Totalitäre Demokratiekonzeption "GRÜNE" im Einsatz

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neuester Beitrag: 27.06.05 01:29
eröffnet am: 13.09.04 23:07 von: proxicomi Anzahl Beiträge: 32
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13.09.04 23:07
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4690 Postings, 8595 Tage proxicomiTotalitäre Demokratiekonzeption "GRÜNE" im Einsatz

Totalitäre Demokratiekonzeption - Abrechnung mit politischen Sittenwächtern

von Maximilian Ohl

Es gab 68er, die sich eine große Karriere durch übermäßigen Betäubungsmittelkonsum versauten. Viele von ihnen endeten als Fahrradboten mit Doktorhut oder durchgeknallte Kommunarden. Andere konzentrierten sich voll auf den " politischen Kampf“. Und viele von diesen schafften es nach dem Ende ihrer akademischen Laufbahn bald, in der von ihnen kurz zuvor noch als intolerant und faschistoid geschmähten Bundesrepublik in Positionen einzurücken, die nicht wirklich unerheblichen Einfluss auf das weitere Zeitgeschehen und die öffentliche Meinungsbildung im Staat zu zeitigen im Stande waren: Redaktionen, Behörden, Bildungseinrichtungen.

Von dort aus war man in der nicht unangenehmen Situation, nicht mehr außen vor zu stehen, wenn es gegen die schuldige“ Kriegsgeneration, die Springer-Presse oder den Muff von Tausend Jahren“ in den demokratischen Institutionen ging. Schon bald war die Macht der 68er, die Themen zu bestimmen, so groß, dass die Protagonisten des antitotalitären Konsenses der Gründungsjahre zunehmend gegenüber den antifaschistischen“ Systemveränderern in die Defensive gingen.

Der erste große Triumph dieser mangelnde sachliche Substanz durch umso größere moralische Selbstgerechtigkeit und Wissenslücken durch Sendungsbewusstsein ausgleichenden Gutmenschen war die Erledigung des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger im Jahr 1978. Der in demokratischer Wahl 1976 mit imposanten 56,7 % in seinem Amt bestätigte CDU-Politiker galt als Bollwerk gegen die gesellschaftspolitischen Ziele der Studentenrevolte. Da aus Sicht der lautstarken Minderheit linker Akademiker gegen den Wählerwillen einer absoluten Mehrheit der normalsterblichen Bevölkerung kein Kraut gewachsen war, mussten andere Saiten aufgezogen werden. Eine tatkräftig vom Staatssicherheitsdienst der " DDR" unterfütterte Hetz- und Verleumdungskampagne gegen Filbinger in der linken Presse setzte ein, ausgehend von einem Leserbrief des Bewältigungsliteraten Rolf Hochhuth. Man blies Informationsfetzen und Halbwahrheiten über angebliche Rechtsbeugungshandlungen des zu Kriegszeiten als Jurist in der Kriegsmarine tätigen Ministerpräsidenten medial zu Kriegsverbrechen auf, die selbst bei den Siegermächten nach 1945 keinen Handlungsbedarf erweckt hatten.



Als ein von Filbinger angestrengter Zivilprozess gegen die Kampagnenführer zwar in der Sache selbst einen Teilerfolg brachte, das Urteil jedoch im Sinne der Meinungsfreiheit den Beklagten die Aufrechterhaltung einiger diskreditierender Wertungen erlaubte, konnte dies am Ende doch als Niederlage interpretiert werden und sowohl die damals noch verhältnismäßig bedeutende bürgerliche Presse als auch die Union gingen zu Filbinger auf Distanz. Als Filbinger am Ende von seinem Amt zurücktrat, war der erste und wohl wichtigste Erfolg der 68er auf dem Weg zur unumschränkten politischen Definitionshoheit erreicht. Dass die Verfälschungen und Polemiken, die im Zentrum der Debatte standen, in der Zwischenzeit als solche entlarvt werden konnten, vermochte den bleibenden Gesamteindruck nicht zu schmälern. Die Neue Linke hatte es geschafft, anhand der Person des als Hitlers Marinerichter“ angegriffenen Filbinger die angebliche Nähe des bürgerlich-konservativen Lagers zum Faschismus“ zu beweisen“, im Bevölkerungsrückhalt für den Politiker ein Indiz für deutsche Kollektivschuld“ zu präsentieren und die linken Kräfte als die vermeintlich einzigen wahren Demokraten“ darzustellen.

Die 80er-Jahre brachten weitere öffentlich Erregungen, in denen die ursprünglich unter den Fahnen der Aufklärung“ und Freiheit“ angetretenen akademischen Linkseliten mit Manipulationen, Halbwahrheiten und dem Ruf nach Tabuzonen des gesellschaftlichen Diskurses und nach Zensur arbeiteten, wenn es um die Demontage missliebiger Personen des öffentlichen Lebens ging. Im kollektiven Gedächtnis haften blieben dabei die Namen des Historikers Ernst Nolte und auch der international beachtete Fall des österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim. Nach dem kurzzeitigen Schock für die 68er und ihre Epigonen durch die Wiedervereinigung wurden die 90er-Jahre wohl nicht zuletzt auch in Folge des schwindenden Widerstandes der wegsterbenden Kriegsgeneration und der zunehmenden Wirkung der linken Indoktrination zum Jahrzehnt des endgültigen Triumphs der Inquisitoren der Political Correctness.

