Während hier zu Lande die Hexen die Walpurgisnacht beschreiten, beenden die Bären ihren Tanz auf dem Parkett der New Yorker Börsen. Der Dow Jones Industrial konnte seinen Tageshöchstverlust von 71 Punkten zwar bis zum Handelsschluss reduzieren, notiert nach dem Schlussgong aber weiterhin im Minus bei 8.471,54 Punkten (-0,37 Prozent).
Die Technologiebörse NASDAQ schloss bei 1.463,94 Punkten ebenfalls mit leichten Verlusten von 0,5 Prozent.
Im Blickpunkt der Anleger lag neben weiteren Quartalszahlen vor allem der schwache Dollar. Er erlebte bei einem Devisenkurs von 1,1177 Dollar je Euro ein Vier-Jahres-Tief gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung.
Notenbank-Chef Alan Greenspan meldete sich heute ebenfalls zu Wort. Er sieht die US-Wirtschaft vor einer Erholung, gab jedoch keinen zeitlichen Rahmen an. Sorgenfalten bereitet ihm hingegen die magere Investitionsbereitschaft der US-Unternehmen.
Unternehmensberichte:
Der Reifenhersteller Goodyear Tire & Rubber Company veröffentlichte seine Zahlen für das erste Quartal. Wie der Konzern in den USA berichtete, vergrößerte sich der Verlust im Vergleich zum Vorjahresquartal von 63,2 auf 163,3 Mio. Dollar. Der EPS erhöhte sich von Minus 39 Cents auf Minus 93 Cents. Analysten hatten mit einen Verlust je Aktie von 26 Cents gerechnet. Die Umsatzschätzung hatte bei 3,3 Mrd. Dollar gelegen. Tatsächlich kletterte der Umsatz von 3,3 auf 3,5 Mrd. Dollar. Das Unternehmen betreibt über 85 Fabriken in 28 Ländern. Laut Robert J. Keegan belasteten das Unternehmen die schwächeren Verkäufe, gestiegene Materialkosten und hohe Pensionszahlungen. Für das laufende Quartal gehen Analysten von einem Verlust von 4 Cents je Aktie und einem Umsatz von 3,4 Mrd. Dollar aus.
Wie das Wall Street Journal heute berichtet hat, wird der Mischkonzern Tyco International Ltd. im Rahmen der Präsentation seiner Zahlen zum zweiten Quartal wahrscheinlich neue Bilanzierungsunregelmäßigkeiten in Höhe von rund 1,2 Mrd. Dollar bekannt geben. Der Zeitung zufolge könnte diese neue Enthüllung die Frage aufwerfen, ob Investoren, die im Januar 4,5 Mrd. Dollar für eine Wandelanleihe des Unternehmens gezahlt haben, ein komplettes Bild der Finanzen des Tyco-Konzerns gezeigt wurde. Zuletzt hatte Tyco seinen Investoren im Dezember 2002 versichert, dass nach einer monatelangen internen Untersuchung, angeführt vom Rechtsanwalt David Boies, keine Erkenntnisse über einen signifikanten Betrug im Konzern erlangt wurden. Nach Angaben der Zeitung kämen nun weitere 1,2 Mrd. Dollar an Bilanzunregelmäßigkeiten zu den bereits vorhandenen in Höhe von 265-325 Mio. Dollar hinzu, was insgesamt einen Bilanzskandal über rund 1,5 Mrd. Dollar bedeuten würde.
Die zweitgrößte US-Fluggesellschaft United Airlines kann ein wenig aufatmen. Gewerkschaften und Unternehmensführung haben sich auf einen Kostenreduzierungsplan geeinigt. Dieser sieht vor, die Kosten jährlich um 794 Mio. Dollar zu kürzen. Das beinhaltet auch Gehaltseinbußen für die Arbeiter und Angestellten in Höhe von 13 Prozent. Nur mit diesen harten Einschnitten sei das Überlegen der Fluglinie möglich, sagte die Konzernleitung. Piloten, Flugbegleiter, Meteorologen und Flugverkehrbetriebsregler haben ihren Einsparungen bereits am Dienstag zugestimmt. So verzichteten Flugbegleiter auf 9 Prozent ihres Lohns, um insgesamt Kosten von 314 Mio. Dollar pro Jahr einzusparen. Um den Konkurs abzuwenden, sind bei der Fluggesellschaft und ihrer Mutter UAL Corp. insgesamt Einsparung im Bereich von 2,56 Mrd. Dollar jährlich notwendig. Die Unternehmensführung sieht nach dem ausgehandelten Kompromiss nun wieder gute Chancen, den Konzern langfristig fit zu machen. Die Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen machten jedoch deutlich, dass die Votierung für die Einschnitte alles andere als ein Jubelgrund ist. Es war ihnen jedoch klar, dass nur mit den harten Einbußen das Überleben der Fluglinie möglich ist.
