Zur Depotbeimischung bleibt der Wiener Nebenwert weiter interessant
Die Aktie des in Wien und Frankfurt notierten Pharmakonzerns Sanochemia zählt zwar nicht zu den illiquidesten Werten am Handelszettel, übertrieben rege gehandelt werden sie für gewöhnlich aber auch nicht. Umso bemerkenswerter, dass ab der zweiten Oktoberhälfte der Kurs bei ungewöhnlich hohen Umsätzen angezogen ist. „Kurspflege" dürfte also niemand betrieben haben. Noch dazu da den Kurszuwächsen mehrere positive Nachrichten vorangegangen waren - zwei davon waren sogar sehr bedeutend. Gütesiegel aus den USA. Zum einen haben nach jahrelangem Warten die Experten der US-Arzneimittelzulassungsbehörden die Produktionsanlagen für Radiologieprodukte im burgendländischen Neufeld inspiziert, und auch schon die mündliche Zusage erteilt, dass sie den strengen US-Kriterien entsprechen. Die schriftliche Ausfertigung ist zwar noch ausständig, und es können noch Auflagen dazukommen, dennoch ist es ein Meilenstein. Eine finale Zulassung würde für Sanochemia enormes Absatzpotenzial am riesigen US-Markt bedeuten. Das Röntenkontrastmittel Scanlux hat bereits für Amerika eine Zulassung und das Magnetresonanz-Kontrastmittel MR-Lux wurde im Juni für die Zulassung eingereicht.
Die andere Meldung betraf die Einreichung für Sanochemias zweites MR-Kontrastmittel, Cyclolux, in Europa. Dazu muss man wissen, dass der Wiener Konzern im Kontrastmittelbereich generell sogenannte Branded Generics herstellt. Es werden also Originalpräparate nachgebaut und weiterentwickelt. Cyclolux soll ein besseres Sicherheitsprofil und weniger Nebenwirkungen haben. Auch hier ist das Marktpotential groß, wenn man bedenkt, dass die Magnetresonanz-Tomografie immer öfter zum Einsatz kommt, weil diese Untersuchungsmethode wesentlich genauer ist, als ein Röntgen. Bereits heute ist der Markt für MR-Kontrastmittel in Europa rund 350 Millionen € groß, wobei Sanochemia einen Marktanteil von mindestens drei Prozent anpeilt. In den USA ist der MR-Markt 300 Millionen US-$ groß. Der Vertrieb von Cyclolux in Europa und der Vertrieb des Kontrastmittelportfolios in den USA dürfte zwar kaum vor 2014 starten, verspricht mittelfristiges aber steigende Umsätze.
Asien und Afrika boomen. Weniger fern ist die Zahlenvorlage zum Geschäftsjahr 2012/13 (per Ende September), die im Dezember über die Bühne gehen soll. Wann genau, ist noch unklar. CEO Werner Frantsits hatte zuletzt ein Umsatzwachstum von zehn Prozent auf 33 Millionen € und ein positives Betriebsergebnis prognostiziert. Ganz einfach dürfte das nicht werden, wenn man bedenkt, dass der Umsatz in den ersten neun Monaten im Vorjahresvergleich nur um vier Prozent gestiegen ist.
Zudem fällt von den vier Geschäftsquartalen tendenziell immer eines schwächer aus, was an der Auslieferung von synthetischem Galantamin an die Pharmakunden liegt. Und die ersten drei waren in dieser Hinsicht bereits relativ stark. Der Wirkstoff Galantamin kommt bei Alzheimer zum Einsatz und war für Sanochemia seit der Gründung ein wichtiger Umsatzbringer. Aufgrund auslaufender Patente ist die Tendenz aber rückläufig, während die Kontrastmittel immer mehr an Bedeutung gewinnen. Aktuell haben die Wiener in dem Bereich weltweit mehr als 100 Zulassungen und weitere 25 Projekte im Zulassungsprozess. Bereits in den ersten neun Monaten sind die Exporte im Radiologiebereich um 30 Prozent gestiegen, und dem vernehmen nach, dürfte sich der Trend weiter fortgesetzt haben. In Europa stagnieren die Umsätze zwar, in Asien und Afrika läuft es aber prächtig. Wobei es erstaunlich ist, wie wendig sich eine relativ kleiner Pharmakonzern mit einem Jahresumsatz von zuletzt 30,15 Millionen in einigen exotischen Ländern bewegt. Erreicht wird das in der Regel mit lokalen Partnern, wobei man in der Vergangenheit in dieser Hinsicht auch schon mal danebengegriffen hat. Etwa in den USA.
Spannung verspricht die Partnersuche bei einem innovativen Blasenkrebskontrastmittel, das derzeit in einer Phase IIb Studie an Patienten getestet wird. Gespräche dazu sind bereits im Laufen, um die kapitalintensive Phase III gemeinsam anzugehen. Zuletzt wurde durch die Begebung einer Anleihe mit einem Volumen von zehn Millionen € der finanzielle Spielraum ausgebaut. Dadurch sind zwar die liquiden Mittel in den ersten Neun Monaten auf 5,75 Millionen € kräftig angestiegen. Die erste Kuponzahlung im August 2013 in Höhe von stolzen 7,75 Prozent dürften sich im Gesamtjahresergebnis allerdings in einem deutlich gesunkenen Finanzergebnis bemerkbar machen.
Fazit. Daher gehen wir an dieser Stelle nicht davon aus, dass auch bei plangemäßer Erreichung eines posititven EBIT im Geschäftsjahr 2012/13 unterm Strich Schwarze Zahlen stehen werden, auch wenn das in den ersten neun Monaten mit 462.000 € noch gelang. Die auf nur einem Analysten basierende KGV-Schätzung für das Geschäftsjahr dürfte zu optimistisch sein. Dennoch könnten Kontrastmittelzulassungen in weiteren Ländern positive Impulse für die Aktie bringen. Hinzu kommen die positiven Aussichten für 2014, sollten die Fahrpläne für Europa und den USA eingehalten werden. Zudem liegt der Buchwert je Aktie trotz gestiegenem Kurs mit 4,06 € noch immer beim Doppelten des Aktienkurses. Zur Depotbeimischung bleibt der Nebenwert also weiter interessant. Quelle: Wirtschaftsblatt |