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Terror: Kreuzzug der Protestanten
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neuester Beitrag: 08.11.06 17:29
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eröffnet am: | 23.08.06 12:58 von: | Merkur | Anzahl Beiträge: | 26 |
neuester Beitrag: | 08.11.06 17:29 von: | Merkur | Leser gesamt: | 9053 |
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"Das ist doch alles ein Kreuzzug der Protestanten"
Von Brenda Strohmaier
So mancher Muslim will nach den gescheiterten Kofferattentaten nicht glauben, dass Glaubensbrüder ein Attentat geplant haben sollen. Und so kursieren bereits neue Verschwörungstheorien. Sie passen zu jenen, die es zum 11. September und den jüngsten Anschlagsversuchen in London gibt.
Hamburg - Die Libanesen, die die Bomben in zwei Regionalzügen deponiert haben sollen, wurden bezahlt. Und zwar vom deutschen Geheimdienst. Da ist der 27-jährige Mann aus Saudi-Arabien sich sicher. Und warum? "Das ist doch alles ein Kreuzzug der Protestanten", erklärt er. "Ganz Norddeutschland ist doch protestantisch und Präsident Bush auch." Es folgt eine Fülle von verwirrenden Argumenten und Geschichtsdaten, es geht um die Pest, Martin Luther und Helmut Kohl. Irgendwie soll das alles zusammenhängen.
Den jungen Saudi mit aus westlicher Sicht kaum nachvollziehbaren Ansichten kann man an an einer Straßenecke in Hamburg treffen, ganz in der Nähe des Bahnhofs. Hier im Stadtteil St. Georg leben Ausländer aus aller Welt, viele davon sind Muslime. Mehrere Moscheen haben sich in dem Viertel angesiedelt, in vielen Läden gibt es keinen Alkohol, dafür werden Dinge wie elektronische Koranlerngeräte angeboten. Was sich hier in diesen Tagen noch finden lässt, ohne groß danach zu suchen: Dutzende von Verschwörungstheorien darüber, wie es in der Welt wirklich zugeht. Und zwar solche, die sich durchaus widersprechen.
So wird an der Straßenecke am Steindamm, irgendwo zwischen Nur-Moschee und Kuds-Moschee, heftig über die Kreuzzugsthese des jungen Saudis diskutiert. "Es geht nicht um Religion, es geht doch nur um Geld", sagt ein Algerier im Lacoste-Hemd. Ein Tunesier stimmt ihm zu und fragt: "Oder warum sind deutsche Soldaten jetzt im Kongo?" Beim Kampf um Geld und vor allem um Öl, so die Theorie, sei den westlichen Staaten jedes Mittel recht. Eine gängige These: Die Amerikaner haben von dem geplanten Attentat am 11. September gewusst, es aber nicht verhindert. "Wir glauben, dass Amerika diesen Anschlag brauchte, um den Irakkrieg beginnen zu können", erklärt der libanesische Grafikdesigner Mahran Abdulwahab mit hamburger Akzent.
"Die sind verrückt"
Viele Migranten, die man auf die Kofferbomber anspricht, reagieren mit Sätzen wie: "Die sind verrückt." Mehr haben die meisten dazu nicht zu sagen. Auch Abdulwahab hält solche Taten für schlichten Wahnsinn. "Das schadet doch nur uns, die wir hier leben." Doch selbst er - der überaus gemäßigte Ansichten vertritt und schon mal eine jüdische Freundin hatte - kann sich nicht verkneifen, zu erwähnen, dass man aus den westlichen Medien nicht die ganze Wahrheit erfahren könnte, weil "die einfach zu judenfreundlich berichten". Im Bahnhofsviertel bekommt man auch noch zahlreiche andere, viel hanebüchenere antisemitische Äußerungen zu hören.
Besonders befremdlich scheint allerdings, was ein 17-jähriger Kurde aus Bonn vor ein paar Tagen auf SPIEGEL TV vor laufender Kamera zu Protokoll gab. Seine Version davon, wie der jüngste Libanonkonflikt begann: "Es war erst mal so, dass die Juden ein Kind oder so vergewaltigt haben." Später erzählt er davon, dass er aus sicherer Quelle wüsste, dass Juden auch schon mal Sechsjährige in einem Kindergarten systematisch erschossen hätten. "Nur die Lehrerin haben die leben lassen, damit die psychisch krank wird."
