Oft die bessere Wahl: Eigentuemergefuehrte Unternehmen
von Georg Proebstl, Chefredakteur Value-Depesche.ch
Liebe Leserin, lieber Leser,
vor wenigen Tagen stellte sich ein grosser ex-Big Boss, ein ehemaliger Strahlemann der Unternehmens- und Finanzszene, ja der Gesellschaft, selbst kein gutes Zeugnis aus. Konkret geht es um den ehemaligen ArcandorChef Thomas Middelhoff. Wie der Spiegel berichtet, soll der Manager finanziell schwer ange- schlagen sein. Nach dem Medienbericht sei Middelhoff in "blindem Vertrauen" in Schwierigkeiten geraten. Fuer den Chef eines ehemaligen DAX-Konzerns und einflussreiche Fuehrungs- kraft mit tausenden Untergebenen kann es bei solchen Bekennt- nissen peinlicher kaum mehr kommen. Wie allerdings auf Spie- gel-Online nachzulesen ist, legt der Mann noch eins drauf. Antrieb dieser Nachlaessigkeit war wohl die Suche nach einem sorgenfreien Leben in Saus und Braus.
Bei solchen Gedankengaengen wundert mich nicht, dass Firmen an die Wand fahren. Was ich seit dem Millennium immer oefter vermisse sind Bescheidenheit, Geduld und Voraussicht bei Managern. Bekam vor 25 Jahren der Chef bei BMW noch 500000 D-Mark Jahreslohn, so bekommt heute nicht selten ein viert- klassiger Vorstand bei Kleinstunternehmen 300000 Euro im Jahr hinterhergeworfen. Man kann immer wieder beobachten, dass in Unternehmen, in denen die Gehaelter am hoechsten sind - oder in keinem Verhaeltnis zur Firmengroesse stehen -, die Pleite oder Schieflage nicht mehr weit ist.
Ja, Anleger - Value-Investoren - tun wahrscheinlich wirklich am besten daran, auf eigentuemergefuehrte Firmen zu setzen. Ein Manager, der einen mittel- bis langfristigen Plan - Visi- onen - hat, wird seiner Firma treu bleiben um seine Ziele zu erreichen. Bezahlte Heuschrecken mit Spitzeneinkommen, die sich nur die Taschen ohne eigenes unternehmerisches Risiko voll machen und dann beliebig ins naechste Unternehmen wei- terziehen, sollten dagegen out sein und out bleiben.
Sie sollten sich einmal KPS AG (WKN A1A6V4) als Beispiel fuer ein Eigentuemer gefuehrtes Unternehmen ansehen. Beim IT- Unternehmen erwarte ich im naechsten Jahr ein 6er-KGV und rund acht Prozent Dividendenrendite. Kuerzlich erst sagte mir der Firmenchef und Grossaktionaer Dietmar Mueller angesichts der niedrigen Bewertung - respektive des niedrigen Kurses - sinngemaess, dass es ihm mehr oder weniger egal sei, wie hoch der KPS-Kurs ist, weil er ohnehin seine Aktien nicht verkau- fen moechte. Mich wundert das nicht. In den naechsten Jahren duerfte KPS noch einiges zulegen. |