Dass der Kreuzzug der Gutmenschen bisweilen bis hin zur vollständigen Dehumanisierung des angegriffenen Gegners gehen kann und ihm zum Teil sogar offen das Recht zum Leben abgesprochen wird, zeigt das Beispiel Steffen Heitmanns, den seine Mutter nach der Auffassung eines drittklassigen ARD-Kabarettisten vergessen hat, abzutreiben“.

Dass selbst staatliche Einrichtungen, die selbst lange genug Ziel der Angriffe von Linksaußen gewesen waren, wie etwa der Verfassungsschutz, mittlerweile zum Teil Diktionen und Argumentationsmuster aus der Mottenkiste von 68 übernommen haben, mussten in jenem Jahrzehnt immer mehr konservative Projekte außerhalb der Union erfahren: Etwa die politische Partei Die Republikaner“ oder die Berliner Wochenzeitung Junge Freiheit“. Dabei konnte schon Kritik an der Wehrmachtsausstellung“ zum Anhaltspunkt einer verfassungsfeindlichen Gesinnung“ geraten.

Der beim Aton-Verlag im westfälischen Unna erschienene Sammelband Stigmatisiert. Der Terror der Gutmenschen“ von Klaus J. Groth und Joachim Schäfer arbeitet anhand von gut recherchierten und nachvollziehbar aufbereiteten Beispielen, die von der Filbinger-Kampagne bis hin zu Sebnitz reichen, die zunehmend stärkere Beschränkung geistiger Freiräume durch die fanatisierten Sittenwächter der politischen Korrektheit heraus. Das Werk, das man getrost als die bisher bedeutendste Neuerscheinung auf dem politischen Buchmarkt 2003 bezeichnen kann, schildert Methoden, Denkschablonen und Vorgehensweisen der Antifa-Eliten und arbeitet die Wurzeln des Antifaschismus“ der 68er heraus, die nirgendwo anders als im Sowjetkommunismus liegen. Das Ideal seiner Verfechter ist nicht das des aufgeklärten und emanzipierten Menschen, sondern das des halbgebildeten Dogmengläubigen, stets bereit zum Kampf gegen die Ketzer. Zu Recht werfen die Autoren den Trägern des Gutmenschentums eine totalitäre Demokratiekonzeption vor, an deren Ende ein Gemeinwesen stehen würde, in dem das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland totes Recht wäre. Noch ist die BRD weit von einer solchen Situation entfernt. In Nachbarländern haben die vergangenen Jahre jedoch gezeigt, dass der hysterische und selbstgerechte Moralrigorismus linker Taliban-Gesinnung nicht nur die Freiheit und die berufliche Existenz anders Denkender bedroht. Im Extremfall nimmt man sogar die physische Vernichtung des zum Bösen“ gestempelten Abweichlers von der verordneten Meinung billigend in Kauf: Vor knapp drei Jahren starb Werner Pfeifenberger von eigener, vor knapp einem Jahr Pim Fortuyn von fremder Hand.

Klaus J. Groth, Joachim Schäfer: Stigmatisiert. Der Terror der Gutmenschen.“; Aton-Verlag Unna 2003; ISBN 3-9807644-5-1; 24,80


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gruß
proxi
 

13.09.04 23:10
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59073 Postings, 8522 Tage zombi17Hoffentlich sind bald Wahlen

Allein aus Trotz wähle ich Grün oder Rot, ich hasse es, wenn mich jemand unqualifiziert beinflussen will.  

13.09.04 23:13

4690 Postings, 8595 Tage proxicomiBist Du leicht beeinflussbar Zombi?

naja dann erklärt dies auch deine affinität zu der "grünen" propaganda.


ps. wer hat dir den stern gegeben?
   danke, so klicken wenigsten noch mehr leute diese thread an:)




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gruß
proxi  

14.09.04 00:32

26159 Postings, 7327 Tage AbsoluterNeulingDein Plan geht auf, praecoxi

UMFRAGE ZUR KOMMUNALWAHL

CDU drohen deftige Verluste in NRW

Die CDU muss bei der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen offenbar mit deutlichen Verlusten in einigen Großstädten rechnen. Vor allem die GRÜNEN werden bei der Wahl am übernächsten Sonntag davon profitieren.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,317910,00.html

Düsseldorf - Einer Umfrage des WDR zufolge kann die CDU etwa in Köln nur noch mit 33 Prozent der Stimmen rechnen - 12 Prozentpubkte weniger als vor fünf Jahren. Für andere Großstädte ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap ähnliche Einbrüche: In Aachen sehen die Demoskopen für die Union einen Verlust von zwölf Punkten voraus. In Essen werden es demnach fast neun, in Münster sechs und in Düsseldorf vier Punkte.