Auch in St. Georg kursieren viele seltsame Thesen zum Libanonkonflikt. So versichert ein Verkäufer in einem Telefonladen, dass die jüngsten Razzien in London allesamt Propaganda gewesen seien. Ein geplantes Attentat mit Flüssigsprengstoff? Von wegen. "Das glaubt doch niemand. Da geht es doch nur darum, vom Libanonkrieg abzulenken", erklärt der Mann und zeigt vor seine Tür, wo ein Grüppchen Männer plauscht. "Wir denken hier alle so."
Antisemitismus ist Programm
Befeuert werden derartige Ansichten von Propagandasendern wie al-Manar, der von der Hisbollah finanziert wird. Das Programm verklärt Selbstmordattentate und zeigt sogar im Kinderprogramm antisemitische Sendungen, wie auf SPIEGEL TV zu sehen war. "Diese Filme werden für Kinder gemacht. Ganze Generationen wachsen mit Vorurteilen auf, dass Juden Affen und Schweine sind", moniert Wahied Wahdathagh vom Berliner Middle East Media Research Institut, das arabische Fernsehsender beobachtet. Auch Filme wie der umstrittene türkische Blockbuster "Tal der Wölfe" - in dem ein jüdischer Arzt Gefangenen im berühmt-berüchtigten Iraker Gefängnis Abu Ghureib Organe entnimmt - schlagen in diese Bresche.
Libanesen wie der Grafikdesigner versichern allerdings, dass sie durchaus differenzieren könnten: "Wir wissen doch, dass al-Manar Hisbollah-TV ist und schauen auch andere Sender." Dagegen sprechen manche Immigranten den Deutschen die Fähigkeit des klugen Medienkonsums ab. "Viele lesen doch nur 'Bild' oder schauen Fernsehen, und die halten uns jetzt alle für Terroristen", erklärt ein junger Tunesier - und hat dazu gleich noch eine Theorie parat. Nämlich jene, dass man vor lauter Terrorberichterstattung die wahren Probleme der Immigranten vergesse. "Das ist doch ein Ablenkungsmanöver. Wir wollen hier nur in Ruhe leben. Und dafür brauchen wir Jobs, Jobs, Jobs. Schreiben Sie das doch mal."
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Diese Verschwörungstheorien werden von vielen Libanesen und Arabern geglaubt,weil sie so offiziell über deren Medien verbreitet werden.
Insoweit habe ich sogar Verständnis,wenn der Hizbolahfernseher bombardiert wurde und die Ausbildungsseminare der Hizbollah
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11. April 2002: Bei einem Sprengstoffanschlag auf eine Synagoge auf der tunesischen Insel Djerba reißt ein Selbstmordattentäter 21 Menschen mit in den Tod, darunter 14 Deutsche. Die Terroristen hatten einen mit Gasflaschen beladenen Kleinlaster zur Explosion gebracht.
12. Oktober 2002: Bei Bombenanschlägen auf Diskotheken der indonesischen Ferieninsel Bali sterben 202 Menschen, darunter sechs Deutsche. 303 Menschen werden verletzt. Das Attentat wird dem Terrornetzwerk al-Qaida zugeschrieben.
28. November 2002: Drei Selbstmordattentäter sprengen ein Auto vor einem israelischen Touristenhotel in Mombasa (Kenia) in die Luft: 18 Tote. Es bekennt sich eine Gruppe namens "Armee Palästinas".
23. Februar 2003: In Koronadal auf den Philippinen sterben 13 Menschen bei einem Bombenanschlag. Die islamistische Terrorgruppe Abu Sayyaf bekennt sich.
12. Mai 2003: 35 Tote sind die Bilanz einer Serie von Bombenanschlägen in hauptsächlich von Ausländern bewohnten Vierteln der saudischen Hauptstadt Riad. Die Terrororganisation al-Qaida wird dafür verantwortlich gemacht.