Das Merchandising- und Medien-Unternehmen Martha Stewart Living Omnimedia Inc. meldete für das erste Quartal einen operativen Verlust von 7,5 Mio. Dollar. Ein Jahr zuvor hatte man noch einen Gewinn von 5,8 Mio. Dollar ausgewiesen. Der EBITDA betrug Minus 5,4 Mio. Dollar nach einem Gewinn von 8,8 Mio. Dollar im Vorjahr. Stark angestiegen ist der Nettoverlust. Dieser erhöhte sich von 234.000 auf 4,5 Mio. Dollar oder 9 Cents je Aktie. Analysten hatten mit einem Verlust von 6 Cents je Aktie gerechnet. Ebenfalls rückläufig war der Gesamtumsatz im Berichtszeitraum: Dieser fiel von 68,0 auf 58,0 Mio. Dollar. Besonders kräftig ist der Umsatz im Bereich Publishing gefallen. Hier sanken die Erlöse von 43,1 auf 34,1 Mio. Dollar. Grund für den Rückgang um über ein Fünftel waren die schwächeren Auflagen verschiedener Lifestyle-Magazin und der Rückgang der Werbebuchungen in den Magazinen. Die Unternehmensgründerin und CEO Martha Stewart muss sich derweil gegen eine Ermittlung zur Wehr setzen. Ihr wird im Zusammenhang mit dem Verkauf von ImClone-Aktien Insider-Handel vorgeworfen. Für das zweite Quartal sieht der CFO James Follo den Verlust je Aktie im Bereich von 3 bis 5 Cents.
Der Kosmetikkonzern Estee Lauder Cos. Inc. teilte mit, dass er seinen Gewinn im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 65 Prozent steigern konnte, was auf einen schwachen Dollar und höhere Umsätze bei Hautpflege-Produkten zurückzuführen ist. Der Nettogewinn belief sich auf 83,8 Mio. Dollar bzw. 33 Cents pro Aktie nach 50,7 Mio. Dollar bzw. 19 Cents pro Aktie im Vorjahr. Analysten hatten einen Gewinn von 28 Cents pro Aktie prognostiziert. Der Umsatz stieg um 10 Prozent auf 1,24 Mrd. Dollar. Das Unternehmen rechnet für das Gesamtjahr weiterhin mit einem Gewinn von 1,28-1,33 Dollar pro Aktie und einem Umsatzplus von 7 Prozent. Analysten gehen von einem EPS-Ergebnis von 1,28 Dollar aus.
Das Agrarunternehmen Monsanto Co. verzeichnete im ersten Quartal des laufenden Jahres einen Nettogewinn von 60 Mio. Dollar bzw. 23 Cents je Aktie. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern noch einen Verlust von 1,74 Mrd. Dollar bzw. 6,59 Dollar je Aktie veröffentlicht. Der hohe Verlust im ersten Quartal 2002 kam allerdings auf Grund von einer Abschreibungsbelastung in Höhe von 1,8 Mrd. Dollar bzw. 6,92 Dollar je Aktie zustande. Exklusive der Belastungen betrug der Verlust im Berichtszeitraum 72 Mio. Dollar bzw. 28 Cents je Aktie nach einem Verlust von 86 Mio. Dollar oder 33 Cents je Aktie. Der Umsatz verringerte sich von 1,22 auf 1,15 Mrd. Dollar. Der Monsanto-Konzern, der unter anderem Herbizide produziert, investierte im abgelaufenen Quartal 116 Mio. Dollar und damit 2,5 Prozent weniger als im Vorjahr in die Forschung. Für das zweite Quartal erwartet der Konzern einen Gewinn je Aktie von 91 Cents bis 1,05 Dollar und für das Gesamtjahr 1,25 bis 1,40 Dollar je Aktie. Analysten rechnen mit einem EPS im zweiten Quartal von 94 Cents und im Gesamtjahr von 1,25 Dollar.
Der US-Energieversorger Ameren Corp. konnte sein Ergebnis für das erste Quartal 2003 steigern. Demnach fuhr das Unternehmen einen Nettogewinn in Höhe von 101 Mio. Dollar oder 63 Cents je Aktie ein. Aufgrund einer geänderten Bilanzierung von Pensionsrückstellungen sind darin allerdings zusätzliche Gewinne in Höhe von 11 Cents je Aktie enthalten. Lässt man diesen Posten unberücksichtigt, resultiert ein Gewinn in Höhe von 82 Mio. Dollar oder 52 Cents pro Aktie, was immer noch über dem Vorjahresgewinn von 59 Mio. Dollar liegt. Analystenschätzungen lagen im Schnitt bei 47 Cents je Aktie. Die Umsatzerlöse betrugen im ersten Quartal rund 1,1 Mrd. Dollar, was einer deutlichen Steigerung gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Damals hatte Ameren noch 874 Mio. Dollar umgesetzt. Für das Gesamtjahr 2003 rechnet Ameren mit einem Gewinn zwischen 2,80 und 3,05 Dollar je Aktie. |