Geklaut vom User Cici aus einem anderen Board
HV-Bericht IT-Market Computer Systems AG Höhe des Aktienkurses entbehrt jeglicher Grundlage
Am 3. September 2009 fand in Berlin die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der IT-Market Computer Systems AG statt. Lediglich zehn Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Thorsten Renner für GSC Research, hatten sich im Bürohaus Berlux eingefunden, um sich nach dem starken Aktienkursanstieg der vergangenen Monate über die weiteren Zukunftsaussichten der Gesellschaft zu informieren.
In Abwesenheit des erkrankten Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus-Dieter Bergmann eröffnete der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Christian Geipel die Hauptversammlung und stellte Frau Schellenberg als Protokollführerin vor. Nach dem Verlesen der üblichen Formalien übergab Herr Geipel das Wort an den Alleinvorstand Andreas Schlotter.
Bericht des Vorstands
Nach Aussage von Herrn Schlotter war 2008 ein sehr turbulentes Jahr. Aus 2009 gibt es dagegen durchaus Positives zu berichten. Mit Bechtle wurde ein Roll-out-Vertrag über 6.000 Arbeitsplätze geschlossen. Damit erzielt die Gesellschaft fast ausnahmslos gute Gewinne. Des Weiteren steht das Unternehmen vor einer Abnahmeverpflichtung für 2010 mit ACP für über 13.000 Arbeitsplätze. Sollte hier die Finanzierung gelingen, werden sich noch weitere Gelegenheiten bieten, zeigte sich Herr Schlotter überzeugt.
Zum 31. August 2009 konnte die Handelsspanne auf 43,5 Prozent ausgeweitet werden, was gegenüber dem Vorjahr einer Steigerung von 14,4 Prozentpunkten entspricht. Damit habe sich das Unternehmen in die richtige Richtung bewegt, trotzdem könne dies nicht über die schwierige Situation der Gesellschaft hinwegtäuschen.
Er selbst sei am 17. Juni 2008 zum Vorstand berufen worden, berichtete Herr Schlotter. Seitdem stand das Vorantreiben von Sanierung und Neuausrichtung auf der Agenda. Zunächst erfolgte die vollständige Erfassung des Lagerbestands, bisher waren noch Geräte mit Werten aufgeführt, obwohl diese nur noch als Schrott zu bezeichnen waren. Insgesamt führte dies zu einer Abwertung des Warenbestands in Höhe von 60 TEUR. Wie Herr Schlotter weiter ausführte, wurden mit den Gläubigern Verhandlungen über Ratenzahlungen geführt, was auch von Erfolg gekrönt war. Bisher konnte IT-Market sämtliche Verpflichtungen einhalten.
Große Probleme bereitete dem Unternehmen jedoch der neue Firmenstandort, der erst im Februar 2008 bezogen worden war, teilte der Vorstand mit. Das Gebäude war nur zu Fuß zu erreichen, bei der Wahl des Standorts hatten nach Ansicht von Herrn Schlotter damals wohl nur Kostengesichtspunkte im Vordergrund gestanden. Aus diesem Grund musste noch einmal ein Umzug vorgenommen werden, was zu weiteren Kosten von rund 69 TEUR und Umsatzausfällen führte. Laut Herrn Schlotter kämpfte IT-Market im vergangenen Jahr mit der mangelnden Liquidität, obwohl die Gesellschaft noch Darlehen erhalten hat. Häufig standen nicht ausreichend Mittel zur Verfügung, um neue Ware zu kaufen.
Nach den Worten des Vorstands ist die Umstellung des Geschäfts auf Kommissionsbasis gescheitert, da die notwendigen Deckungsbeiträge nicht erzielt werden konnten. Auch die Tätigkeiten auf einer Verkaufsplattform wurden eingestellt, die Gesellschaft nutzt aber noch eBay. Seit Juni 2009 verfügt das Unternehmen jedoch über einen funktionierenden Online-Shop. Der Verkauf über Direktvertrieb hat sich ebenfalls nicht durchgesetzt.
Wie Herr Schlotter informierte, hat IT-Market auch Kunden verloren, weil nicht ausreichend Waren zur Verfügung gestellt werden konnten. Dagegen hat sich der Fokus auf Endkunden bewährt, was sich in einer höheren Handelsspanne niederschlägt. Mit dem Umzug in die Storkower Straße hat die Gesellschaft erstmals aktiv Werbung betrieben, was dazu geführt hat, dass die Kunden den Laden fast gestürmt haben. Jedoch konnte die Nachfrage nicht ganz befriedigt werden, da aufgrund mangelnder Liquidität nicht ausreichend Waren zur Verfügung standen, informierte Herr Schlotter. Im Zuge des Mittelstandskonzepts konnten im Bereich Berlin-Brandenburg einige Kunden gewonnen werden.