16. Mai 2003: Bei fünf Anschlägen auf westliche und jüdische Einrichtungen im marokkanischen Casablanca sterben 45 Menschen.
20. November 2003: In Istanbul explodieren Bomben vor britischen Einrichtungen: mindestens 33 Tote. Fünf Tage zuvor waren bei Anschlägen vor zwei Synagogen mindestens 24 Menschen gestorben.
11. März 2004: In vier Nahverkehrszügen in Madrid explodieren zehn Bomben. Für 191 Tote werden marokkanische Islamisten verantwortlich gemacht.
24. August 2004: Nach Sprengstoffexplosionen stürzen zwei russische Passagierflugzeuge im Südwestrussland ab. In den Trümmern sterben 90 Menschen.
1. September 2004: In Beslan (russische Republik Nordossetien) überfallen 32 Bewaffnete eine Schule und nehmen mehr als 1300 Geiseln. Bei der Befreiungsaktion sterben rund 330 Geiseln, darunter 172 Kinder.
7. Juli 2005: Beim ersten Selbstmordanschlag in Westeuropa zünden in London vier Muslime mit britischer Staatsbürgerschaft in drei U-Bahnen und einem Doppeldeckerbus Sprengsätze: 56 Tote und 700 Verletzte. 14 Tage später schlagen vier weitere Attentatsversuche fehl.
23. Juli 2005: Im ägyptischen Badeort Scharm al-Scheich werden 66 Menschen getötet, darunter mehrere ausländische Touristen.
30. Oktober 2005: In Neu Delhi explodieren mehrere Bomben in belebten Einkaufsvierteln. Mehr als 60 Menschen kommen ums Leben. Die Ermittler vermuten die islamistische Terrorgruppe Lashkar-e Tayyiba hinter dem Attentat. Die Gruppe steht den Angaben zufolge dem Netzwerk al-Qaida nahe.
9. November 2005: Drei Selbstmordattentäter reißen in der jordanischen Hauptstadt Amman bei Explosionen in drei westlichen Luxushotels mindestens 58 Menschen mit in den Tod.
7. März 2006: In der indischen Pilgerstadt Varanasi explodieren drei Bomben, je eine in einem Tempel, einem Bahnhof und einem Zug. Der Anschlag, zu dem sich eine islamistische Gruppe bekennt, fordert 23 Todesopfer.
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An der Notwendigkeit, Flughäfen, Bahnhöfe und große Busstationen mit Kameras zu überwachen, besteht nach den nur knapp mißlungenen Anschlägen mit Kofferbomben auf Nahverkehrszüge kaum noch ein Zweifel. Angesichts der mangelnden Qualität der Videoaufnahmen vom Kölner Hauptbahnhof erscheint es allerdings erstaunlich, daß mit ihrer Hilfe einer der beiden mutmaßlichen Haupttäter identifiziert werden konnte.
Fachleute der Polizei legen denn auch weniger Wert auf den Ausbau der Videoüberwachung in den ohnehin bereits umfassend beobachteten Großbahnhöfen und Flughäfen, sondern bauen vor allem auf eine optimale Qualität der Aufnahmen.
Erkannt an den Ränder der Augenhöhlen
Frankfurter Hauptbahnhof: Bahn sprich von "Vollüberwachung"
Die Hoffnung richtet sich dabei auf sogenannte intelligente Systeme wie die biometrische Gesichtserkennung. Falls es gelänge, mit Videokameras gestochen scharfe Aufnahmen auf Bahnsteigen und in Flughafenterminals zu machen, wäre im Idealfall binnen kurzer Zeit ein Abgleich mit den bei Bundes- und Landeskriminalämtern elektronisch gespeicherten Fahndungsfotos möglich. Von Oktober an testet das Bundeskriminalamt (BKA) daher am Mainzer Hauptbahnhof ein Kamerasystem, mit dem die Gesichter von Einzelpersonen in der Masse erfaßt und umgehend identifiziert werden sollen.