Die SPD kann jedoch offentsichtlich nicht von den Verlusten der Union profitieren. Auch sie wird der Umfrage zufolge weiter verkieren, um bis zu drei Prozentpunkte. In Dortmund könnten die Sozialdemokraten ihre Position als stärkste Partei mit 39 Prozent knapp behaupten.

Gewinner der Wählerwanderung könnten der Erhebung zufolge vor allem die Grünen sein. In Köln wollen 24 Prozent der Befragten für sie stimmen, in Münster 19 Prozent, in Aachen und Bielefeld jeweils 18 Prozent. Der FDP sagen die Demoskopen Gewinne von zwei bis drei Punkten voraus.

Extremistische Parteien haben nach Einschätzung von Innenminister Fritz Behrens (SPD) bei der Wahl am 26. September kaum Aussicht auf Erfolg. Für Ergebnisse wie im Saarland am 5. September (4,0 Prozent für die NPD) seien diese Parteien in NRW zu schwach organisiert.  

14.09.04 00:35

34698 Postings, 8611 Tage DarkKnightproxicomi hat es geschafft:

er hat einen Platz in der Weltliteratur.

So wie Don Quijote.


*ggg*  

14.09.04 00:37

34698 Postings, 8611 Tage DarkKnightund beide

also, BEIDE, kämpfen gegen Windmühlen ....

ICH HAU MICH WECH ..........................................  

14.09.04 01:03

10665 Postings, 7244 Tage lumpensammlerIf proxicomi = Don Quijote

then Schwarzer Lord = Sancho Panza else goto hell.  

14.09.04 01:05

34698 Postings, 8611 Tage DarkKnight*lolfreuaufdenbodenstampf*

mit 156 *ggg* versehen, ganz im Sinne von Pipilotta, der unbefleckten Jungfrau von ariva  

14.09.04 01:21

26159 Postings, 7327 Tage AbsoluterNeulingWohl eher Don Camillo und Peppone


denn heute ist ja ARIVA-Filmabend.

Ceterum censeo: #3
 

14.09.04 01:24

34698 Postings, 8611 Tage DarkKnightprox: Du hast es noch nicht abgerafft

mir waren in den 60ern die kiffende Lehrer lieber als die ehemaligen Massenmörder, die wieder in den Schuldienst eingestellt wurden.

Sorry, is nu ma so.  

14.09.04 01:55

34698 Postings, 8611 Tage DarkKnightDon Quijote ist übrigens das größte

Werk der Weltliteratur.

Und weil es kaum einer von Euch gelesen hat: hier die Zusammenfassung:

Ein schmächtiger Adliger kämpft in der Fremde, um die Gunst von Dulcinea zu erringen. Sein Begleiter ist der bauernschlaue Sancho Pansa. Der wundert sich über die Allüren seines Chefs, aber er wird ja bezahlt. Der Don kann seinen Krieg nicht gewinnen, weil erstens sein Ziel zu Hause liegt und zweitens seine Wahnvorstellungen ein normales Verhalten unmögich machen.

Damit sind wir bei der politischen Dimension:

Sowohl Napoleon als auch Hitler haben versucht, die Gunst Englands durch Siege in Rußland zu erringen. Die Helfer waren immer die Bayern, die Sancho Panchas, und die haben sich auch gefragt: was machen wir hier eigentlich am Dnjepr? Egal, beide Wahnisinnige haben aufgegeben, Don Quijote bleibt ein prophetisches Werk und Gorge Bush ist der nächste, der diesem Irrglauben erliegt, daß man in der Fremde seine Probleme zu Hause lösen kann.  

14.09.04 23:51

4690 Postings, 8595 Tage proxicomiDer Spiegel enthüllt den Antifa-"Wahn" der 68er

Der Aufstand der Gekränkten
Der Spiegel enthüllt den Antifa-"Wahn" der 68er
Die Revolte von 1968 sei nichts als eine "jugendliche Massenpsychose" gewesen, erklärte der sozialdemokratische Altkanzler Helmut Schmidt Anfang des Jahres, und der Focus (12/2001) machte sich diese Interpretation gern zu eigen. Einige Monate später legt der Spiegel (35/2001) nach, indem er Schmidts These variiert und teilweise zuspitzt: Bei der Konfrontation der 68er mit den alten Nazis und ihrer Warnung vor einem neuen Faschismus handle es sich um "Proteste gegen ein Phantom", denen eine "fast wahnhafte Verkennung der Wirklichkeit" zu Grund gelegen habe.

Um das "Hitler-Trauma von 1968" zu erklären, verpflichtete das Magazin einen Bewegungsveteranen: den Alt-SDSler und ehemaligen Funktionär des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW), Gerd Koenen.