Nach Meinung von Herrn Schlotter würde der Vertrag mit ACP den Durchbruch bringen, allerdings muss das Unternehmen dann noch mit Liquidität ausgestattet werden. IT-Market will zukünftig die Geschäftstätigkeit ausweiten, wegen fehlender Mittel wurden aber noch keine Aktivitäten aufgenommen. Im letzten Jahr gelang es, eine Patronatserklärung über 500 TEUR zu erhalten, wodurch die Überschuldung des Unternehmens verhindert wurde.
Die Marktpreise für PC und Notebook sind nach Aussage von Herrn Schlotter weiter gefallen, was sich auch auf den Gebrauchtmarkt auswirkt. Deshalb muss der Einkauf bei IT-Market weiter optimiert werden. Bisher konnte der Geschäftsbetrieb zwar aufrecht erhalten werden, die Gesellschaft benötige aber neues Kapital im Rahmen der geplanten Kapitalerhöhung, betonte der Vorstand zum Ende seiner Ausführungen.
Allgemeine Diskussion
Caterina Steeg bemängelte, dass der Jahresabschluss keine Gewinn- und Verlustrechnung beinhaltet und forderte deshalb eine zeitnahe Aushändigung der Unterlagen. Laut Herrn Geipel konnten die Aktionäre am Eingang die Unterlagen bekommen. Frau Schellenberg korrigierte ihn jedoch und erklärte, die Gewinn- und Verlustrechnung werde nicht öffentlich ausgelegt, da auch Gäste anwesend sind. Die Gewinn- und Verlustrechnung könne hier eingesehen werden, es sei aber nicht vorgesehen, die Unterlagen mitzugeben. Frau Steeg verlangte dann, dies zu Protokoll zu nehmen.
Angesichts der erwähnten Verluste errechnete Frau Steeg den Verlust des gesamten Grundkapitals. In diesem Zusammenhang interessierte sie, ob überhaupt schon der Verlust des hälftigen Grundkapitals angezeigt wurde. Wie Herr Schlotter hierauf erklärte, war dies seines Wissens Thema der letzten Hauptversammlung. Ein Aktionär entgegnete jedoch, die Verlustanzeige sei nicht Bestandteil der letztjährigen Tagesordnung gewesen. Herr Schlotter ging zwar weiterhin davon aus, dass die Anzeige bereits erfolgt ist, er wollte dies aber im Nachgang der Hauptversammlung prüfen und, falls nötig, umgehend eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen.
Anschließend erkundigte sich Frau Steeg nach dem aktuellen Geschäftsverlauf, auch im Hinblick auf das wohl vollständig verbrauchte Grundkapital. Jedoch meinte Herr Geipel, der aktuelle Geschäftsverlauf sei nicht Thema dieser Hauptversammlung. Der Vorstand bezifferte dann aber zum 31. August 2009 bei einem Umsatz von 330 TEUR den Verlust auf 206 TEUR. Aufgrund der Patronatserklärung ergab sich aber noch keine Überschuldung, ansonsten hätte die Gesellschaft bereits Insolvenz anmelden müssen.
Weitere Fragen von Frau Steeg beschäftigten sich mit dem starken Anstieg der Verbindlichkeiten, der Patronatserklärung und etwaigen Meldungen zum Anteilsbesitz. Nach Aussage des Vorstands werden die Verbindlichkeiten am 31. Dezember 2010 fällig. Die Darlehen stammen dabei von befreundeten Unternehmen und Privatpersonen. Nähere Auskünfte zur Patronatserklärung wollte Herr Geipel nicht geben, da diese der betrieblichen Schweigepflicht unterliegt und der Patronatsgeber nicht genannt werden möchte. Dieser erwarte jedoch keine Gegenleistung. Wie Herr Geipel weiter ausführte, hat die Raiffeisen Kapitalanlagegesellschaft mbH eine Beteiligung von mehr als 25 Prozent gemeldet.
Etwas verwundert zeigte sich Frau Steeg darüber, dass auch die alten Vorstände entlastet werden sollen. Im vergangenen Jahr waren die alten Vorstände kaum noch an der Geschäftsführung beteiligt, so dass eine Entlastung aller Vorstände vorgeschlagen wird, erklärte Herr Geipel. Dies hindere die Gesellschaft aber nicht daran, mögliche Schadensersatzansprüche zu prüfen.
