Meier: Die Vermarktung der TV-Rechte wird Umsatztreiber bleiben Michael Meier, Geschäftsführer der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA, äußert sich im Interview mit BLUeBULL today über die aktuelle Situation beim BVB. Dabei erklärte der BVB-Manager noch einmal, dass Borussia Dortmund ein umfangreiches, nachhaltiges Maßnahmenpaket zur Erlössteigerung und Kostenreduzierung aufgelegt habe, wobei sich der volle Umfang dieser Maßnahmen jedoch erst zum 30.06.2004 und auch im folgenden Geschäftsjahr auswirken werde. Zur Vermarktung der lukrativen TV-Rechte meinte Meier: "Die Vermarktung der TV-Rechte wird ein wesentlicher Umsatztreiber für Fußball-Unternehmen bleiben, da der Fußballsport nach wie vor einer der wichtigsten TV-Inhalte ist. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Wir werden daher über Zuschläge zu reden haben, nicht aber über Abschläge." Lesen Sie das Interview im Wortlaut: Michael Meier im Gespräch mit BLUeBULL today:
Mit der Rückkehr der verletzten Spieler in die Mannschaft und des sportlichen Erfolges ist wieder mediale Ruhe hinsichtlich der BVB-Finanzen eingekehrt. Gab es Momente in der lauten Zeit, in der sich selbst die Bild-Zeitung in Spekulationen über ihre finanzielle Lage versuchte, wo Sie den "Börsengang" und die Offenlegung ihrer Finanzen bereuten?
Michael Meier: "Der Börsengang war richtig" Michael Meier: Nein. Der Börsengang war ein sinnvoller und folgerichtiger Schritt für Borussia Dortmund, um sich im nationalen und internationalen Wettbewerb behaupten zu können. Wir haben die Mittel aus dem Börsengang dazu genutzt, zielgerichtet in Steine und Beine zu investieren. Wir haben so unser operatives Geschäft optimieren und unsere sportliche Substanz nachhaltig festigen können. Diese Maßnahmen haben Früchte getragen, wenn ich nur an unseren gesteigerten Markenwert oder an den Wert unseres Lizenzspielerkaders denke, der bei weitem höher ist als unsere gegenwärtige Börsenkapitalisierung. Durch das bedarfsgerecht ausgebaute Westfalenstadion, in das wir nach dem IPO ebenfalls investiert haben, konnte der BVB signifikante Umsatzzuwächse in den Erlösquellen Ticketing, Sponsoring und Catering generieren. Darum: Der Börsengang war richtig.
In der Presse wurde viel über eine geplante Kapitalerhöhung von bis zu 100 Millionen Euro spekuliert. Planen Sie diesen Schritt immer noch zu gehen bzw. wie schwierig gestaltet es sich derzeit, im Finanzmarkt dieses Kapital zu erlösen?
Meier: In den Medien wurde über eine Anleihe spekuliert. Richtig ist, dass wir ein entsprechendes Angebot vorliegen haben. Wir sind noch immer dabei, diese Offerte zu prüfen. Entschieden ist noch nichts.
Wofür sollten diese Mittel konkret verwendet werden?
Meier: Diese Frage möchte ich ganz generell beantworten: Derartige Anleihen dienen Fußballclubs zur Verbesserung der Infrastruktur. Auch wir werden in Zukunft Projekte realisieren, bei denen man ein solches Finanzierungsinstrument einsetzen könnte - zum Beispiel im Stadionumfeld oder beim Bau eines eigenen Trainingszentrums.
Wie beurteilen Sie den wichtigen TV-Rechte-Markt. Ist hier im Markt eine Entspannung in Sicht?
Meier: Die Vermarktung der TV-Rechte wird ein wesentlicher Umsatztreiber für Fußball-Unternehmen bleiben, da der Fußballsport nach wie vor einer der wichtigsten TV-Inhalte ist. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Wir werden daher über Zuschläge zu reden haben, nicht aber über Abschläge. Entsprechende Gespräche über die Vermarktung der nationalen Fernsehrechte sind bereits geführt worden. Ich erwarte vor allem im Bereich Bezahlfernsehen Zuwachsraten. Rund 150 Millionen Euro zahlt der einzige deutsche Bezahlfernsehkanal Premiere für die Übertragungsrechte an der Bundesliga. Nach dem zwischenzeitlichen Ausstieg des bisherigen Rechtemaklers Infront wird dieser Vertrag, der im Juni ausläuft, neu verhandelt. Beträchtliche Zuwächse sind zudem auf dem noch kaum genutzten Markt der Neuen Medien (Internet, UMTS) zu erwarten.
Wie beurteilen Sie derzeit die Stimmung in der Mannschaft? Ist hier von einer Trendwende zu sprechen? Würden Sie sagen bei Dortmund stehen "11 Freunde " auf dem Platz, oder ist dies in Zeiten international zusammengewürfelter Teams und des harten Erfolgsdrucks generell eine Utopie?
