische Rechnung machen.

Allein der Ölpreis wird zwar die Gewinne der in diesem Bereich tätigen Unternehmen deutlich steigern. Gleichzeitig wird er aber die Ertragsentwicklung in viel mehr Branchen entweder direkt über steigende Kosten oder indirekt über höhere Preise bei „Inputfaktoren” deutlich dämpfen. Angefangen von den Fluglinien, über Aluminium- und Stahlhersteller, Chemie- und Maschinenbauunternehmen bis hin zu den Automobilzulieferern und Verlagen. Da Konsumenten ihr Budget umverteilen müssen, dürften selbst Restaurants, Hotels, der Handel und auch die Unterhaltungsindustrie mit verhaltenerer Nachfrage konfrontiert werden.

Finanzwerte profitierten überproportional von tiefen Zinsen ...

Selbst wenn sich die Rohstoffpreise bisher nur rudimentär in den Inflationsindizes zeigen, dürften die Zentralbanken die Leitzinsen weiter anziehen müssen. Denn die Geldmengen sind weltweit zu hoch und führten beinahe global zu einer Preisblase im Immobiliensektor. Auf Grund der tiefen Zinsen boomten in den vergangenen Jahren nicht nur die Hypotheken-, Konsumkredit- und anderen Banken, sondern selbst angebliche Industrieunternehmen wie etwa General Electric verdienen ihr Geld zu einem großen Teil mit Finanzgeschäften. Vor allem die amerikanischen Automobilhersteller erzielen ihre schwachbrüstigen Gewinne nicht etwa mit der Herstellung ihrer Fahrzeuge, sondern beinahe ausschließlich mit der Absatzfinanzierung.

So ist es kaum verwunderlich, wenn die Aktienkurse der Finanzwerte in den vergangenen Jahren deutlich angezogen haben. Ihr Anteil an der Marktkapitalisierung im S&P 500 hat stetig zugenommen und erreicht mittlerweile einen Rekordwert von mehr als 20 Prozent. Gleichzeitig stellen sie 28 Prozent der Gewinne der im Index vertretenen Unternehmen. Beides sind relative Rekordwerte. Sie deuten auf eine „Blasenentwicklung” hin.

... und sind deswegen stark im Index vertreten - das muß nicht so bleiben

Steigende Zinsen könnten hier einen deutlichen Tribut erfordern und dazu beitragen, daß die optimistischen Gewinnerwartungen deutlich enttäuscht werden. Vor allem dann, wenn die kurzfristigen Zinsen deutlicher anziehen sollten. Denn die Zinskurve ist historisch betrachtet ungewöhnlich steil und bietet Finanzunternehmen und Hedge Fonds, die sich kurzfristig refinanzieren und langfristig anlegen, gute Ertragschancen. Sollte der Rendite-Spread von 2,4 auf den langjährigen Durchschnitt von 1,8 Prozentpunkten zurückgehen, dürften die Erträge zurückgehen.

Blickt man auf die Entwicklung der Anteile der verschiedenen Branchen an der Marktkapitalisierung des S&P 500 in der Vergangenheit - siehe Infographik -, dann fällt neben der rasch korrigierten „Wertblase” der Technologiewerte um die Jahrhundertwende der stetige Rückgang der Energiewerte und der stetige Zuwachs der Finanzwerte auf. Die zunehmende Nachfrage nach Rohstoffen könnte zusammen mit steigenden Preisen und Zinsen zu einer Wende in der Entwicklung führen. Während Energiewerte unabhängig von möglichen Übertreibungen in der aktuellen „Energiemodewelle” davon längerfristig profitieren könnten, sollten wohl vor allem die Finanzwerte und die Finanzaktivitäten der Unternehmen eher kritisch betrachtet werden.

Quelle: faz.net

 

13.10.04 20:12

95441 Postings, 8509 Tage Happy EndUmstellung des US-Leitindexes S&P 500

Konsumgüteraktien als Verlierer der Streubesitzberechnung

bnb. New York, 29. September

Standard & Poor's (S&P) will bis September des kommenden Jahres die Neustrukturierung des Börsenbarometers S&P 500 sowie elf weiterer Indizes abschliessen. Noch wird der US-Leitindex auf Basis sämtlicher ausstehenden Aktien eines Emittenten ermittelt. Neu sollen die Titel nach dem jeweiligen Streubesitz gewichtet werden. Die Bereinigung der Indexgewichte um kaum umlaufende Aktienblöcke soll vermeiden, dass den Index exakt abbildende Anleger gezwungen sind, die Preise wenig liquider Titel künstlich in die Höhe zu treiben. Wie Berechnungen von S&P zeigen, wird im Zuge der Neuverkettung das Gewicht des Subindexes für Konsumgüter des alltäglichen Bedarfs im S&P-500-Index von 10,7% auf 9,8% sinken. Das Branchenbarometer für zyklische Konsumgüter büsst unterdessen 0,3 Prozentpunkte auf 10,75% ein. Die Bedeutung der Sektoren Energie und Gesundheit wird dagegen wachsen. Ihre Anteile nehmen um 0,3 Prozentpunkte auf 7,4% sowie um 0,4 Punkte auf 13,8% zu. Unter den 500 Indexmitgliedern erfährt Wal-Mart die stärkste Abwertung. Der Anteil des Retail- Riesen reduziert sich um 0,8 Punkte auf 1,3%.

Effekt hält sich in Grenzen

Standard & Poor's erwartet durch die Reform insgesamt nur moderate Auswirkungen. Die Folgen für die Entwicklung des S&P-500-Indexes seien minimal, heisst es in einer Mitteilung. So wäre die Entwicklung eines nach Streubesitz ermittelten S&P 500 in den vergangenen zwölf Monaten nur um 0,25 Prozentpunkte von der Performance des Indexes in seiner herkömmlichen Struktur abgewichen. Im Zuge der Neuberechnung dürften den Angaben gemäss aber immerhin 3,34% der vom Index erfassten Titel umgeschichtet werden.

Bei der Einführung ihrer globalen Indizes hatte sich Standard & Poor's schon 1997 für eine Berechnung nach Streubesitz entschieden und damit eine weltweite Entwicklung eingeleitet, der mit FT SE, Dow Jones & Company, Stoxx, Deutscher Börse sowie MSCI inzwischen die wichtigsten Indexanbieter gefolgt sind. Mit der derzeitigen Neustrukturierung reagiere S&P auf die Evolution des Marktes, begründet die Tochter des US-Verlagshauses McGraw-Hill die Umstellung des S&P-500-Indexes und der elf übrigen Barometer zum jetzigen Zeitpunkt.

Schattenindizes als Orientierung

Angekündigt hatte S&P die Umstellung im März dieses Jahres. Ab dem kommenden 15. Oktober will das Unternehmen für jeden der zwölf umzustellenden Indizes neben der herkömmlichen Version zwei weitere Barometer ermitteln. In einem Fall fliesst der Streubesitz zu 50% in die Berechnung ein, der zweite Index wird allein anhand des Free Float berechnet. Die Schattenindizes sollen es Anlegern erleichtern, ihr Portfolio der künftigen Berechnungsweise anzupassen. Massgeblich sei aber stets nur eine der Index- Varianten, betont S&P. Bis 18. März 2005 gelte der unbereinigte S&P 500, anschliessend der zur Hälfte auf dem Streubesitz basierende Index und ab 16. September kommenden Jahres der «Full Float»-Index.

http://www.nzz.ch/2004/09/30/bm/page-article9W5KQ.html

 

 

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