- wie in # 662 überdeutlich ersichtlich -, sollte auch die Mär vom Tisch sein, dass Zentralbanken niemals pleite gehen können.
Eingefleischte QE-Gesundbeter (wie manche Vielposter aus dem Ökonomenthread) schrecken womöglich nicht einmal davor zurück zu behaupten, dass eine Zentralbank auch ihre eigenen Aktien hochkaufen könnte, weil sie ja "über endlose Liquidität" verfügt.
Gibt es eine Zentralbankpleite in einem Land, das über eine eigene Währung verfügt, ist die Lage relativ klar. Das Land wäre faktisch bankrott, und die Währung würde wertlos. In GB wäre diese Voraussetzung erfüllt (Pfund), ebenso in der Schweiz (Franken).
In Belgien hingegen nicht, weil der Euro eben nicht allein die Währung Belgiens ist. In der Eurozone müsste - bei einer schweren Schieflage in Belgien - die EZB einspringen und einen Riesenrettungselefanten aus ihrem Gelddruckhut ziehen, um Belgien zu stützen.
Wenn allerdings gleichzeitig oder kurze Zeit später auch noch die Zentralbanken in Lissabon, Rom und Athen zu wackeln beginnen, ist Schluss mit Christines "QE-Zauberhut-Lustig" - dann entsteht akute Gefahr für den Euro.
Ausbailen kann die EZB maximal ein kleineres Land wie Belgien oder Griechenland. Wenn mehrere auf einmal straucheln (oder ein Dickschiff wie Frankreich), dürfte der Euro im Devisenmarkt fallen wie ein Stein. Dann würden wohl auch eilends aufgespannte Eurozonen-Rettungsschirme aus Brüssel nichts mehr bringen. Je mehr Staaten wackeln, desto weniger garantiefähig wird ja die Gesamtgemeinschaft. Außerdem ist die EZB-Bilanzsumme inzwischen auf über 9 Billionen Euro angeschwollen.
Am bitteren Ende - das womöglich gar nicht mehr lange auf sich warten lässt - gäbe es dann in der gesamten Eurozone eine Währungsreform.
Der Euro wäre Geschichte.
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Ich habe übrigens den Verdacht, dass einige globale Finanz-Player schon lange vor 2014 (Maidan) eine Euro-Kollaps strategisch ins Kalkül gezogen haben.
Die Große Euro-Short-Ernte der Hedgefonds aus USA und GB kommt aber erst jetzt, nachdem der russische Bär - wie seit den 1990er Jahren strategisch angedacht - in die Ukrainekriegs-Falle getappt ist.
Die Hände reiben dürften sich auch die vielen US-Firmen und Hedgefonds, die im Zeitraum 2013 bis 2014 massenhaft Anleihen in Euro herausgegeben hatten (Chart unten). Ich war damals schon skeptisch und fragte mich (auch hier im Thread), was die Amis mit den vielen Euros wohl vorhaben? Ich vermutete, dass es eine strategische Short-Wette auf den Euro ist: Die Amis hofften wohl, nach einem Sinkflug des Euro diese Anleihen am Ende der Laufzeit (oder auch schon davor) deutlich billiger - in Dollar gerechnet - zurückkaufen zu müssen. Die Euro-Bond-Sause war somit ein Musterbeispiel für das, was Trump gern als "Deal" bezeichnet. Es war eine Wette darauf, dass Draghis Eurorettung sich als Scheinrettung entpuppt.
Der Chart unten zeigt, wie der Eurobond-Deal der Amis idealerweise laufen soll.
Nun wissen endlich auch, was Draghi 2012 mit "Whatever it takes" gemeint hat. Mit "Take" (Wegnehmen) waren die Ersparnisse der Eurozonen-Kleinsparer gemeint, speziell jene der Angstsparer in D. ;-) |
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