Koenen hat sich als Spiegel-Autor geradezu aufgedrängt. In seinem im Frühjahr erschienenen Buch "Das rote Jahrzehnt. Unsere kleine deutsche Kulturrevolution 1967- 1977" hat er die Thesen ausführlich entwickelt, die er nun auf sechs reich bebilderten Spiegel-Seiten zusammenfasst. Wer die Kürze der Illustrierten-Version dem Autor als mildernden Umstand anrechnen möchte, muss wissen, dass die Langfassung kaum differenzierter ausgefallen ist. Historiker Koenen psychologisiert durchgängig, weil es ihm - und der Spiegel-Redaktion - darum geht, "wahnhafte" Trugbilder zu erklären. Seine Kernthese: Nicht nur das Erschrecken über die Verbrechen der Eltern- und Großelterngeneration, die im Frankfurter Auschwitz-Prozess von 1963 eindringlich dokumentiert wurden, habe die Aktivistinnen und Aktivisten der APO zu einer "wütenden Distanzierung" von den Älteren gedrängt. Hinzu gekommen sei eine Art psychischer Defekt: "Sie (die Älteren, die Eltern) hatten uns das schließlich eingebrockt. Ihretwegen waren wir genötigt, uns ewig zu rechtfertigen, standen wir nicht nur als die Verlierer zweier Weltkriege, sondern als die Verbrecher der Weltgeschichte da. Moralische Empörung und narzisstische Kränkung flossen zusammen."

Die Verstörten aber verwandelten die Kränkung in ein "moralisches Negativkapital" und leiteten aus der Identifikation mit den Nazi- Opfern einen "neudeutschen Avantgardismus" ab. Als Höhepunkt - und Abschluss - der Verirrung erscheint Koenen der Mord an Hanns Martin Schleyer. Den hat zwar die RAF zu verantworten, gleichzeitig aber im Sinne der gesamten APO an dem Altnazi und "Boss der Bosse" als "Vatermord" zelebriert.
Zwei Alt-Nazis repräsentieren
die BRD

In Wirklichkeit, belehrt uns Koenen, beruhten Antifaschismus und Linksradikalismus auf einem fatalen Missverständnis: Die BRD sei Erbin des NS-Regimes, was sich nicht zuletzt in den personellen Kontinuitäten zwischen den alten und den neuen Eliten zeige. Diese Kontinuitäten hatten für die Mobilisierung gegen das "Establishment" in der Tat eine große Bedeutung. Wie auch nicht? Bundespräsident und damit oberster Repräsentant der BRD war zwischen 1959 und 1969 Heinrich Lübke (CDU), der zwar nicht - wie die DDR-Propaganda behauptete - "KZ-Baumeister" gewesen war. In Peenemünde, wo Hitlers "Wunderwaffe" produziert werden sollte, trug er aber als oberster Bauleiter von 1943 bis 1945 die Verantwortung für den Einsatz von KZ-Häftlingen und "Ostarbeitern", die aus der Sowjetunion und Polen verschleppt worden waren.

Während der zunehmend senile Lübke in seiner zweiten Amtszeit kaum noch ernst genommen wurde, war ein anderer Altnazi ganz offensichtlich auf der Höhe seiner Aufgaben: Kurt-Georg Kiesinger (CDU), der Kanzler der Ende 1966 installierten großen Koalition aus CDU/CSU und SPD. Kiesinger war NSDAP-Mitglied und stellvertretender Leiter der Rundfunkpolitischen Abteilung im Auswärtigen Amt gewesen. Im Juli 1968 als Zeuge in einem NS-Prozess vernommen, sagte er aus, er sei der NSDAP "weder aus Überzeugung noch aus Opportunismus" beigetreten. Zum Gegenstand des Prozesses, der Deportation und Ermordung bulgarischer Juden, erklärte er: "Er habe zwar etwa seit dem Jahr 1944 das Gefühl gehabt, dass mit den Juden nach ihrer Deportation etwas Schlimmes geschehe, jedoch weder aus amtlichen Quellen noch aus Unterlagen seiner Behörde irgendetwas über Vernichtungsaktionen von Juden erfahren." (1)

Nichts gewusst - das war die stereotype Ausrede einer ganzen Generation, als Aussage eines hohen politischen Beamten des NS-Regimes aber besonders unglaubwürdig. Dieser Mann stand nun an der Spitze einer Regierung, deren wichtigstes innenpolitisches Ziel die Durchsetzung der Notstandsgesetze war, um bei "inneren Unruhen" Grundrechte außer Kraft setzen zu können. Klarer hätte die Kampfansage an die außerparlamentarische Opposition (APO) nicht formuliert werden können. Dass die "kleine, radikale Minderheit" sich bedroht sah, war kein Verfolgungswahn, wie sich in den folgenden Jahren nicht nur bei den Mordanschlägen auf Benno Ohnesorg (2. Juni 1967) und Rudi Dutschke (11. April 1968) zeigte.

