COMplus Technologies SE; Vorstandsinterview Bei der COMplus Technologies SE (ISIN DE000A1C3DF8/ WKN A1C3DF) handelt es sich um eine junge Beteiligungsgesellschaft mit Beteiligungen, die eine lange Unternehmenshistorie aufweisen. Diese sind aktuell in den Bereichen Internetzugang per Richtfunk, LED-Lichttechnologie, IT, Anlagenbau und Online-Gaming aktiv. So ist COMplus Technologies momentan mit 100% an der 1991 gegründeten COMplus AG (u.a. Internetzugang per Richtfunk, Software-Applikationen für Energieversorger), mit ca. 20% an der AUTEV AG (ISIN DE0007562068/ WKN 756206) (u.a. Anlagenbau und LED-Lichttechnologie) sowie mit ca. 10% an der Venatus Interactive plc (Online-Gaming) beteiligt.
aktiencheck.de EXKLUSIV führte das folgende Interview mit Herrn Uwe Maiberg, Geschäftsführender Direktor/Verwaltungsrat/Gründer der COMplus Technologies SE:
aktiencheck.de: Die COMplus Technologies SE ist zurzeit an drei Firmen beteiligt, der COMplus AG, der AUTEV AG und der Venatus Interactive plc. Können Sie bitte kurz die Gründe für die jeweiligen Beteiligungen aufführen und welche Beteiligung stellt Ihrer Ansicht nach die momentan wichtigste dar?
Uwe Maiberg: Die COMplus Technologies S.E. ist breit aufgestellt im Bereich von Beteiligungen an Unternehmen, die sich mit zukunftsträchtigen Technologien in anerkannten Wachstumsmärkten beschäftigen.
Beteiligung an der COMplus AG Der wichtige Markt der Breitbandversorgung, gerade in strukturschwachen Gebieten, wo die "Großen der Branche“ wenig investieren, bietet attraktive Erlösmöglichkeiten und regionale Monopolstellungen. Das Geschäft ist auch in anderen Regionen weltweit von Interesse. Das war der Anreiz um in dieses Segment zu investieren.
Beteiligung an der AUTEV AG Durch die EU-Energie- und Klimapolitik sind gesetzliche Vorschriften geschaffen worden, die eine Ablösung der herkömmlichen Leuchtmittel fordern. Im Bereich Straßenbeleuchtung und Industrieleuchten steht diese Ablösung durch neue effiziente Beleuchtungstechnik unmittelbar bevor. Die LED stellt dabei in den nächsten Jahren eindeutig die Alternative für die Zukunft der Beleuchtung dar.
Beteiligung an der Venatus Interactice plc. Der Markt für "interactive und social Gaming“ wächst seit Jahren. Durch die immer umfangreicher werdende Versorgung mit schnellen Internet-Anschlüssen werden die Voraussetzungen für die Nutzung solcher Anwendungen ebenfalls immer besser. COMplus sieht hier eindeutig einen Wachstumsmarkt und will durch seine Beteiligung sowohl technologisch als auch wirtschaftlich profitieren.
aktiencheck.de: Gehen wir bei den jeweiligen Beteiligungen etwas mehr ins Detail. Für welchen Bereich sehen Sie bei der COMplus AG, die bereits 1991 von Ihnen gegründet wurde, die größten Wachstumspotenziale, können Sie uns etwas über die aktuelle sowie geplante Umsatzverteilung sagen?
Uwe Maiberg: Der Bereich der schnellen Internet-Zugänge auf der Basis von Funk- und Breitbandtechnologien ist aus unserer Sicht im Moment der interessanteste Wachstumsbereich bei der COMplus AG. Mittelfristig peilen wir hier einen Umsatzanteil in der COMplus AG von über 50% an.
aktiencheck.de: Ihren Aussagen nach erscheint der Bereich Internet via Richtfunk neben den Softwarelösungen für Energieversorger besonders vielversprechend. Hier arbeiten Sie ja mit Motorola (ISIN US6200971058/ WKN A0YGQ9) zusammen. Können Sie uns etwas mehr über die Zusammenarbeit erzählen?