Irritiert zeigte sich Frau Steeg über die vorgeschlagene Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien, da das Unternehmen noch nicht einmal über ausreichend Mittel verfüge, um überhaupt Waren einzukaufen. Auch die Verwendung der Aktien im Rahmen der Wertpapierleihe sei äußerst ungewöhnlich, zumal sich hier die Frage der an der Aktie hängenden Rechte stelle. Laut Herrn Geipel handelt es sich um einen Vorratsbeschluss, der lediglich als strategische Möglichkeit diene. Auch die Frage der Wertpapierleihe stelle sich aktuell nicht.
Hier kam es jedoch zu einer Diskussion um die Rechte an der Aktie. Nach Meinung von Herrn Schlotter dürften die Rechte bei einer Wertpapierleihe eigener Aktien nicht aufleben. Nach einigen weiteren Diskussionen um die Wertpapierleihe kündigte Herr Schlotter an, man könne diesen Unterpunkt auch streichen. Herr Grieg betonte jedoch, man benötige für den Erwerb eigener Aktien, auch unter Bezugsrechtsausschluss, eine 75-prozentige Mehrheit und damit auch einen Notar zur Beurkundung. Das Aufsichtsratsmitglied Geipel erklärte, man habe zur Kenntnis genommen, dass für TOP 4 eine Beurkundung notwendig ist, und werde deshalb den Vorschlag nicht zum Beschluss stellen.
Den Aktionär interessierte, wie es um die Durchführung einer Kapitalerhöhung bestellt ist. Das Volumen solle bei einer Kapitalerhöhung aus genehmigtem Kapital voll ausgenutzt werden, berichtete hierauf Herr Schlotter. Dabei seien auch konkrete Maßnahmen angedacht, allerdings betreffe dies das Jahr 2009 und sei somit kein Thema der jetzigen Hauptversammlung.
Herr Grieg wollte zudem wissen, wie geprüft wurde, dass die Patronatserklärung auch werthaltig ist. Hierauf erklärte der Wirtschaftsprüfer Köhler, er habe auch die Patronatserklärung geprüft. Nach seiner Aussage wurden für die Patronatserklärung von 500 TEUR Aktien im Wert von 800 TEUR hinterlegt. Wie Herr Schlotter ergänzend hinzufügte, handelt es sich hauptsächlich um Freiverkehrswerte, weshalb ein Zuschlag gewählt wurde. Herr Köhler hielt die Erklärung für werthaltig, zur Prüfung hatte er die Börsenkurse der Aktien herangezogen.
Abstimmungen
Nach dem Ende der Debatte gab der Versammlungsleiter die Präsenz bekannt. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 1.050.000 Euro waren demnach 469.736 Euro entsprechend 44,7 Prozent vertreten. Die Entlastung wurde dem Vorstand bei 10.292 Jastimmen und 19.009 Gegenstimmen sowie 440.435 Enthaltungen verweigert (TOP 2). Bei der Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 3) wurden 500 Jastimmen und 9 Gegenstimmen gezählt. Die Wahl von Herrn Köhler zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2009 (TOP 5) wurde einstimmig beschlossen.
Vor dem Ende der Hauptversammlung erklärte Frau Steeg Widerspruch zu Protokoll.
Fazit und eigene Meinung
Wären die Zahlen der IT-Market Computer Systems AG nicht so traurig, hätte diese Hauptversammlung beste Unterhaltung geboten. Gesetze und Vorschriften haben sich anscheinend noch nicht bis zum Unternehmen durchgesprochen. Besonders interessant ist die Verweigerung der Herausgabe einer Gewinn- und Verlustrechnung mit dem Hinweis, es seien auch Gäste anwesend. Dabei dürfte der Verfasser als Gast der Einzige gewesen sein, der die Einsicht in die Gewinn- und Verlustrechnung wahrgenommen hat.
Ansonsten war in den Organen nicht bekannt, ob überhaupt schon eine Verlustanzeige hinsichtlich des hälftigen Grundkapitals erfolgt war, der Jahresabschluss wurde auch schon fast vier Wochen vor dem Testat des Wirtschaftsprüfers festgestellt, wobei es sich allerdings um eine freiwillige Prüfung handelte, bei der Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien fehlte der Bericht des Vorstands, und durch die Abgabe einer falschen Stimmkarte kam es wohl auch zur Nichtentlastung des Vorstands.
Bei IT-Market kommt also schon einiges zusammen. Absolut nicht nachvollziehbar ist jedoch der Aktienkurs von über 5,50 Euro. Zum 31. August 2009 wies die Gesellschaft schließlich ein negatives Eigenkapital von etwa 136 TEUR auf. Auch wenn möglicherweise Kapitalmaßnahmen angedacht sind, steht der Aktienkurs in keinem Verhältnis zum jetzigen Wert der Gesellschaft. Dementsprechend sollten Aktionäre auf dem aktuellen Kursniveau wohl die Chance nutzen und ihre Aktien zu einem guten Preis abgeben. |