Der Versuch, das Ruder zum Wochenschluss herumzureißen und zu verhindern, dass die per Donnerstagabend erreichten Unterstützungen zum Quartalsende fallen, schlug fehl. Der DAX hat damit eine Wochenbilanz von -408 Punkten vorzuweisen, die aus charttechnischer Sicht heftige Scharten geschlagen hat. Es stellt sich indes die Frage, ob das auch für die Gemütslage der Marktteilnehmer gilt. Immerhin gelang es an der Wall Street, eine Gegenreaktion auf den auch dort recht schwachen Donnerstag durchzusetzen. Und man könnte argumentieren, dass die Abschläge des Freitags nur auf dem „Window Dressing“ der großen institutionellen Investoren beruhten. Denn das funktioniert ja auch als negativer Einfluss, wenn die Tendenz im Vorfeld abwärts weist und/oder das Quartal ohnehin negativ sein wird. Dann werden bevorzugt die Verlierer des Quartals aus den Portfolios geworfen. Nun war zwar das zweite Quartal kein negatives, aber eine Nullnummer: Bei 12.313 Zählern endete das erste Quartal – und für das zweite Quartal blieb so am Freitag zum Xetra-Handelsende ein Plus von zwölf Punkten, nachdem man noch Mitte Juni darauf gebaut hatte, dass der DAX die 13.000er-Marke locker würde überwinden können. Wer optimistisch denkt, könnte daher auf den Gedanken kommen, dass die kurz vor dem Ultimo noch schnell verkauften Verlierer ab heute, im neuen Quartal, umgehend wieder eingesammelt werden. Das kann in der Tat der Fall sein – vorausgesetzt, die Fonds, Versicherungen etc. sind mehrheitlich der Ansicht, dass es eine gute Idee wäre, die jetzt erhöhten Barreserven nebst dem zum neuen Monat zufließenden, frischen Geld der Sparer gleich in den Markt zu stecken. Fest darauf bauen sollte man besser nicht, denn:
Ein entscheidender Grund dafür, dass der DAX am Freitag schwächer daherkam als MAX und TecDAX, war Bayer. Ausgerechnet die zusammen mit Siemens am schwersten im DAX gewichtete Aktie (beide haben eine Gewichtung von knapp neun Prozent) fiel mit 4,14 Prozent heftig und kostete den DAX alleine 51 Punkte. Der Grund: eine Gewinn- und Umsatzwarnung. Und so etwas macht nervös. Dies in Kombination mit den charttechnisch negativen Signalen, die der Freitag aussendete, macht eine Gegenreaktion denkbar, aber eben nicht sicher. Denn immerhin rutschte der deutsche Leitindex dadurch tatsächlich aus dem Februar-Aufwärtstrendkanal heraus und notiert wieder unter dem alten Rekordhoch des Jahres 2015 von 12.391 Punkten. Gut vorstellbar wäre, dass das bullishe Lager eine Gegenbewegung versuchen wird, aber diese Versuche sofort einstellen würde, wenn ein solcher Rallyeversuch nicht „durchlaufen“, sondern auf erneuten Abgabedruck treffen würde. Da der DAX jetzt 400 Punkte in zwei Tagen verloren hat, wenn man das Tageshoch des Donnerstags als Referenz nimmt, wäre dabei eine Gegenreaktion von zweihundert Zählern nicht überraschend und würde die kurzfristig abwärts gerichtete Tendenz nicht brechen. Daher würden wir den Stop Loss nachziehen, ihn aber mit 12.640 Punkten knapp über das Mitte Juni markierte Zwischentief bei 12.619 Punkten legen. Weit genug entfernt also, um eine „normale“ Gegenbewegung zuzulassen. Ein Aufstocken der Short-Position scheint aufgrund der in jedem Fall realistischen Möglichkeit bullisher Gegenwehr per heute Früh noch nicht ratsam.
Widerstände: 12.391 / 12.406 / 12.713 / 12.951 / 13.107
Unterstützungen: 11.941 / 11.850 / 11.646 / 10.826 / 10.800
Quelle: www.ingmarkets.de
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