Rauhnächte - 24. Dezember bis 5. Januar
Mindestens 12 Rauhnächte
Die Rauhnächte waren bei unseren Vorfahren Heilige Nächte. In ihnen wurde möglichst nicht gearbeitet, sondern nur gefeiert, wahrgenommen und in der Familie gelebt.
Es gibt 12 Rauhnächte! Diese Rauhnächte gingen immer von Nacht zu Nacht. Also von 24.00 Uhr an Heilig Abend, der "Mutternacht" bis 24.00 Uhr am 25. Dezember - das war die erste Rauhnacht. "Nacht" deswegen, weil wir uns nach dem keltischen Jahreskreis in der Jahresnacht befinden.
Somit ist der ganze Tag "Nacht". Und die letzte Rauhnacht endet um 24.00 Uhr am 5. Januar. Diese Nacht ist wieder eine besondere Nacht, die Perchten-Nacht, wo an vielen Orten in Bayern und Österreich Perchtenläufe abgehalten werden.
Danach ist dann Heilig-Drei-König, das Fest, das auch Epiphaniea, "Erscheinung", genannt wird. Es gibt aber auch Varianten von z.B. 13 Rauhnächten, weil man davon ausgehen kann, daß die alten keltischen Stämme sich nach dem Mond richteten und 13 Mondmonate hatten. Und dann gibt es noch besondere Variante, daß die Rauhnächte an der Wintersonnwende beginnen, sprich am 21. Dezember mit der Thomasnacht. Der Name Thomas bedeutet übersetzt "Zwilling". Das ist deshalb interessant, weil der Apostel Thomas auch als Zwilling von Jesus angesehen wurde. Und sind nicht die Sonnwenden auch eine Art von Zwillingen: Sommersonnwende und Wintersonnwende.
Und über vielen Kirchenportalen kann man heute noch 2 Wölfe oder Wolfsdrachen (=Zwillingswölfe) sehen, die für die Sonnwenden stehen. Sie stehen sich gegenüber, und der eine bedeutet die Zeit vor der Sonnwende und der andere die Zeit nach der Sonnwende. Die Anzahl der Rauhnächte kann im letzteren Fall variieren, und es ist eine Frage der Wahrnehmung, wie lange eine Rauhnacht geht. Bei dieser Wahrnehmung geht es um Zeitqualitäten, bei denen man oft sher genau spürt, daß diese Rauhnacht evtl. auch 2 Tage geht und einen größeren Zeitraum einnimmt als eine andere. Und diese Wahrnehmung ist wiederum wichtig für die Deutung und Zuordnung der Monate des folgenden Jahres.
Deutungssysteme
Die Alten benutzten jede dieser Rauhnächte für einen Monat des Jahres zum Deuten und Orakeln. Somit steht die erste Rauhnacht für den Januar, die zweite für den Februar und so fort. Sie beobachteten alles: Wetter, wie das Essen geschmeckt hat, ob gestritten wurde oder ob es friedlich zuging. Ob an diesem Tag alles glatt lief oder es Probleme gab. Und wenn ja, welche Probleme usw. Alles, auch das noch so Unwichtige, hatte eine Bedeutung. Und wer es verstand, der konnte den dazugehörigen Monat im Vorhinein deuten. Man konnte das Ganze auch noch weiter diferenzieren. So waren immer zwei Stunden einer Rauhnacht stellvertretend für einen kommenden Monat. Die ersten beiden Stunden von 0.00 Uhr bis 2.00Uhr in der Nacht standen immer für den Januar, die nächsten zwei für den Februar und so fort bis zu den letzten beiden Stunden, die für den Dezember standen. Und das jeden Tag.
Verwandlungstage
Dann gab es besondere Tage, wie der 28. Dezemberan hatte die ersten drei Tage nur Streit, das Wetter war grauenvoll usw., dann hatten man am 28. Dezember) dem Tag der Kinder, die Möglichkeit, alles wieder gut zu machen und aufzulösen. Dazu war es wichtig, sich alles nochmal genau vorzustellen und dann in weißes Licht zu tauchen oder in violettes und es verwandeln zu lassen in etwas Positives. Das gleiche konnte man am Ende auch nochmal machen - also am 5. Januar, dem Hohen-Frauen-Tag. Darum wurden diese Rauhnächte vorsichtig und wachsam begangen, da sie das ganze kommende Jahr in sich bargen und jeder selber dafür verantwortlich war, wie er die Weichen stellte.
Perchtenumzüge
In der letzen Nacht, dem 5. Januar, wurde das ganze Haus, die Ställe und mancherorts auch rund ums Grundstück herum ausgeräuchert. Es gab auch an vielen Orten in dieser Zeit wieder die schon erwähnten Perchtenümzüge - die Wilde Jagd darstellend mit Dämonen, Geistern und bestimmten Tieren und der Percht als Wintergöttin. Dahinter stand, wie in vielen Traditionen der Schamanen auch, daß diese Geister eigentlich vertrieben werden sollten, damit sie einen nicht befielen mit Krankheiten und Tod. Das ist ja auch das, was die Schamanen in allen Traditionen versuchen, sich in die Welt der "Geister und Dämonen" zu versenken, um dort die krankheitsbringenden Wesenheiten zu konfrontieren. Das ist nicht nur einfach eine Theorie und was uraltes, wie Märchen und Mythen, sondern das ist etwas, was auch heute noch in unseren Seelen wirkt und wo wir oft niemanden haben, der das zu verstehen weiß und damit umgehen kann. Dann werden die Menschen krank, haben Depressionen usw. und keiner weiß so recht, warum. |