DER AKTIONÄR: Herr Söhngen, richten wir zunächst den Blick zurück auf das Jahr 2010. Was waren Ihrer Meinung nach die operativen Highlights bei Paion? Dr. Wolfgang Söhngen: Das wichtigste Highlight war sicherlich der erfolgreiche Abschluss der Phase IIb mit dem Anästhetikum Remimazolam, wo wir im November 2010 exzellente Resultate veröffentlichen konnten. Erfolgsraten von über 90 Prozent haben eindrucksvoll das mögliche Potenzial dieses Produkts als neuer Goldstandard belegt. Weitere wichtige Meilensteine wurden in den Bereichen klinische Entwicklung, bei verpartnerten Projekten und in der Finanzierung der Paion erreicht. Für Solulin konnten zum Ende des Jahres 2010 positive präklinische Daten in der Indikation Hämophilie vermeldet werden. Darüber hinaus hat Paion von den Entwicklungspartnern Einkünfte in Höhe von drei Millionen Euro erhalten.
Aktuell dreht sich alles um die Auslizensierung von Remimazolam und M6G. Welche Punkte sind Ihnen hier wichtig?
Wir können klar sagen, dass wir derzeit mit mehreren Interessenten im Gespräch sind. Dazu zählen sowohl global tätige Pharmafirmen, aber auch Firmen, die ein Interesse für den US- oder EU-Markt haben. Wichtig ist bei den Diskussionen, dass für beide Seiten die Konditionen stimmen sowie klare Absprachen zur Entwicklung vorliegen und ein Agieren auf Augenhöhe garantiert ist. Ob man global tätige Partner bevorzugt oder mehrere Partner in verschiedenen Regionen, kann, wie man an der Desmoteplase gesehen hat, Vor- und Nachteile haben. Hier gab es zunächst auch eine regionale Aufteilung zwischen Forest und Lundbeck, die dann letztlich in einer exklusiven Lizenz mit Lundbeck endete. Bei einem globalen Deal ist in der Regel die Ko-Vermarktung schwieriger durchzusetzen als bei einem regionalen Deal. Bei M6G läuft es eher auf kleinere regionale Abkommen hinaus.
Bei Remimazolam hatten Sie das Ziel genannt, einen Partner bis Mitte des Jahres präsentieren zu wollen. Sehen Sie sich hier weiter im Zeitplan? Ein Abschluss zur Jahresmitte ist weiterhin möglich. Wir werden uns jedoch nicht auf ein exaktes Datum festlegen.
Gerade die möglichen Vorabzahlungen würden Paions Kasse kurzfristig deutlich aufbessern. Von welcher Größenordnung sprechen wir hierbei? Wichtig dabei ist, dass die Konditionen im Paket für Paion sowohl kurzfristig aber auch mittel- und langfristig gut sind. Die Upfrontzahlung ist eine wichtige, aber nicht die einzige Messlatte.
Der Verlust konnte im Jahr 2010 deutlich verringert werden. Ist 2011 ein weiterer Rückgang zu erwarten? Es wird zum heutigen Stand erwartet, dass die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen gegenüber dem Vorjahr geringer ausfallen werden. Darüber hinaus wird der Verlustausweis wesentlich durch die Einnahmen aus den Partnerschaften bestimmt. Eine erfolgreiche Verpartnerung von Remimazolam sollte zu einer nachhaltigen Verbesserung der Ertragssituation führen.
Haben Sie von der Eigenkapitalzusage von insgesamt 15 Millionen Euro Gebrauch gemacht? Wenn ja, sind weitere Tranchen in den kommenden Monaten geplant? 2010 flossen dadurch 1,2 Millionen Euro in unsere Kasse. Paion wird auch weiter Gebrauch von der Eigenkapitalzusage von Acqua Capital machen.
Wie lange sind Sie nach jetzigem Stand durchfinanziert? Alleine auf Basis des Kassenbestands in Höhe von 15 Millionen Euro und einer nur teilweisen Ausnutzung der Eigenkapitalzusage ist die Liquidität bis Mitte 2012 gesichert. Die erwarteten Einnahmen aus den bestehenden und den angestrebten Partnerschaften sowie eine vollständige Nutzung der Eigenkapitalzusage führen zu einer deutlichen Verlängerung der Kassenreichweite. |