UMS-Aktie scheint eine Spekulation wert
Hightech wie Positronen- Emissions- Tomographen gehören zum Geschäft von UMS 14. August 2006
Wenn eine Strategie, die sich eine Unternehmensführung zurechtlegt, nicht verfängt und es schief geht, dann hat das viel Ähnlichkeit mit einem abstürzenden Flugzeug. Nicht immer gelingt es dem Piloten, die Maschine vor dem Boden noch abzufangen und wenn es ihm gelingt, dann bedeutet dies eine Menge Arbeit, bevor er wieder den eigentlichen Kurs aufnehmen kann.
So könnte sich das Management des Medizintechnik-Unternehmen United Medical Systems (UMS) in den vergangenen Jahren gefühlt haben. Wie Vorstandschef Jorgen Madsen im Geschäftsbericht für das vergangene Jahr einräumte, war die in Europa nach dem Börsengang 2001 eingeschlagene Investititons- und Akquisitionspolitik „in Teilen verfehlt“.
Konsequenzen von Fehlern großteils beseitigt Die Konsequenzen zeigten sich deutlich in der fundamentalen Entwicklung. Stieg der Umsatz in den Jahren 2002 und 2003 noch um 29 bzw. zwölf Prozent, kam er danach ins Rutschen. Vor allem aber brachte das Jahr 2002 schon einen Rekordverlust aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit. Diese konnten in den Folgejahren reduziert werden, doch nachhaltig profitabel wurde man nicht. Aufgrund eines negativen Zinsergebnisses stand zudem unter dem Strich immer ein Minus.
Deren Folgen konnten erst rund vier Jahre später beseitigt werden. Zu diesem Zweck verkaufte das Unternehmen seine verlustbringende Tochter PET Scans of America, die Zentren für Positronen-Emissions-Tomographie in 13 Bundesstaaten betreibt. Den Liquiditätszufluß nutzte man zur „Beseitigung“ der Folgen der verfehlten Europapolitik, indem man Aktivitäten in Irland und England veräußerte, Wertberichtigungen vornahm und in erheblichem Umfang „nicht bilanzierte Verbindlichkeiten“ abbaute. Das hatte zwar noch einmal einen gewaltigen Umsatzeinbruch um 35 Prozent auf 38,4 Millionen Euro und mit einem Minus von 9,7 Millionen Euro den zweithöchsten Verlust der vergangenen fünf Jahre zur Folge, doch sah man sich so gestärkt, um sich ganz auf die „wachstumsstarken Märkte in Nord- und Südamerika“ zu konzentrieren - obgleich die Desinvestitionspolitik noch nicht abgeschlossen ist. So wurden im dritten Quartal weitere Geschäftseinheiten in Deutschland und den Niederlanden verkauft.
Gutes erstes Halbjahr
Damit sei die strategische Neuausrichtung der UMS-Gruppe aber nahezu vollständig abgeschlossen. Im Hinblick auf die noch verbliebene relativ kleine Beteiligung an einem radiologischen Diagnosezentrum in Deutschland kann voraussichtlich noch im laufenden dritten Quartal eine Entscheidung über den Verkauf oder die Fortführung getroffen werden.
Im ersten Halbjahr 2006 betrug das Konzernergebnis nach Steuern und Abzug der Minderheitenanteilen 1,4 Millionen Euro und übertraf damit das Ergebnis des Vorjahreszeitraums um mehr als das Doppelte. Damit beläuft sich das Ergebnis je Aktie der fortzuführenden Geschäftsbereiche im ersten Halbjahr bereits auf 0,28 Euro. Hingegen bedeutet das auch, daß das zweite Halbjahr mindestens ebenso gut laufen muß, um die im Geschäftsbericht 2005 avisierten 55 Cent zu erreichen. Der Vorstand ist indes optimistisch, das Ergebnisziel zu erreichen.
Erfreulich hätten sich auch die Bilanzkennzahlen entwickelt. Die auf die fortzuführenden Geschäftsbereiche entfallenden Verbindlichkeiten betrugen zum 30. Juni 2006 lediglich 17,3 Millionen Euro nach noch 29,6 Millionen Euro zum 31. Dezember 2005. Die Eigenkapitalquote stieg von 30,7 Prozent zum Jahresende 2005 auf 36,0 Prozent zum 30. Juni 2006 an.
Gutes zweites Quartal
Im zweiten Quartal stieg der Umsatz ohne die im dritten Quartal verkauften Geschäftseinheiten in Deutschland und den Niederlanden gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent auf rund 9,2 Millionen Euro. Das Wachstum habe sich dabei auf alle Geschäftsbereiche gestützt, insbesondere auf die Ausweitung der Urologieaktivitäten in Michigan.
Das Bruttoergebnis verbesserte sich im Vergleich zum zweiten Quartal 2005 von 3,5 Millionen Euro auf 4,6 Millionen Euro und das operative Ergebnis (Ebit) um 29 Prozent auf 2,8 Millionen Euro. Das Konzernergebnis nach Steuern inklusive Minderheitenanteile betrug 1,9 Millionen Euro nach 1,2 Millionen Euro im Vorjahr, wurde aber durch die inzwischen verkauften europäischen Geschäftseinheiten noch mit rund 100.000 Euro belastet.
UMS bietet medizinische Versorgungskonzepte der Hightech-Medizin und vermarktet mobile Dienstleistungen für Kliniken und Fachärzte wie Systemmanagement und Einsatz von Applikationsspezialisten bis hin zum Betrieb von Diagnose- und Therapiezentren.
Günstige Bewertung, wenn die Wende gelingt
Das ist grundsätzlich ein Wachstumssektor, nur scheint das Unternehmen in den vergangenen Jahren nicht immer und überall die richtige Herangehensweise gefunden zu haben. So dürfte es im deutschen Klinikwesen durchaus Vorbehalte gegen den Einsatz mobiler Fachabteilungen geben, nicht zuletzt weil dies im Zuge der Kostenentwicklung im Krankenhauswesen die Existenz mancher Klinikabteilung und sogar mancher Klinik gefährden könnte oder darin zumindest eine Bedrohung gesehen wird.
Wie dem auch sei, nachdem im ersten Quartal bereits das beste Nettoergebnis seit 2002 erzielt wurde, konnte im ersten Halbjahr das beste Ergebnis seit 2001 verbucht werden. Das macht durchaus Mut, daß UMS endlich die lang ersehnte Wende gelingt. Allerdings war diese auch schon früher erwartet worden. So war 2003 von Analysten einmal ein Gewinn von 27 Cent je Aktie für erwartet worden, am Ende blieb ein Verlust von 36 Cent.
Das sollte zur Zurückhaltung mahnen, zumal aus den unterschiedlichsten Gründen das Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren im Abschlußquartal stets ein deutliches Minus verbucht hat. Nichtsdestoweniger bietet sich eine Chance. Denn sollte UMS tatsächlich einen Gewinn von 55 Cent je Aktie verbuchen können, betrüge das Kurs-Gewinn-Verhältnis für das laufende Jahr von etwas über acht - und dies trotz eines Kursanstiegs von über acht Prozent auf 4,49 Euro am Montag.
Mit diesem Plus und den Kursgewinnen seit Mitte Juli hat der Aktienkurs die Trendlinie nach oben durchbrochen und liegt damit auf Kurs nach oben. Indes gilt es einige Widerstände zu überwinden. Der erste wartet bereits bei 4,75 Euro und müßte in den kommenden tagen überwunden werden, wenn die Reise in Richtung des Jahreshochs von 6,29 Euro weitergehen soll.
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