An Warnzeichen hat es wahrlich nicht gemangelt: Der von zwei Australiern gegründete Kryptodienstleister HyperFund, der sich später in HyperVerse umbenannte, stand jahrelang im Verdacht, ein betrügerisches Schneeballsystem aufgebaut zu haben, um Anlegerinnen und Anleger um ihr Geld zu bringen. 200 Prozent Rendite pro Jahr, mitunter gar 300 Prozent stellten die Macher in Aussicht, verschiedene Finanzdienstleistungen wie etwa eine Plattform zum Handel mit Kryptowährungen und eigene Token namens HDAO und HVT sollte es geben. Recherchen des Saarländischen Rundfunks zufolge sollten Investoren möglichst viele weitere Menschen anwerben, die ihrerseits Geld in HyperFund stecken. Doch belastbare Informationen, wie das einträgliche Geschäft technisch und organisatorisch aussehen sollte und wer dafür verantwortlich ist, gab es kaum.
Bereits im März 2021 veröffentlichte die britische Finanzaufsicht FCA einen Hinweis, demzufolge das 2019 gestartete Unternehmen möglicherweise nicht erlaubte Finanzdienstleistungen anbietet. Die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht folgte im Oktober desselben Jahres mit einer ähnlich klingenden Warnung. 2022 legte die ungarische Nationalbank nach, auch das auf das Thema Metaverse ausgelegte Nachfolgekonstrukt HyperVerse sehe nach einem Schneeballsystem aus. Doch immer noch fielen Menschen auf die Versprechen der HyperVerse-Vertreter herein Allein 2022 sollen insgesamt knapp 1,3 Milliarden Dollar in das Konstrukt geflossen sein – die Analysten von Chainalysis bewerteten HyperVerse als größten Kryptobetrugsfall des Jahres. Anlegerinnen und Anleger kommen nicht mehr an ihr Geld heran, HDAO und HVT sind wertlos.
Nun hat der »Guardian« ein weiteres Detail recherchiert : Der angebliche CEO von HyperVerse, Steven Reece Lewis, existiert offenbar gar nicht. Steve Wozniak und Chuck Norris haben für den CEO geworbenPräsentiert wurde Reece Lewis der Öffentlichkeit im Dezember 2021 in einem YouTube-Video . Promo-Material von HyperVerse, schreibt die Zeitung, beschrieb ihn als Absolventen der University of Leeds mit einem Master der Cambridge-Universität. Er habe für die Investmentbank Goldman Sachs gearbeitet, eine Firma an Adobe verkauft und ein Start-up gegründet, dann habe ihn die HyperTech-Gruppe – die Organisation hinter HyperFund und HyperVerse – abgeworben. In dem Video sagt die Person, die als Reece Lewis vorgestellt wird, sein Unternehmen werde »ein Parallelsystem der Existenz aufbauen, das verändern wird, wie Menschen leben, wie wir weltweit miteinander interagieren und sogar, wie Unternehmen Geschäfte machen«. Das Rennen um das Metaversum habe gerade erst begonnen, daher rate er jedem dringend, ein früher Investor zu werden. Doch die Zeitung schreibt: Weder haben die beiden Universitäten irgendwelche Unterlagen zu einer Person dieses Namens in ihren Datenbanken, noch gibt es Informationen über ihn in Handelsregistern oder bei der US-Börsenaufsicht. In den offiziellen Börsenmitteilungen von Adobe gebe es keinen Hinweis auf die Übernahme einer Firma, die einem Steven Reece Lewis gehörte. Goldman Sachs habe ebenfalls keine Unterlagen über den angeblichen Ex-Angestellten finden können. ...
https://www.spiegel.de/netzwelt/web/...38-140c-4983-8937-218429041ad7 |