Hallo Leute,
nachdem ich nach meinem letzten Beitrag - ich hatte angemerkt, dass es bis zum 30.11. zu keinem Vergleich kommen würde und Steinhoff am 4.12. aus dem SDAX fliegen wird - von einigen selbsternannten Steinhoffexperten und altbekannten Pushern als unwissender Basher kritisiert wurde, habe ich mir mal selbst eine kleine Forumspause gegönnt und dachte ich melde mich wieder, wenn diese Dinge alle eingetreten sind.
Da dümpeln wir nun bei 5 Cent und wie es scheint wird es bis Jahresende (ich weiß ich predige das immer wieder) auch keinen großen Wurf mehr geben. Irgendwann Anfang des Jahres (ich gehe nicht von Jannuar sondern eher Februar/März aus) wird es zu einem Vergleich kommen, der weit nicht so tragisch ausfallen wird wie viele hier vermuten. Jedoch wird auch mit einem Vergleich die Welt hier nicht wieder rosig werden, eher rechne ich mit einer Welle der Entrüstung und Enttäuschung die wieder einmal das Forum überschwemmen wird. Die Bilanz 2019 wird nämlich alles andere als gut ankommen:
- Pepkor SA hat zwar starkes EBITDA Wachstum vermeldet, das EBIT ist jedoch rückläufig - aufgrund einer einmaligen Abschreibung. Das wird das Gruppen EBIT stark bremsen. - Greenlit GM, UK Household Goods (also der Schrott vom Schrott) ist 2019 noch im EBIT enthalten. Erst 2020 werden diese in den Mistkübel der discontinued operations wandern und 2021 schließlich gänzlich verschwunden sein. - gute Performance bei Mattress in Q2-Q4 wird durch 75 Mio. CH11 Kosten ausgebremst. - Conforama Stellenabbau läuft erst 2020 an. - Fees für Bilanzen und Sonderkosten für CVAs schlagen nochmal richtig fest zu (siehe auch Halbjahreszahlen 2019) - Last but not least vernichten die PIK-bedingten Finance Costs jeden noch so kleinen Lichtblick.
Ich bezweifle daher stark, dass die Bilanz 2019 sehr viel besser als jene von 2018 aussehen wird. Allerdings stört mich das wenig, da wir bereits das Geschäftsjahr 2020 schreiben. Auch hier werden wir nochmal ordentlich draufzahlen müssen (da der Müll noch bei den discontinued operations ist, für Conforama sicher Sonderkosten anfallen und auch die Finance Costs noch immer ordentlich weh tun werden).
Was jedoch jeden hier mehr als positiv stimmen sollte ist die Tatsache, dass viele negative Punkte die ich hier aufgelistet habe nach und nach wegfallen werden. Das EBIT von Pepkor wird 2020 einen enormen Sprung machen, die discontinued operations spätestens 2021 nirgends mehr aufscheinen, Mattress wird 2020 ohne Sonderkosten seine volle Power entfalten können, Conforama sollte spätestens 2021 wieder auf Schiene sein, die Fees werden ab 2020 kontinuierlich weniger. Das alles geht einher mit einem starken Wachstum der Pepco Group in Osteuropa. 2020 wird nochmal ein Sümmchen für den Vergleich fällig, doch auch hier sollte uns 2021 nichts mehr jucken.
Fakt ist für mich, dass wir im Geschäftsjahr 2021 ein kleiner aber starkes Steinhoff haben werden, das durch Pepkor und Pepco getragen wird, die saftige Wachstumsraten aufweisen. Ob Greenlit, MF und Conforama noch im Portfolio sein werden kann keiner sagen. Entweder sie werden noch Teil der Gruppe sein und positiv zum Ergebnis betragen, oder man hat sie bis dahin verkauft und mit den Erlösen in Kombination mit unserem fetten Cashbestand einen bedeutenden Teil der Schulden getilgt. Man hat dann also ein wirklich gutes EBIT das durch die Finance Costs gebremst wird, von dem also für uns nichts übrig bleibt. Wenn ich diese 10%-PIK jedoch dann plötzlich zu 2%, 3%, oder von mir aus 4% refinanziere, dann ist das als würde ich die Handbremse eines Formel 1 Wagens lösen.
Was man sich hier immer vor Augen halten muss ist die Tatsache, dass eine Erholung bei Steinhoff nicht so läuft wie bei anderen Turnaroundkandidaten die sich langsam wieder zurück in die Gewinnzone kämpfen. Das Management kann hier arbeiten soviel es will und das EBIT in den Himmel wachsen, selbst wenn man über Nacht plötzlich 1 Mrd. EBIT erwirtschaften würde wäre man nach PIK und Steuern in der Verlustzone. Durch eine Refinanzierung kann es jedoch sein, dass man plötzlich 500-600 Mio. weniger Zinsaufwand pro Jahr hat. Eine Refinanzierung kann innerhalb kurzer Zeit gefunden werden, wenn die Vorbedingungen stimmen (=Beseitigung der Klagen und EBIT-Pflege). Der Jahresabschluss (bzw. die Halbjahreszahlen) die auf eine solche Refinanzierung folgen, werden kaum wieder zu erkennen sein denn dann wird die operative Power der Holding endlich sichtbar. Spätestens dann muss man sich hier anschnallen. Gefahren (man sollte auch hierauf hinweisen) sind, dass wir als Eigentümer rausgekickt werden oder es bis 2021 zu einem Crash der Nachfrage durch eine Wirtschaftskrise kommt. Beides sehe ich gering - aber ein gewisses Risiko besteht natürlich immer.
Steinhoff entwickelt sich mehr und mehr zu einer Geduldsprobe für uns Aktionäre. Mit dem Hintergrund der Bilanz von 2018, den News zu Verkäufen und Umstrukturierungen, sowie potentiellen zeitnahen Entwicklungen (z.B. Vergleich) kann man sich mit etwas Fantasie auf Basis des bestehenden Zahlenwerks ein Bild von Steinhoff 2022 malen. Jeder kann und sollte das für sich tun. Ich für meinen Teil aktualisiere dieses Bild aufgrund der Faktenlage laufend und aus derzeitiger Sicht sehe ich für 2022 in diesem Unternehmen das beste Long-Investment das derzeit am Markt zu finden ist.
Man sollte hier nur als Aktionär den Kopf nicht ständig hängen lassen und sich verzweifelt an jede News klammern. Bis 2021/22 kann man hier vielleicht durch kurzfristige Zocks auf einen Vergleich usw. etwas Geld verdienen, aber die goldene Kuh wird erst 2022 geschlachtet. Wer sich bis dahin gedulden kann, der sollte mit etwas Glück mehr als nur satt werden.
Liebe Grüße, stksat |