Erstmal gut geschrieben. Um manche Punkte larvierst Du Dich dann m.E. jedoch ein bisschen herum.
Gesprächsebenen: Im Grundsatz ist es ja völlig in Ordnung, das so zu handhaben. Das Problem, das ich oben versucht habe zu skizzieren besteht auch weder in einer Fragmentarisierung der Darstellung noch in einer Individualisierung der jeweiligen Diskursbeziehung, und auch nicht um eine etwaige völlige Abwesenheit von interessanten Aspekten. Es erwartet auch kein Mensch, dass im Rahmen von Forumsbeiträgen ausgefeilte zeitungstaugliche Artikel oder Essays verfasst werden. Dieses Medium und vor allem auch die Zeit der Teilnehmer unterliegt da doch gewissen Grenzen. Aus diesen Umständen lässt sich jedoch immer noch keine Rechtfertigung ableiten, auf Diffamierungen und andere dirty tricks zurückzugreifen, die weit unter die Gürtellinie gehen. Auch da gibt es einfach Grenzen, bei denen es dann auch nicht mehr auf die historische entwickelte Diskursbeziehung ankommen kann.
Zeitverschwendung: Dass Posten an sich Zeitverschwendung sei, habe ich so allgemein auch nicht geschrieben, sondern auf bestimmte Gesprächssituationen bezogen.
Daiphong: Die mitunter erstaunlich schrillen Ober- und Untertöne eures Dialoges lassen sich m.E. kaum alleine mit einer gegensätzlichen linken Genese erklären. Auch er dürfte mit seinen Provokationen am Ende vielleicht nur zu gewissen Einsichten anregen wollen. Solche Art von pädagogischen Ansätzen halte ich dabei jedoch bereits schon im Grundsatz für völlig verfehlt. Zum einen bedeutet dieser Eifer ja eine einzige Anmaßung. Zum anderen liegt dieser Idee dann auch imanent die irrige Annahme zu Grunde, dass der Zweck der Mittel heilige. Zu guter Letzt bedeutet diese Denkfigur dann auch nichts anderes als einen Freifahrtschein, anderen Leuten alles mögliche an den Kopf zu werfen, was einem gerade so einfällt. Damit nur dazu anregen zu wollen, das eigene Verhalten zu reflektieren lässt sich nämlich immer sagen. Und gerade weil sich dies immer sagen lässt, lässt sich auch nichts wirklich damit rechtfertigen.
Dekonstruktion: Dann darf man sich also geehrt fühlen, wenn Du einem das Wort im Munde umdrehst und nach irgendwelchen zu tiefst subjektiven Kriterien und frei assozierten Codes eine Märchenstunde daraus machst? ;) Warum sollte das Kenntlichmachen von inneren Widersprüchen denn eigentlich immer nur polemisch möglich sein. Wenn eine Sache nur mit Hilfe von Polemik hergeleitet werden kann, bedeutet dies letzlich dass sie eben gerade überhaupt nicht hergeleitet sondern einfach nur behauptet werden kann.
Minorityposting: Das lasse ich mal so stehen, wobei ich ehrlich gesagt nicht ganz sehe, weshalb Du mit deiner autodidaktischen ökonomischen Teilbildung nun in diesem Forum weniger unter den Stammtischbegriff fallen solltest, als manche andere die bei Dir nun ja darunter laufen.
Zanoni: Ja, wir hatten da im Grunde immer eine gute Ebene. Warum Du da Stil- und Methodenkritik gerade ausblenden möchtest, kann ich jedoch nicht ganz nachvollziehen. Diffamierung geldtheoretischer Positionen wider besseren Wissens trifft übrigens nicht zu. Ich nehme an, Du beziehst Dich da auf die Saldenmechanik.
Du verwendest da immer ein sehr stark vereinfachtes Modell, das weder die funktionalen Zusammenhänge in der Realität richtig widerspiegelt, noch dem eigentlichen Stand der Wissenschaft entspricht. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ist doch um einiges komplizierter und auch differenzierter in seinen Aussagen.
