31.07.2008 16:49 Miese US-Daten setzen dem Markt zu Die amerikanische Wirtschaft ist im zweiten Quartal schwächer als erwartet gewachsen. Und das war noch nicht die einzige schlechte Nachricht aus Amerika.
Das US-Bruttoinlandsprodukt sei auf das Gesamtjahr hochgerechnet um 1,9 Prozent gestiegen, teilte das US-Handelsministerium mit. Volkswirte hatten mit einem stärkeren Wachstum von 2,4 Prozent gerechnet und diese Hoffnung unter anderem mit den milliardenschweren Steuergeschenken der Regierung begründet. Einige Marktbeobachter hatten indes seit längerem gewarnt, dass die Bush-Milliarden zu spät kämen und nur wenig Wirkung auf den privaten Konsum haben dürften.
Mehr Arbeitslose als gedacht Die zeitgleich um 14:30 Uhr veröffentlichte Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe war ebenfalls nicht dazu angetan, die Stimmung an den Aktienmärkten aufzuhellen. Das US-Arbeitsministerium teilte mit, die Zahl sei um 44.000 auf 448.000 geklettert. Volkswirte hatten dagegen mit einem leichten Rückgang auf 398.000 gerechnet. Die Enttäuschung wog wohl auch deswegen so schwer, weil noch am Vortag die ADP-Zahlen Hoffnungen auf deutliche Erholungstendenzen am US-Arbeitsmarkt geschürt hatten.
Falsche Zahlen für die Jahre 2005-2007 Zudem wurde das BIP-Wachstum im ersten Quartal nach unten revidiert. In den ersten drei Monaten des Jahres war die größte Volkswirtschaft der Welt nach revidierten Daten mit einer hochgerechneten Jahresrate von 0,9 Prozent gewachsen. Auch die Wachstumszahlen für die Jahre 2005, 2006 und 2007 mussten nach unten revidiert werden. So wuchs die amerikanische Wirtschaft im Jahr 2005 um 2,9 Prozent anstatt 3,1 Prozent. Im Jahr 2006 betrug die Rate 2,8 Prozent statt bislang 2,9 Prozent. Im vergangenen Jahr lag das Wachstum nach aktuellen Zahlen bei 2,0 anstatt bei 2,2 Prozent.
Der für die Inflationsentwicklung in den USA wichtige Kernpreisindex auf Basis der Konsumausgaben stieg um annualisiert 2,1 Prozent. Im Vorquartal hatte er um 2,3 Prozent zugelegt. Dieser Index ist für die US-Notenbank Fed ein zentraler Inflationsindikator.
Euro top, Aktienmärkte flop Die Reaktion der Märkte auf diese katastrophalen US-Daten hätte eindeutiger nicht sein können. Hatte der Dax vor den US-Daten noch 1,2 Prozent im Plus bei 6.540 Zählern notiert, so fiel er nach den US-Daten wie ein Stein und rutschte schließlich sogar ins Minus. Auch der Future auf den Dow Jones Index verlor eine Stunde vor dem Handelsstart an der Wall Street über 60 Punkte.
Dagegen drehte der Bund-Future nach den US-Daten ins Plus. Der Euro baute seine Kursgewinne aus und stieg bis auf 1,57 Dollar. Damit überwand er auch den starken Widerstand bei 1,5628 Dollar spielend, so dass sich das charttechnische Bild für den Euro wieder deutlich aufgehellt hat. Auch der Goldpreis profitierte und legte zunächst um rund zwei Prozent auf 925 Dollar je Feinunze zu.
US-Einkaufsmanager zuversichtlicher Stabilisierend wirkte dagegen der Einkaufsmanagerindex der Region Chicago, der im Juli überraschend zulegen konnte. Der Index sei saisonbereinigt von 49,6 Punkten im Vormonat auf 50,8 Punkte gestiegen, teilte die regionale Einkaufsmanagervereinigung von Chicago gegen 16:00 Uhr mit. Volkswirte hatten dagegen mit einem Rückgang auf 49,0 Punkte gerechnet.
Indexstände über 50 Punkten signalisieren eine wirtschaftliche Belebung, während Werte darunter auf einen Rückgang hinweisen. Der Chicago-Index gilt als Indikator für den nationalen Einkaufsmanagerindex ISM, der am Freitag veröffentlicht wird. |