Vor allem in den ersten Monaten des Jahres 1968 gab es eine regelrechte Pogromhetze gegen "die Krawallmacher". Um Westberlin, gleichzeitig Frontstadt des Kalten Krieges und Hochburg der Revolte, für die rebellische Jugend zur verbotenen Stadt zu machen, verfuhren die Medien des Axel-Springer-Verlages nach dem von Mao geborgten Motto "Aus den Massen schöpfen, in die Massen hineintragen". Als die Parteien des Abgeordnetenhauses und der DGB in Westberlin, wenige Tage nach dem Vietnam-Kongress (17./18.2.1968), zur Gegenkundgebung aufriefen, versammelten sich 80.000 Menschen. Bild erhöhte nicht nur die Teilnehmerzahl auf 150.000, sondern zitierte auch genüsslich den auf Transparente gemalten "Berliner Witz gegen Krawall-Studenten". Kostprobe: "Lasst Bauarbeiter ruhig schaffen! Kein Geld für langbehaarte Affen!"; "Lieber tot als rot!"; "Dutschke raus aus Berlin!". Die härtesten Transparenttexte unterschlugen die Springer-Zeitungen allerdings, darunter Parolen wie "Dutschke Volksfeind Nummer eins", "Bei Adolf wäre das nicht passiert" oder "Politische Feinde ins KZ".

Dass in Westberlin "kein Platz" für Oppositionelle sei, gehörte zu den Leitmotiven von Pressekommentaren und Politikerreden. Als der Regierende Bürgermeister Klaus Schütz (SPD) am 21. Februar 1968 sagte: "Diese Stadt gehört nicht den Extremisten, sondern denen, die sie unter Entbehrungen wieder aufgebaut haben", wiederholte er fast wörtlich, was Springers BZ schon am 2. Juni 1967 geschrieben hatte: "Die Anständigen in dieser Stadt aber sind jene Massen der Berliner, die Berlin aufgebaut und Berlins Wirtschaft angekurbelt haben. Ihnen gehört die Stadt. Ihnen ganz allein."
"Anständige" machen Jagd auf "Extremisten"

Das war als Aufforderung zum Handeln gemeint und wurde auch so verstanden. Die APO sah sich nicht nur mit einer entfesselt knüppelnden Polizei konfrontiert, sondern wurde auch öfter von Zivilisten attackiert. Der CDU-Abgeordnete Jürgen Wohlrabe ("Übelkrähe") befehligte eine eigene Knüppelgarde, "anständige Berliner" zwangen Langhaarige in S-Bahn-Züge Richtung Ostberlin. Nach der Kundgebung am 21.2.1968 schlug der Mob mehr als 30 "verdächtige" Personen zusammen, und nur durch das Eingreifen der Polizei (!) konnte ein Lynchmord verhindert werden. Die Rettung des Verwaltungsangestellten Lutz-Dieter Mende, der fälschlich für Rudi Dutschke gehalten worden war, schilderte ein Polizeioffizier so: "Es war für uns eine ganz neue Erfahrung: Das war ja eine entmenschte Masse. Ich war gerade nach vorn gegangen, um die Lage zu erforschen, als mir der junge Mann entgegen gerannt kam. Er fiel mir um den Hals und stammelte: ,Um Gottes Willen, schützen Sie mich, die wollen mich totschlagen.` Hinter ihm her kamen an die tausend Leute, die johlten und riefen: ,Schlagt den Dutschke tot!` Ich bekam Schläge auf den Rücken, wir wurden zu Boden geworfen, die Menge war außer sich. Wir haben uns dann die letzten Meter bis zum Wagen irgendwie hingeschleppt. Ich konnte gerade noch die Tür aufreißen und den jungen Mann hineinstoßen. Die Leute wollten daraufhin den Mannschaftswagen umkippen, zwei von ihnen schlugen eine Scheibe ein. Die Menge brüllte: ,Lyncht ihn! Hängt ihn auf!`" (2)

Wenige Wochen danach wurde Rudi Dutschke dann tatsächlich Opfer eines Mordanschlages, an dessen Folgen er 1979 starb. Der Täter, Josef Bachmann, las regelmäßig Bild und Nationalzeitung, war aber in der Darstellung der Politiker natürlich ein "verwirrter Einzeltäter". Zehntausende in der gesamten BRD wussten es besser und reagierten mit militanten Angriffen auf Springers Verlagshäuser. Der Slogan "Heute Dutschke, morgen wir" hat sich zwar zum Glück nicht bewahrheitet. Die Bedrohung war aber real. Faschistoide Stimmungen gingen weit über die Anhängerschaft der NPD hinaus, die damals ihre größten Triumphe feierte; ihr Spitzenergebnis waren 9,8 Prozent in Baden-Württemberg.

