Meldung 07.11.2008 11:53 14 Dax-Firmen haben schon gewarnt von Bettina Seidl Die Quartalssaison ist in vollem Gange. Die Mehrheit der Dax-Konzerne hat bereits Zwischenbilanz gezogen nach dem dritten Quartal. Oft keine gute. Die meisten sind skeptisch für die Zukunft, 14 Dax-Mitglieder kappten in dieser Berichtsperiode sogar ihre Jahresziele. Man musste keine prophetischen Fähigkeiten haben, um zu wissen, dass im Angesicht der Finanzkrise auch in dieser Quartalsaison nichts Gutes aus der Welt der Banken und Versicherer dringt. Es kam, wie es kommen musste, Hiobsbotschaften in Serie. Post und Postbank gaben eine Gewinnwarnung heraus. Bei den anderen Banken war das nicht mehr nötig. Commerzbank und Deutsche Bank haben schließlich schon vor einem halben Jahr ihre Jahresziele aufgegeben. Auch jetzt bei Präsentation der Zahlen zum dritten Quartal ist der Tenor wieder skeptisch. Angesichts der Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten sei man vorsichtig für den restlichen Jahresverlauf, erklärt die Commerzbank. Eine seriöse Ergebnisprognose für 2008 sei nicht möglich. Sie beantragt zudem staatliche Hilfe – und streicht dafür die Dividende. Die roten Zahlen im dritten Quartal strapazieren die Nerven der Aktionäre zusätzlich.
Ähnlich skeptisch bleibt die Deutsche Bank, die immer noch keine Prognose fürs Gesamtjahr wagt. Auch Deutschlands Geldinstitut Nummer eins, hat keine vorzeigbare Quartalsbilanz, der Branchenprimus kann nur dank neuer Bilanzierungsregeln einen Verlust umschiffen. Was Aktionären nicht schmeckt: Auch die „Deutsche“ denkt über eine Dividendenkürzung nach. Und wie blickt die der Immobilienfinanzier Hypo Real Estate, in die Zukunft? Will man Bilanz ziehen, wie viele Unternehmen in dieser Quartalsberichtssaison schon eine Gewinnwarnung ausgesprochen haben, läuft die Hypo Real Estate gewissermaßen außer Konkurrenz. Was sollte es Anleger interessieren, ob es schlecht, sehr schlecht oder miserabel aussieht? Schließlich steht die Bank am Rande des Abgrunds – und wagt schon lange keinen Ausblick mehr.
Versicherer leiden – Deutsche Börse jubiliert Die Versicherer haben die Krise ebenfalls leidvoll zu spüren bekommen. Sie legen nämlich traditionell einen Teil ihrer Kundengelder in Aktien an, und diese Depots sind durch den dramatischen Kursrutsch an den Börsen drastisch zusammengeschmolzen. Die Versicherer müssen Milliarden abschreiben. Die Münchener Rück kappte heute ihre Jahresziele, hatte aber ein Trostpflaster für die Aktionäre: Sie will weiter eine hohe Dividende zahlen. Die Allianz wird sich erst am nächsten Montag in die Karten schauen lassen, zwei verkappte Gewinnwarnungen gab es in diesem Jahr bereits.
Unter den Finanztiteln im Dax scheint es einzig der Deutschen Börse so richtig gut zu gehen. Der Börsenbetreiber dürfte wegen der regen Handelstätigkeit an den Börsen in diesem Jahr sogar Rekorden entgegensteuern.
Autobranche – nur VW sieht Lichtblicke Neben der Finanzbranche ist die Autobranche der zweite große Krisenfall. Lediglich Volkswagen bekräftigte seine Jahresziele für 2008 – im nächsten Jahr wollen die Wolfsburger sogar besser abschneiden als der Markt. BMW und Daimler hatten Schocknachrichten für die Anleger. Erst die Gewinnwarnungen im Sommer, dann im Herbst ein Nachschlag, eine weitere Korrektur nach unten. Der hohe Benzinpreis lässt Verbraucher eher ans Sparen denken, denn ans Geldausgeben, die Absatzzahlen der Fahrzeughersteller leiden. Ob die Steuergeschenke der Regierung den nötigen Kaufanreiz geben werden, ist fraglich. Die Zulieferbranche leidet nicht minder: Der Reifenhersteller Conti hat schon im September mit einer Gewinnwarnung Schrecken verbreitet.
Und sonst? Auch der LKW- und Maschinenbauer MAN kappte sein Umsatzziel. Ebenso die Lufthansa, der hohe Kerosinpreis drückt die Gewinne. SAP hatte bereits Anfang Oktober vor einer sich abschwächenden Geschäftstätigkeit gewarnt. Für den Rest des Jahres sind sinkende Ergebnismargen angekündigt.
Schlecht sind auch die Aussichten bei BASF. Die Finanz- und Wirtschaftskrise erreicht eben auch den weltgrößten Chemiekonzern. BASF verabschiedete sich von seiner Ergebnisprognose, in diesem Jahr wird man wohl nicht das Niveau des Vorjahres erreichen. Immerhin soll der Umsatz steigen. Bei Henkel – bekannt für seine Marken Schauma, Persil und Pritt – sieht es ebenso aus: Gewinnziel gekappt, Umsatzziel bestätigt. Auch K+S schraubte seine Gewinnziele herunter. Wenngleich die neue, vorsichtigere Ergebnisprognose immer noch sensationell gut ist, spricht doch der Salz- und Düngemittelproduzent von einer Verfünffachung.
Und wer sind die Guten? Gewinnwarnungen wohin man schaut, doch es gab auch Positives. So bestätigten Bayer, Telekom, Linde und Metro ihre Jahresprognosen – und wie schon erwähnt, VW.
Thyssen Krupp war bis vor kurzem sogar noch optimistischer: Im August schraubte der Stahlproduzent seine Prognose nach oben. Allerdings dürfte es auch hier vorbei sein mit der guten Stimmung. Die Nachfrage schwächte sich in den letzten Wochen deutlich stärker ein als erwartet, gab der Stahlriese jetzt zu. Die Produktion wird deshalb gedrosselt. Ende November wird ThyssenKrupp seine Bilanz für das Geschäftsjahr 2007/2008 veröffentlichen. Und wohl auch einen – pessimistischen – Ausblick auf das im Oktober angelaufene neue Geschäftsjahr werfen.
Neben ThyssenKrupp (28.11.) und Allianz (10.11.) stehen noch fünf weitere Konzerne im aktuellen Quartalsreigen aus. Das sind die Versorger Eon (12.11.) und RWE (11.11.). Außerdem werden noch Infineon (3.12.) und Siemens (13.11. )ihr Zahlenwerk präsentieren. |