... optimistisch, dass sich die Auftragslage wieder verbessern wird. Diese wird dann weniger durch eine steigende Auslandsnachfrage stimuliert, sondern durch eine wachsende Inlandsnachfrage substituiert werden. Der Umbau der Lieferketten wird hierfür einen entscheidenden Beitrag leisten, aber das löst natürlich nicht das Problem, dass die Betriebe aktuell umtreibt, nämlich die Kaufzurückhaltung der Konsumenten und die Verschiebung von Investitionen der übrigen Industrie aufgrund aktuell noch wachsender Unsicherheiten.
In Q2 wird der Rückgang der hiesigen Industrieproduktion bei deutlich über 25% liegen und damit nie gekannten Größenordnungen erreichen. Finanzierungen und Arbeitsplätze stehen dann auf der Kippe, und genau hier wird der Staat der Industrie zum einen und den Banken zum anderen zur Seite springen müssen. Für Kredite, die noch in der Vor-Corona-Zeit vergeben wurden, werden die bisherigen Rückstellungen für Kreditausfälle längst nicht ausreichen. Substanziell sind die beiden ohnehin angegriffenen deutschen Großbanken doch gar nicht in der Lage, größere Ausfälle einfach wegzustecken und auf KfW-Seite wird man auch genau hinschauen, wohin die Gelder fließen. Das eine oder andere Fass ohne Boden wird da bestimmt auch nicht mehr mit Krediten versorgt werden können.
Ich habe es bereits vor Wochen hier geschrieben, aber jetzt muss es auch endlich umgesetzt werden: Die Regierungen der EU-Länder dürfen das frisch gedruckte Geld nicht über die EZB in Form von Anleihen verteilen. Das wandert dann schlimmstenfalls auch ins außereuropäische Ausland ab, weil sich Investoren diese Gelder krallen, da nur sie über ausreichende (aber in der Krise auch immer fragwürdigere) Sicherheiten verfügen. Die einzige Sicherheit, auf die man sich wirklich verlassen kann, ist der Konsumbedarf der Menschen und das, was im Hintergrund alles davon abhängt: Die Zielgruppe der Gelder muss also der europäische Endverbraucher sein. Ein substanzielles und über mindenstens 2 Jahre zugesichertes BGE bei gleichzeitig heftigen Minuszinsen (ca. -5%) auf den Sparkonten wird die Nachfrage antreiben helfen und die Hilfen für Betriebe verringern oder gar unnötig machen. Es müssen Garantien ausgesprochen werden, die den Menschen eine planbare finanzielle Perspektive bieten und nicht (wie aktuell zu beobachten) zum Konsumverzicht animieren. Das Geld wird dann größtenteils durch diejenigen erwirtschaftet werden, denen es in den letzten Jahren unverhätnismäßig besser ging. Sie profitieren aber auch selbst davon, weil ihre Betriebe (und somit ihr Kaptital) auf diese Weise reltiv sicher überleben wird. Die Wirtschaft muss wieder verstärkt den Menschen in der Breite dienen und nicht umgekehrt. Je länger die Politik das nicht begreifen will und abwartet, desto mehr wird sich die bereits begonnene Kettenreaktion in den nächsten Wochen fortsetzen. Die Händler suchen doch jetzt schon händeringend nach Abnehmern für ihre Produkte und wer das nicht wahrhaben will, dem verdeckt die Maske in diesen Tagen ganz offensichtlich nicht nur Nase und Mund, sondern auch Augen und Ohren. Ich mache mir keine Sorgen um mein Portfolio oder dass ich an der Börse Geld verlieren könnte. Ich mache mir Sorgen darüber, dass ich nicht jedem etwas zu essen werde geben können, der bettelnd und hungernd an der Ecke kauernd auf ein Stück Brot hofft. Wenn wir nicht endlich den harten Tatsachen in Gesicht sehen und dafür weiter an wirren Hoffnungen und einem überholten Wirtschaftssystem festhalten, ist genau das die Zukunft, die uns allen blüht. Wir brauchen jetzt für 2-3 Jahre eine Form des Sozialismus, den es so in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben hat - und später dann, wenn das Schlimmste überstanden ist, können wir gerne wieder ein paar systemisch irrelevante Teile der Wirtschaft in die Hände derjenigen (zurück)geben, die sich leistungsmäßig besonders hervortun oder glauben, ihre zusätzlichen Brötchen auch außerhalb des Schutzschirms eines Wohlfahrtstaates verdienen zu können. Allein der ökölogisch notwendige Umbau sowie die demographischen Veränderungen zeigen uns doch einen guten unf gangbaren Weg, den man zukünftig beschreiten sollte: Wir brauchen mehr Geld und Beschäftigungen in den Dienstleistungsberufen, mehr und leistungsfähigere Windräder oder andere Kraftwerke, die erneuerbare Energien nutzbar machen, und dafür deutlich weniger Achtzylinder mit 285er Schlappen auf der Hinterachse oder noch eine Generation des VW Golf mit einem klassischen Verbrennungsmotor. Wir müssen jetzt endlich umdenken und uns endlich das Versagen unserer bisherigen Wirtschaftsordnung in dieser immer komplexeren Welt eingestehen, die die Menschen regelmäßig in Krisen stürzt dann mit ihren Sorgen und Nöten alleine lässt. Und bis es soweit ist, werde ich mir auf die alte und klassische Art, die ich hier so sehr verdamme, noch eine goldene Nase verdienen und damit hoffentlich in Zukunft noch etwas mehr Brot für die Bettler an der Ecke backen können ... |