Das alles ist Koenen, dem Zeitzeugen und Historiker, natürlich bekannt. Dennoch wischt er alle Hinweise auf eine faschistische Gefahr vom Tisch, indem er offensichtlich falsche Einschätzungen zur damaligen Lage zitiert: die Selbststilisierung mancher ProtestlerInnen als "neue Juden", die Gleichsetzung der Isolationshaft mit "Auschwitz", Ulrike Meinhofs unsägliches Gerede von "Israels Nazi-Faschismus", die häufig skandierte Demo-Parole "USA-SA-SS" und dergleichen mehr. Wer derlei gefährlichen Unfug mal richtig fand, hat allen Anlass, sich zu schämen. Koenen will aber mehr. Seine Zitatenauswahl soll zum einen zeigen, die APO hätte keine Ahnung gehabt, was Faschismus bedeutet. Sie suggeriert aber auch, die wahre faschistische Gefahr hätte von links gedroht - namentlich von den mit palästinensischen Organisationen kooperierenden bewaffneten Gruppen. In dieser "Symbiose" sieht Koenen "brachiale Versuche der Befreiung von der Last der deutschen Geschichte. Und die neue Freiheit musste sich gerade im Angriff auf diejenigen bewähren, die für die Kränkung des Selbstbildes als Deutsche sorgten: die Juden, die man jetzt nur als ,Zionisten` bezeichnete."
Demokratie in Zeiten der Krisenstäbe

Die alten Nazis erscheinen bei Koenen dagegen als harmlose Spießer: Opportunisten, die sich den Spielregeln der parlamentarischen Demokratie angepasst haben und vor allem nicht auffallen wollen. Was ja zum Teil stimmt. Aber eben nur zum Teil: Denn die Probe aufs Exempel blieb aus, weil die APO allzu schnell zusammenbrach, ihre Erben sich als leicht integrierbar erwiesen (wie die Jusos), keinen nennenswerten Einfluss gewannen (die legale radikale Linke) oder militärisch zerschlagen wurden (die bewaffneten Gruppen). Es ist Spekulation, muss aber mitgedacht werden, wenn es um die Frage einer faschistischen Gefahr in den Jahren 1968ff. geht: Was wäre geschehen, wenn die Bewegung den Staat und die von alten Nazis durchsetzten Eliten wirklich herausgefordert hätte? Ein faschistisches Potenzial in der Bevölkerung war unzweifelhaft vorhanden, in Westberlin nahm es zeitweise den Charakter einer Massenbewegung an. Aber da die APO seit Sommer 1968 auf dem Rückzug war, konnte man die Angelegenheit den Spezialisten überlassen: den Politikern und der Polizei, die Zuckerbrot und Peitsche bereit hielten. Viel Peitsche: eine Prozesswelle, Berufsverbote und Verbotsdrohungen, Aufrüstung der Polizei, Ausnahmegesetze und "Terrorismusbekämpfung" mittels Killfahndung und Hochsicherheitstrakten - wenig Zuckerbrot: die sozialliberale Koalition, eine Amnestie für "Demonstrationsstraftäter" und Willy Brandts uneingelöstes Versprechen "Wir wollen mehr Demokratie wagen".

Auf den Nazi-Gegner Willy Brandt folgte schon 1974 der Wehrmachts-Unteroffizier Helmut Schmidt. Dessen Leitlinie waren die berüchtigten deutschen Sekundärtugenden, "mit denen man auch ein KZ betreiben kann" (Oskar Lafontaine). Drei Jahre später ging Koenens "rotes Jahrzehnt" mit dem "deutschen Herbst" zu Ende: eine, wenn auch befristete Diktatur der Krisenstäbe und der Polizei, abermals begleitet und unterstützt von einer faschistoiden Massenstimmung. Anstatt den Verlauf der Ereignisse nachzuzeichnen, reiht Koenen besonders wirklichkeitsfremd erscheinende Zitate aneinander. Eine leichte Übung: Wörtlich genommen sind viele Texte von 1968 widerlegt, teils lächerlich und allenfalls noch als Zeitdokumente von Interesse. Das gilt aber viel mehr für die vermeintlich großen strategischen Würfe als für die Analysen der Gesellschaft, die man revolutionieren wollte.

Jens Renner

In der Reihe Rotbuch 3000 (Europäische Verlagsanstalt/Rotbuch Verlag, Hamburg) erscheint demnächst Jens Renners Buch "1968"; 96 Seiten,
14,80 DM

Anmerkungen:

1)Wolfgang Kraushaar: "1968. Das Jahr das alles verändert hat". München (Piper) 1998, S. 204

2) zitiert in Michael Rütz: "Ihr müsst diesen Typen nur ins Gesicht sehen" (Klaus Schütz, SPD). APO Berlin 1966-1969. Frankfurt am Main (Zweitausendeins) 1980, S. 167


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gruß
proxi  

14.09.04 23:54

59073 Postings, 8522 Tage zombi17Wenn Du nicht so ein

Arschloch wärst, würde ich dich genauso wie alle anderen Erwerbslosen bemitleiden:-))))  

14.09.04 23:56

357 Postings, 8242 Tage Publizistz17 war das ein Scheiben in den Spiegel? o. T.

14.09.04 23:59

59073 Postings, 8522 Tage zombi17Sorry,

ich schreibe nix in meinen Spiegel! DU etwa? Womöglich mit Lippenstift, Wo ist Proxy?
Bist Du überfordert?  