Uwe Maiberg: Die Zusammenarbeit mit Motorola gestaltet sich sehr kooperativ. Motorola ist seit Jahrzehnten einer der Marktführer für Lösungen im Funkbereich. Diese langjährigen Erfahrungen und Referenzen geben uns die Sicherheit hier den richtigen Industriepartner gefunden zu haben.
Mit den skalierbaren Systemen und Applikationen von Motorola ist es uns möglich, unterschiedlichste Anforderungen unserer Kunden umzusetzen. Dies ist wichtig, da die örtlichen Gegebenheiten in den Projekten doch sehr unterschiedlich sind. Motorola bietet zum Beispiel heute schon Richtfunklösungen mit Bandbreiten bis zu 300 Mbit/s an.
aktiencheck.de: Ihren Angaben nach gibt es in Deutschland etwa 300.000 potenzielle Kunden für den Bereich Internet via Richtfunk. Wie viele Kunden haben sich bereits für Ihre Lösung entschieden, wie hoch ist der Durchschnittserlös je Kunde und welchen Marktanteil streben Sie an? Sehen Sie auch international Potenzial für diese Technologie?
Uwe Maiberg: Allein im Land Brandenburg gibt es aktuell (Stand 19.05.2011) 12.796 Bedarfsmeldungen für einen schnellen Internetanschluss (www.breitbandatlas-brandenburg.de). Und das sind nur die Teilnehmer, die von sich aus selbst aktiv geworden sind und ihren Bedarf öffentlich angemeldet haben. Der Bedarf insgesamt liegt also noch weit darüber. In anderen Bundesländern, die eine ähnliche Struktur wie Brandenburg aufweisen, z.B. Sachsen-Anhalt sieht es ähnlich aus. Unter diesem Aspekt ist die Zahl von 300.000 potenziellen Kunden in Deutschland sicher nicht zu hoch gegriffen, sie ist eher sehr konservativ gewählt.
Für das Geschäftsjahr 2011/2012 rechnen wir bei der COMplus AG mit Umsatzerlösen aus dem Breitbandgeschäft von circa EUR 800.000, im Folgejahr sehen wir eine knappe Verdoppelung, 2013/2014 geben unsere Planzahlen Umsatzerlöse von ungefähr EUR 2,5 Millionen vor.
Die Erlöse pro Kunde sind aufgrund anderer regionaler Bedingungen oder technischer Unterschiede in den Ausbaugebieten unterschiedlich. Es gibt auch immer wieder im Zusammenhang mit den Ausschreibungen der Regionen und Kommunen unterschiedliche Anforderungen an die Bereitstellung von kostenpflichtigen und kostenlosen Diensten oder Anwendungen.
Durch unsere Aktivitäten wollen wir uns zu einem anerkannten Netzbetreiber in den von uns erschlossenen Gebieten entwickeln, der über die vorhandene, eigene Netzinfrastruktur in Zukunft auch weitere neue und innovative Dienste für unsere Kunden anbieten wird.
Auch international sehen wir ein großes Potenzial für diese Technologie. In den Ländern Süd- und Osteuropas, oder auch Asiens gibt es eine Reihe von möglichen Einsatzgebieten. Wir werden in diesem Jahr mit ersten Projekten in Griechenland starten. Griechenland deshalb, weil wir seit mehreren Jahren in Griechenland selbst und mit Partnern aktiv sind, und den Markt dort immer beobachtet und analysiert haben. Aufgrund unserer dabei gewonnenen Erfahrungen werden wir in diesem Jahr dort mehrere Projekte umsetzen. Wir haben eigene Spezialisten und Ingenieure vor Ort, die den griechischen Markt genau kennen.
Ich möchte hier nur ein mögliches Anwendungsszenario nennen: Aufgrund der territorialen Gegebenheiten in Griechenland (viele kleine Inseln) ist die Kombination von Funk- und Breitbandtechnologie eine ideale Voraussetzung zur stabilen Versorgung der Industrie und Bevölkerung mit schnellen Internetanwendungen. Teilweise ist der Bedarf noch viel größer als in Deutschland. In Griechenland verfügten 2009 nur 38% der Bevölkerung zuhause über einen Internet-Anschluss, die übrigen Nutzer hatten Zugang im Büro oder im Internet-Cafe. Griechenland selbst hat sich hohe Ziele gesteckt und möchte eine Geschwindigkeit im Bereich von 100 Mbit/s als Standard einführen, allerdings nicht flächendeckend sondern nur in ca. 40% des Landes. Gerade auch in Tourismusgebieten sind zum Beispiel Hotels noch völlig unterversorgt, obwohl ein Internetzugang heute doch zum Standard gehören sollte. Aus diesem Grund werden wir unsere Aktivitäten in diesem Jahr dort verstärkt ausweiten.
