noogman sehe ich auf Sicht der nächsten 5 bis 6 Jahre absolut nicht. Offshore-Wind ist schlicht und schweige viel zu teuer um mit den konventionellen Stromerzeugungsarten wie Gas oder Kohle konkurrieren zu können. Da ist Onshore-Wind meilenweit besser aufgestellt.
Man kann das auch an den Prognosen sehr gut sehen. Heute hat HSBC eine Offshore-Wind Prognose raus gegeben. Zwar schätzt HSBC, dass die Offshore-Wind Kapazitäten sich bis 2020 versechsfachen werden, aber wenn man sich das Niveau anschaut von Offshore-Wind mit gerade mal 6,5 GW an Gesamtinstallationen zu Ende 2013, dann ist das doch sehr bescheiden und relativiert diese erwartete Wachstumsrate dann doch sehr deutlich.
HSBC geht davon aus, dass bei Offshore-Wind bis 2020 43 GW an Gesamtkapazitäten aufgebaut sind. Damit erwartet HSBC ein Offshore-Zubau in den nächsten 7 Jahren von 36,5 GW. Diese 36,5 GW wird Onshore-Wind alleine in diesem Jahr ganz locker schaffen !!!
Der Global Wind Energy Council (GWEC) schätzt eine weltweit installierte Windleistung von 760 GW bis 2020. Ende 2013 waren 318 GW an Wind installiert, davon 6,5 GW an Offshore-Wind. Damit erwartet GWEC neue Windinstallationen in den nächsten 7 Jahren von 442 GW. Rechnet man die geschätzten neuen Offshore-Kapazitäten von 36,5 GW dabei ab, dann würde nach Schätzungen des GWEC 405,5 GW an Onshore-Windkapazitäten in den nächsten 7 Jahren zugebaut werden.
Somit wird erwartet, dass Onshore-Wind bis 2020 um 405,5 GW global zulegen wird (!!!) und Offshore-Wind gerade mal um 36,5 GW. Im Schnitt also 58 GW im Jahr Onshore (in 2013 waren es nur 34 GW und für dieses Jahr werden 43 GW geschätzt) und 5,2 GW an Offshore (in 2013 waren es 1,5 GW und in diesem Jahr werden rd. 2 GW erwartet). Hier sieht man welches riesiges Potential in Onshore-Wind steckt. Ganz ehrlich bei diesen Zahlen sehe ich kein allzu großes Potentail von Offshore-Wind.
Offshore-Wind ist eine reine Nische und das wird sich bis 2020 ganz bestimmt nicht ändern. Onshore-Wind hat bei weitem mehr Potential und genau deshalb war es von Nordex der absolut richtige Weg sich von Offshore zu verabschieden. Zudem sieht man ja an den neu gegründeten Joint Ventures von Vestas und Mitsubishi bzw. Gamesa und Areva, dass die Weiterentwicklung von Offshore-Windmühlen alleine kaum noch zu packen sind. Auch weil der Markt ganz einfach viel zu klein ist und damit gibt es auch kaum Skaleneffekte.
Schaut man sich die HSBC-Analyse genau an, dann erwartet HSBC, dass 22 GW der prognostizierten 36,5 GW an Offshore in Europa verbaut werden soll bis 2020. Das sind 60%. Sehr differenziert ist der Offshore-Markt dann auch nicht. Wenn ich mir die EU-Pläne bezüglich EEs ab 2018 so anschaue, dass neue Krafwerkskapazitäten nur noch über technologisch unabhängige Auktionen durchgeführt werden dürfen, dann wäre das wohl das Ende von Offshore in der EU, zumindest so lange bis Offshore-Wind nicht an Stromgestehungskosten von unter 0,07 €/kWh heran kommt. Also müsste Offshore-Wind um rd. 50% billiger werden und dass das Offshore-Wind schafft in den nächsten 7 Jahren halte ich nahezu für ausgeschlossen. Dafür ist der Bau von Offshore-Windparks einfach viel zu schwierig.
Wenn die Zinsen wieder richtig anziehen, dann werden vor allem Großprojekte wie Offshore-Windparks unter große Finanzierungsprobleme kommen. Auch so ein Damoklessschwert das über Offshore-Wind schwebt.
Was nach 2020 kommt kann heute nun wirklich keiner beantworten, aber wenn Großspeicher bis dahin nur noch 0,03 bis 0,04 €/kWh kosten sollten, dann könnten die Speicher dem sehr teuren Offshore-Wind den Garaus machen.
Das Risiko von Offshore ist schon verdammt hoch und einschätzen kann das wohl aktuell niemand. Dagegen gibt es doch bei Onshore so gut wie kein Risiko. Für Firmen wie Siemens gehört schon sehr viel Mut und Gottes Vertrauen dazu, dass mit Offshore-Wind wirklich richtig und vor allem nachhaltig Geld verdient werden kann in der Zukunft. Darum wundert es mich auch nicht, dass GE kein Interesse an der Alstom-Windsparte hat. Wobei Alstom bei Onshore gerade für den kräftig wachsenden brasilianischen Windmarkt sehr interessant wäre mit ihrer brasilanischen Produktion in Bahia. Denn in Brasilien gibt es eine solch hohe Local Content-Regelung, dass man schon Vorort etwa 70% der Windmühlen produzieren muss um überhaupt in Brasilien zum Zuge kommen zu können.
Ich sehe bei meinen Einschätzungen kein allzu großes Potential für Offshore bis 2020. Dass Offshore einigermaßen grundlastfähig ist ist sicher ein Vorteil, aber das werden Onshore-Wind und Solar mit Speichern auch in absehbarer Zeit werden. Deshalb zählt für mich das Pro Offshore Argument grundlastfähig nicht. Wobei aber die Großspeicherpreise aktuell mit um die 0,15 bis 0,20 €/kWh noch viel zu hoch sind. Wobei es aber mit z.B. Power to Gas schon das eine oder andere hochinteressante Speicherprojekt neben der Batterienspeicherung gibt.
Hier der Link zu den HSBC-Einschätzungen zu Offshore:
http://www.bloomberg.com/news/2014-05-01/...g-suzlon-vestas-hsbc.html ("Offshore Wind to Grow 6-Fold, Aiding Suzlon, Vestas: HSBC")
Wir werden es wohl alle noch erleben wie das in 10 Jahren bei uns wirklich aussehen wird. Aktuell jedenfalls sieht es für Onshore-Wind und auch für Nordex meiner Ansicht nach super aus und dass sich das zum Negativen ändern sollte, dafür sehe ich keine Anzeichen. Das ist für mich derzeit das Wichtigste. |