Du blendest da zu viele Variablen einfach aus. Ich bin mir dabei auch nicht sicher, ob Du die unterschiedlichen denkbaren Wechselwirkungen der einzelnen Variablen richtig verstehst, wobei ich von den tatsächlichen Wechselwirkungen rede, die dann realwirtschaftlich hinter den einzelnen Variablen stehen. Die Schlüsse, die Du da aus der Saldenmechanik ableiten möchtest, sind keineswegs so zwingend, wie Du Dir das möglicherweise vorstellst. Anhand der VGR lassen sich dabei ex-post die unterschiedliche Bilanzentwicklungen erklären. Ex-ante lassen sich damit jedoch gerade keine(!) zwingenden Schlussfolgerungen oder Annahmen treffen. Esseiden dass bereits alle(!) Variablen auf der einen Seite der Gleichung bekannt wären. Dass bestimmte Effekte einfach durch höhere Staatsausgaben ausgeglichen werden können lässt sich eben nicht ohne weiteres einfach so ableiten. Es gibt dort keinen Automatismus, so wie Du ihn Dir vorstellst, dazu gibt es einfach zu viele Variablen, die sich gegenseitig realwirtschaftlich in höchst unterschiedlicher Weise beeinflussen können. Das hier mitunter recht vulgärökonomische Standpunkte vertreten werden, möchte ich übrigens gar nicht bestreiten, Du konterst dies allerdings mit einer nicht minder vulgärökonomisch unsachgemäß vereinfachten Saldenmechanik. Aus der VGR lässt sich gerade ausdrücklich gerade keine Konjunkturtheorie oder ähnliches ableiten. Hier mal ein Link zu einer Aufgabensammlung in VGR: Nichts großes, sind glaube ich Studienmaterialen von Anfangssemestern. Dort vermitteln sich dann allerdings vielleicht ein paar Probleme etwas besser, die dort an verschiedenen Stellen auftauchen. http://www1.uni-hamburg.de/iiw/v04_bscvwl14.pdf
Nach meiner Wahrnehmung hat es wenn es von informierter Seite sinngemäß vorgetragen wird, dass aus den Identitätsgleichungen eine Konjunkturtheorie abgeleitet werden könnte, dann auch eher einen politischen, als einen echten wissenschaftlichen Gehalt.
Dass sich ein Land wie Griechenland nicht mehr aus ihrer Krise heraussparen können wird ist dabei allerdings dessen ungeachtet völlig richtig. Sie werden sich aber auch nicht herausschulden können. Das hängt nicht nur mit der Höhe ihres aktuellen Schuldenstands zusammen, sondern auch mit ihren dauerhaften Aussenhandelsbilanzdefiziten, die wiederum sehr viel mit strukturellen Problemen zu tun haben. An einem größeren Schuldenschnitt, der nichts anderes als einen Zahlungsausfall bedeutet, wird da über kurz oder lang m.E. kein Weg daran vorbeiführen. Die griechische Regierung hat nun die unangenehme Aufgabe, uns das irgendwie zu verklickern, und das machen sie eigentlich gar nicht so schlecht. Entscheidend wird es dann allerdings sein, wie tüchtig sie sich dann auch hinterher zeigen, die dann endgültig notwendig gewordenen Reformen anzugehen. Ich bin gespannt, was am Ende dabei herauskommt.
MMT: Dass Du alles an der MMT bis auf die Saldenmechanik kritisiert hättest ist mir noch nicht aufgefallen. An kritischen Auseinandersetzungen mit der MMT habe ich von Dir zumindest noch nichts gelesen. An der Saldenmechanik an sich ist auch nichts auszusetzen, wenn man sie denn auch sachgerecht anwendet anstatt sie unsachgemäß zu simplifizieren und ihre tatsächlichen Möglichkeiten, bestimmte Schlussfolgerungen zu ziehen, in irreführender Art und Weise zu überdehnen.
Der Begriff des Moneyprintings ist hingegen formal falsch. Bei dem Geld, das durch die Notenbanken im Rahmen von QE geschaffen wird, handelt es sich um Buchgeld, das sich auf den Verrechnungskonten der GB, die bei der Zentralbank unterhalten werden, hin und her bewegt. Es wird - anders als es der Begriff im ureigentlichen Sinne nahe legt - dabei nicht wirklich die Notenpresse angeworfen.
Gemeint ist allerdings dennoch das richtige. Umgangssprachlich kann man das durchaus so sagen. Es ist insofern sogar wiederum irreführend, den Begriff des Moneyprintings als far out zu betrachten. Es wird hier nämlich wiederum auf das Missverständnis gesetzt, dass dies etwa so zu verstehen sei, dass durch die Notenbanken demnach also gar kein zusätzliches Geld geschaffen würde, was allerdings falsch ist. Bei dem Geld, dass geschaffen wird handelt es sich allerdings faktisch eben um elektronisches Geld, und keine mit der Notenpresse gedruckten Scheine.
Auf diesen technischen Unterschied kommt es, wenn irgendwo vom Moneyprinting gesprochen wird argumentativ dann auch in der Regel gar nicht an. Es wundert mich insofern immer ein bisschen, warum Du auf diesem technischen Unterschied immer wieder so herumreitest. Ist ja richtig, aber ich sehe nicht ganz das Problem. |