aktiencheck.de: Unterhalten wir uns nun etwas detaillierter über die Beteiligung an der AUTEV AG. Sie haben ja sowohl die AUTEV AG (in 2001) als auch die COMplus Technologies SE (in 2010) gegründet, die Sie beide auch leiten. Sehen Sie darin nicht eine zu hohe Belastung?
Uwe Maiberg: Erfolg ist niemals der Erfolg einer einzelnen Person. Nur im kreativen Zusammenwirken mit anderen entstehen neue Geschäftsideen und innovative Lösungen. Erfolg entsteht in erster Linie immer durch ein funktionierendes Team.
Wir haben in beiden Unternehmen ein starkes Management, welches die Firmen in den letzten Jahren mit aufgebaut hat. Das heißt, wichtige Leistungsträger sind seit Jahren "an Bord“ und geben mir die Gewissheit, dass auch während einer eventuellen Abwesenheit meiner Person die Geschäftsprozesse so organisiert sind, dass die gesteckten Ziele erreicht werden.
aktiencheck.de: Mit der selbst entwickelten AuLED-Straßenlampe wollen Sie nun den LED-Wachstumsmarkt erobern. Was macht Sie so sicher, dass AuLED ein Erfolg wird und welche Umsatzziele peilen Sie für die AUTEV AG für die kommenden Jahre an?
Uwe Maiberg: Wie ich bereits anführte, kommt auf Kommunen, Unternehmen und viele andere durch die EU-Beschlüsse zum Ersatz ineffizienter Beleuchtungstechnik durch energiesparende und umweltfreundliche Beleuchtung eine umfassende Aufgabe zu.
Im Bereich der Straßenbeleuchtung haben wir heute fast ausschließlich Quecksilber- und Natriumdampflampen. Das Gleiche trifft oft auf die Beleuchtung in Industrie- und Produktionsanlagen zu, hier kommen noch viele Leuchtstoffröhren hinzu.
Durch das kommende Verbot des Einsatzes solcher ineffizienter Beleuchtung wird der gesamte Markt revolutioniert werden.
Die derzeit beste in Stückzahlen verfügbare Alternative ist die LED und wir setzen mit unserer Beteiligung an der AUTEV AG auf diese Technologie. Nur allein durch den Austausch herkömmlicher Leuchten durch LED lassen sich heute schon ca. 40% Energie einsparen. Durch Einsatz optimierter Optik und intelligenter Licht-Steuerungen, welche durch die AUTEV entwickelt und umgesetzt werden, ergeben sich weitere Einsparpotenziale. So haben wir in ausgewählten Kundenprojekten der AUTEV schon bis zu 85% Energieeinsparung erreicht, mit Amortisationszeiten von ca. 2,6 Jahren. Schon heute ist es so, dass in Unternehmen, wo 24 Stunden produziert wird, die Kosten für Beleuchtung bis zu 20% der Betriebskosten ausmachen. Unter dem Aspekt der seit Jahren steigenden Preise für Energie ist das ein weiteres Argument für den sofortigen Einsatz der AuLED Beleuchtungstechnik.
Für die kommenden Jahre peilen wir einen Umsatz an, der deutlich über 10 Mio. EUR liegt.
aktiencheck.de: Das hört sich ja sehr vielversprechend an. Ist daher damit zu rechnen, dass Sie Ihren Anteil an der AUTEV AG von derzeit 20% bald aufstocken werden?