15.09.04 00:05

357 Postings, 8242 Tage PublizistIch schreibe nur mit Lippenstift

Seit meinem Kindergartenrausschmiss verfolge ich nur ein einziges Ziel

Wie werde ich wie Du  

15.09.04 00:10

59073 Postings, 8522 Tage zombi17Vielen Dank für die gute Unterhaltung,

aber im Gegensatz zu Dir werde ich morgen wieder gefordert.
Nicht vergesseb, wer lange schläft hat einen hohen Arbeitslosenlohn, du Penner!!  

15.09.04 00:13

357 Postings, 8242 Tage PublizistWie meinen?

Ich schlafe immer sehr lange und muss nicht mehr arbeiten. Patente arbeiten für mich, nicht das Versagen am Berkwerk  

15.09.04 00:16

59073 Postings, 8522 Tage zombi17Patente??

Hahahahahahaha  

15.09.04 00:21

357 Postings, 8242 Tage PublizistJa z.B.

Das Patent auf Reichtum
hahaha  

15.09.04 00:26

59073 Postings, 8522 Tage zombi17Ach komm, das kann ich gar nicht annehmen! o. T.

Gar nicht annehmen das das schon alles war, Du Schwätzer!  

15.09.04 00:30

357 Postings, 8242 Tage PublizistPatent Baywatch Syndrom

Traumbild: Eine Katze springt in den Swimmingpool, rettet eine ertrinkende Maus, verlässt das Wasser und hat danach sofort trockene Haare. Diese Konstellation tritt sehr häufig auf und trägt den Namen Baywatch-Syndrom das ist eins meiner Patentierung.
Verstehst Du Doofkopf aber nicht, gelle

Jetzt aber gute Nacht, sonst werde ich noch während ich Schreibe und es Dir erkläre gesperrt.  

15.09.04 00:33

59073 Postings, 8522 Tage zombi17Mach Dir keine Sorgen

Das ist so sicher wie das Armen in der Kirche:-))  

13.11.04 21:25

51 Postings, 7080 Tage proxyISonntag ist VOLKSTRAUERTAG!

© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. 47/04 12. November 2004

Die verbotene Trauer
Von der Unfähigkeit der Deutschen, ihrer Toten zu gedenken
Thorsten Hinz

Am kommenden Sonntag, dem Volkstrauertag, werden die Spitzen des Staates in der Neuen Wache, der „Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“, in Berlin ihre obligaten Kränze niederlegen. Was bedeuten dieser Tag und die Zeremonie? Der Volkstrauertag wurde 1926 zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs eingeführt. 1931 baute der Architekt Heinrich Tessenow das Schinkel-Gebäude zum Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs um. 1933 wurde der Volkstrauer- in Heldengedenktag umbenannt. Am Ende des Zweiten Weltkrieges lag die Neue Wache in Trümmern. Trotzdem ließen die Berliner es sich nicht nehmen, Kränze und Blumen durch die Absperrgitter zu schieben, um ihre Trauer um die Kriegsopfer auszudrücken. Im Westen kam man diesem Bedürfnis durch die Wiedereinführung des Volkstrauertages entgegen. Der zentrale Gedenkort fehlte aber, denn die Neue Wache lag nun im sowjetischen Sektor.

Die SED sah die privaten und spontanen Trauerbekundungen vor ihrer Haustür mit Argwohn, denn sie lagen konträr zu ihren politischen Absichten. Die Neue Wache galt ihr als ein Symbol des verhaßten Preußentums, sie erwog sogar ihren Abriß. Dann aber faßte sie den Entschluß, den emotionalen und symbolischen Wert des Gebäudes in ihr ideologisches Programm einzubauen und hier das zentrale „Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus“ einzurichten. Damit wollte sie sich in die Kontinuität der deutschen Geschichte stellen, gleichzeitig sollte die DDR als die Überwinderin ihrer verderblichen Traditionen legitimiert werden.

1989 zeigte sich, wie gründlich dieser Versuch der separatstaatlichen Sinnstiftung mißlungen war. Die Besucher, die hierher kamen, wollten ganz überwiegend nicht den SED-Staat ehren, sondern die deutschen Kriegsopfer, die in der DDR eine ähnlich geringe Rolle spielten wie heute. Es spricht für den politischen Instinkt des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, daß er das Gebäude als zentrale Gedenkstätte für das wiedervereinigte Deutschland durchsetzte. Über die aufgeblähte Pietà von Käthe Kollwitz im Innern kann man streiten. Auf jeden Fall ist die Neue Wache ein Ort ehrenden Gedenkens, wo der Besucher, der bereit ist, sich der Wirkung des Raumes zu öffnen, sich erstens als Angehöriger eines nationalen Kollektivs und zweitens als Glied in einer Abfolge der Generationen begreift.