"Die Chemie innerhalb der Mannschaft ist in Ordnung" Meier: Dass beim BVB die Chemie innerhalb der Mannschaft in Ordnung ist, hat das vergangene Halbjahr gezeigt, als wir zeitweise ohne 15 verletzte Stammspieler auskommen mussten und uns dafür respektabel geschlagen haben. Es kommt immer auf das Naturell jedes einzelnen Spielers an. Grundsätzlich glaube ich, dass Spieler auch in Zeiten der zunehmenden Kommerzialisierung im Fußball ein Zusammengehörigkeitgefühl entwickeln können und dieses auf dem Platz auch umsetzen.
Was haben Sie sich für die Rückrunde mit Ihrer Mannschaft vorgenommen, für wie wahrscheinlich halten Sie das Erreichen des internationalen Wettbewerbs?
Meier: Ich hoffe, dass wir in der Rückrunde noch zulegen können. Einige Stammspieler sind wieder in die Mannschaft zurückgekehrt, werden aber erste nach und nach zur alten Stärke zurückfinden. Dennoch bin ich optimistisch, dass wir unser Ziel - die Teilnahme am internationalen Clubwettbewerb - erreichen werden.
Wie sehen Sie sich derzeit im Vergleich mit den groß en europäischen Mannschaften positioniert? Wo sehen Sie Ansatzpunkte und Vorteile, um langfristig wieder an alte sportliche Erfolge anknüpfen zu können?
Meier: Unsere mittel- bis langfristige Zielsetzung lautet nach wie vor: Borussia Dortmund will sich im nationalen und internationalen Fußball behaupten. Dieses Ziel behalten wir im Auge, auch wenn die verpasste Teilnahme an der lukrativen Champions League sowie das frühe Ausscheiden im UEFA-Cup in dieser Saison Spuren hinterlassen haben und wir uns gegenwärtig in einer Phase der Konsolidierung befinden. Der Markenwert des BVB ist aber ungebrochen stark. Zudem bietet das Westfalenstadion optimale Vermarktungsmöglichkeiten mit weiterem Steigerungspotential.
Welche Umsatz- und Ertragsgrößen sehen Sie im Jahr 2003/2004 und 2004/2005 wieder als erreichbar an?
Meier: Wir geben grundsätzlich keine Prognosen ab. Daher will ich nur so viel sagen: Borussia Dortmund hat ein umfangreiches, nachhaltiges Maßnahmenpaket zur Erlössteigerung und Kostenreduzierung verabschiedet, dessen erste Auswirkungen sich bereits im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres niedergeschlagen haben. Der volle Umfang dieser Maßnahmen wird sich jedoch erst zum 30.06.2004 und auch im folgenden Geschäftsjahr auswirken, zumal die Geschäftsführung auf Transfererlöse zum 31.12.2003 verzichtet hat, um den sportlichen Erfolg zu sichern. Die Geschäftsführung unternimmt alle Anstrengungen, eine Verbesserung des operativen Ergebnisses aber bereits zum 30.06.2004 zu erreichen.
Die WM 2006 rückt näher. Die positiven Impulse dürften alle Vereine erfassen. Welche konkreten Vorteile versprechen Sie sich für den BVB?
Gewinner der WM 2006: Das Dortmunder Westfalenstadion Meier: Das Westfalenstadion wird einer der großen Gewinner dieser Fußball-Weltmeisterschaft werden. Der Zuschlag für eine Halbfinal-Begegnung und weiterer fünf WM-Spiele ist sozusagen der Adelsschlag für diese Immobilie, bei der Borussia Dortmund Eigentümer von Grund und Boden sowie sämtliche Betriebseinrichtungen ist. Der Markengehalt und die Werthaltigkeit des Stadions werden durch dieses Weltereignis noch einmal nachhaltig erhöht. Davon profitiert der BVB vor allem bei der Vermarktung, schließlich besitzen wir sämtliche Vermarktungs- und Nutzungsrechte des Westfalenstadions.
Wie entwickelt sich derzeit die Jugendarbeit beim BVB. Können hieraus weitere "Werte" gehoben werden?
Meier: Die Hinrunde der laufenden Saison ist ein Beleg für die gute Nachwuchsarbeit, die bei Borussia Dortmund in den vergangenen Jahren geleistet wurde. Nach der unglaublichen Verletztenmisere mit zeitweilig 15 verletzten Stammspielern haben Nachwuchskräfte wie Odonkor, Senesie, Malte Metzelder, Brzenska oder Gabino, die vorher nur in unserer Regionalliga-Mannschaft zum Einsatz gekommen sind, ihr Leistungspotential in der Bundesliga-Elf eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Wir werden auch in Zukunft verstärkt auf junge Spieler setzen und die Qualität unseres Lizenzspielerkaders sichern. Dabei werden wir aber natürlich nach wie vor auch namhafte Spieler in unseren Reihen haben.
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