Uwe Maiberg: Solche Überlegungen sind natürlich vorhanden und wir werden zu gegebener Zeit darüber entscheiden.
aktiencheck.de: Kommen wir zum Schluss noch auf Ihre Beteiligung an der Venatus Interactive plc zu sprechen. Die erst 2010 gegründete Firma ist vor allem in den Bereichen Social Gaming, Mobile Games, Browser Games sowie MMOG's aktiv. Diese Bereiche gelten aktuell als Wachstumsmärkte. So erwarten zum Beispiel die Experten von PricewaterhouseCoopers für 2011 einen Umsatz für Onlinespiele, nur für Europa, von knapp 3,6 Mrd. US-Dollar. 2006 lag der Umsatz nur bei etwa 1,2 Mrd. US-Dollar. Können Sie uns etwas mehr über die aktuellen Projekte der Venatus Interactive plc erzählen?
Uwe Maiberg: Die Venatus Interactive plc. erweitert zurzeit ihre technologische Kompetenz durch den Erwerb von Beteiligungen an erfolgreichen Unternehmen aus der "interactive und social gaming"-Szene.
Venatus hat sich im Dezember 2010 an der Tangibal Group plc beteiligt, die sich zum visuellen Marktführer bei interaktiven Medien und experimenteller Werbung entwickelt hat. Im Januar 2011 erfolgte die direkte Beteiligung an HighSixes.com Ltd., der Holding von Passoker. Passoker ist ein einzigartiges Internet Gaming Produkt, das Liveübertragungen von sämtlichen Sportarten, wie Fußball, Rugby, Snooker, Dart, NFL, NBA, NHL, Tennis und Cricket abdeckt.
In erster Linie profitiert COMplus von der Beteiligung durch den Zugang zu neuen Technologien in einem interessanten Wachstumsmarkt. Bei entsprechender Geschäftsentwicklung ist COMplus immer in der Lage sein Engagement in diesem Segment zu verstärken.
aktiencheck.de: Plant die Venatus Interactive plc in absehbarer Zeit weitere Investitionen im Online-Spielemarkt?
Uwe Maiberg: Es sind weitere Investitionen und auch Beteiligungen geplant.
aktiencheck.de: Für Ende 2010 war ursprünglich der Börsengang der Venatus Interactive plc geplant gewesen, richtig? Wurde das Projekt "Börsengang" nur verschoben oder ist es momentan kein Thema mehr?
Uwe Maiberg: Das Projekt wurde nur verschoben und wir erwarten die Umsetzung noch in diesem Jahr.
aktiencheck.de: Ihrer aktuellen Firmenpräsentation ist zu entnehmen, dass Venatus Interactive plc derzeit eine jährliche Durchschnittsrendite von 8,28% bei einem durchschnittlichen Rating von "BBB" erwirtschaftet hat. Welche Durchschnittsrendite peilen Sie für die nähere Zukunft an?
Uwe Maiberg: Die Rendite bezieht sich auf die Investments im Anleihen Bereich. Für die Investments im Equity Bereich erwarten wir deutlich mehr.
aktiencheck.de: Beschäftigen wir uns am Ende des Interviews noch mit einigen Zahlen. Welchen Wert haben Ihre jeweiligen Beteiligungen und wie schätzen Sie das Potenzial ein, den Portfoliowert zu steigern?
Uwe Maiberg: Unsere aktuellen Beteiligungen haben ein enormes Wachstumspotenzial. Alle Unternehmen sind in Wachstumsmärkten aktiv und entwickeln innovative Produkte und Dienstleistungen in diesen Bereichen. Es gibt das Potenzial zur Marktführerschaft in Teilbereichen.
Alle Unternehmen sind nicht national ausgerichtet, sondern haben darüber hinaus Potenziale für die weltweite Vermarktung ihrer Produkte und Dienstleistungen. Die ca. 20%-ige AUTEV-Beteiligung wird momentan mit ungefähr 2,5 Millionen Euro an der Börse bewertet, die Venatus Notierungsaufnahme und somit eine Bewertungsgrundlage ist noch ausstehend und die Zahlen der COMplus AG für das ausstehende Geschäftsjahr 2010 werden momentan aufbereitet.
aktiencheck.de: Wo liegt Ihrer Meinung nach der faire NAV der COMplus Technologies SE sowie der faire Wert der Aktie?
Uwe Maiberg: Dazu möchte ich mich erst nach Veröffentlichung der Zahlen für das Geschäftsjahr 2010 äußern.
aktiencheck.de: Vielen Dank für dieses Interview, Herr Maiberg. |