Damit ist ein Bewußtsein angesprochen, das die Vergangenheit mit der Gegenwart und Zukunft verbindet, nämlich das Bewußtsein unserer individuellen und kollektiven Generativität. Es geht um eine Kraft, die laut dem amerikanischen Psychologen und Sozialwissenschaftler John Kortre „allen menschlichen Formen der Reproduktion zugrunde liegt“. Vier Aspekte der Generativität seien hervorgehoben. Da ist zunächst der biologische, also die Fortpflanzung, durch die das Geschenk des Lebens, das man selber empfangen hat, weitergegeben wird. Der zweite ist der emotionale Aspekt. Er betrifft den Stolz auf das überkommene Erbe, und zwar als Wissen um eine verpflichtende Hinterlassenschaft, die man übernimmt, pflegt, ergänzt und weitergibt. Das dritte Bereich ist technisch-institutioneller Art. Er umfaßt Politik, Staat, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und die auf diesen Gebieten im Lauf der Geschichte erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Sie bilden den „Körper“ des Gemeinwesens, während der vierte, der kulturelle Aspekt, seinen „Geist“ meint. Hier geht es um die Bewahrung, Erneuerung und Fortschreibung eines kollektiven Bedeutungssystems. Diese vier Bereiche stehen in Wechselwirkung miteinander, und in der Summe konstituieren sie das, was man „nationale Identität“ nennen könnte.

Wenn man die vier Aspekte durchdekliniert, erkennt man, wie schlecht es um Deutschland zur Zeit bestellt ist. Dieses immer noch verhältnismäßig reiche Land ist Weltmeister in der Kinderlosigkeit. Der Mangel an Kindern wird mit sozialen Details - etwa dem zu geringen Angebot an Kindergärten - begründet. Sie spielen eine Rolle, aber keine primäre. Der Verzicht auf Kinder ist häufig eine Entscheidung - eine Werte-Entscheidung - zugunsten individueller Selbstverwirklichung. Für diese „Nach mir die Sintflut“-Stimmung machte der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Wolfgang Huber, jüngst den totalen Vertrauensverlust in die Zukunftsfähigkeit dieses Landes verantwortlich.

Diese Zukunftsangst hängt wesentlich zusammen mit einem emotionalen Mangel gegenüber dem eigenen Land und den vorangegangenen Generationen. Statt den Stolz auf das Erbe zu propagieren, wird dessen Unwert betont, der mittelbar auch jeden Einzelnen betrifft. Die Erkenntnis des Unwerts gründet sich auf den naiven Hochmut der Nachgeborenen, auf nichts sonst. Dessen unvermeidliche Begleiterscheinung ist die Infantilisierung, die sich in immer neuen Gossen der Spaßgesellschaft suhlt. Womit wir bei der Degeneration der technisch-institutionellen Ebene wären. Vor hundert Jahren sind Harvard-Professoren nach Deutschland gepilgert, um zu lernen, wie man universitäres Leben gestaltet. Heute gelten die deutschen Hochschulen als verrottet, finanziell ausgeblutet, kraftlos, ohne Selbstbewußtsein. Es ist eine Ironie der Geschichte, daß von den Universitäten die Umdefinition des nationalen Bedeutungssystems, die Fokussierung auf die NS-Verbrechen, ausging. Diese Umdeutung dauert an, sie manifestiert sich in der Zerstörung von Gefallenendenkmälern, in der Umwidmung oder Stigmatisierung von Symbolen, in der Verleumdung der Väter- und Großvätergeneration.

Auch die Schnapsidee, wegen der kränkelnden Wirtschaft den einzigen Nationalfeiertag aufzugeben, konnte nur in Deutschland geboren werden. Die dafür verantwortlichen Politiker sind die Gefangenen ihrer selbstgebauten Geschichtsfalle geworden. Sie können sich Deutschland nur als ein Gemeinwesen vorstellen, dessen ausschließliche Grundlage sein Sozialprodukt ist. Dieser niedrige Horizont versperrt ihnen den Blick auf die Ressourcen, die zu seiner Steigerung bereitliegen. Im überraschenden Proteststurm von links bis rechts, der diesen Plan zu Fall gebracht hat, drückt sich die fortschreitende Erkenntnis aus, daß Deutschland ohne kollektive Symbolik und ohne Selbstwertgefühl keine Zukunft mehr hat.

Der Volkstrauertag kann einen Anstoß dazu geben, indem er Respekt für die eigenen Opfer und für frühere Generationen weckt. Ein Land, das zur Selbstachtung zurückfindet, braucht keine Zukunftsängste zu haben. Alte Kirchenglocken tragen die Inschrift: „Vivos voco. Mortuos plango. Fulgura frango.“ Die Lebenden rufe ich, die Toten beweine ich, die Blitze breche ich.


servus
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