Falls der knapp viermonatige Versuch erfolgreich wäre, könnten Kontrollkameras schon in naher Zukunft die Gesichter von Reisenden scannen und charakteristische Merkmale mit im Fahndungscomputer gespeicherten Bildern vergleichen.
Tausende von Menschen würden dann nicht mehr nur gefilmt, sondern im Ernstfall automatisch überprüft und anhand ihrer Gesichtszüge erkannt - etwa den oberen Rändern der Augenhöhlen oder bestimmter Bereiche der Kieferknochen und des Mundes.
Ausreichend Raum, um auszuweichen
Sechs Kameras von drei Herstellern sowie eine zu Vergleichszwecken benötigte Kamera des Bundeskriminalamts werden für den Test von Anfang Oktober bis Ende Januar im Mainzer Bahnhof installiert. Über das Internet (siehe auch: BKA-Forschungsprojekt Foto-Fahndung) sucht die Wiesbadener Behörde derzeit 200 Freiwillige für den Versuch, die regelmäßig, das heißt möglichst einmal am Tag, durch die Eingangshalle der Station gehen.
Das Mainzer Pilotprojekt stehe in keinem Zusammenhang mit den jüngsten Anschlagsversuchen, sagt eine BKA-Sprecherin; die Planungen des für solche Forschungsvorhaben zuständigen Kriminalistischen Instituts des BKA liefen vielmehr schon seit Monaten.
Den Bahnhof der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt habe man ausgesucht, weil dort optimale Lichtverhältnisse und beste Aufnahmebedingungen herrschten. Zudem biete die Eingangshalle allen Personen, die nicht von den Kameras erfaßt werden wollten, ausreichend Raum, um auszuweichen. Die Geräte sind auf einen Teil der Treppen in der Eingangshalle und Personen gerichtet, die in Richtung Ausgang streben.
Daten nach 48 Stunden gelöscht
Von jedem Teilnehmer wird nach Angaben des BKA vor Beginn des Tests ein Foto gemacht und gespeichert. Dann werden alle den Überwachungsbereich durchquerenden Personen gefilmt und die Gesichtsbilder erkannter, möglicherweise aber auch unbeteiligter Personen festgehalten. Deren Daten werden anschließend auf einen Rechner im Kriminalistischen Institut des BKA übertragen und mit dem Bestand in der Datenbank verglichen.
Die Aufzeichnungen Unbeteiligter sollen spätestens nach 48 Stunden gelöscht sein, heißt es in Wiesbaden; Bilder und Daten der Testpersonen seien spätestens nach Abschluß des Projekts zu löschen. Zugriff auf die gesammelten Informationen hätten ausschließlich an dem Forschungsvorhaben unmittelbar Beteiligte.
Unbeteiligte im Visier der Fahnder
Die für das BKA entscheidende Frage ist, wie zuverlässig die elektronische Gesichtserkennung aus einiger Entfernung und in größeren Menschenmengen ist. Kritiker weisen darauf hin, daß für einen Erfolg optimale Aufnahmebedingungen herrschen müssen und warnen davor, daß es bei einem Einsatz im großen Stil zu Verwechslungen kommen und viele Unbeteiligte ins Visier der Fahnder geraten könnten.
„Genau das wollen wir prüfen“, heißt es beim BKA. „Wie leistungsfähig und verläßlich sind die auf dem Markt angebotenen Systeme?“ Die Auswertung der Testergebnisse werde voraussichtlich zwei Monate dauern. Ob, wann und wie die automatische Gesichtserkennung danach genutzt werde, entschieden ohnehin die Polizeien der Länder.
Schritt zur totalen Kontrolle
Denkbar ist der Einsatz nach Angaben des BKA etwa bei der Suche nach Vermißten oder der Fahndung nach Verbrechern, aber auch, um bereits aktenkundige Hooligans vom Besuch eines Fußballstadions abzuhalten. Datenschützer warnen indes vor einer fortschreitenden biometrischen Erfassung der Bevölkerung. Schlimmstenfalls könnten Aufnahmen aus den Überwachungskameras irgendwann mit den in Personalausweisen festgehaltenen persönlichen Kennzeichen verknüpft werden.
Das, so die Befürchtung, wäre ein weiterer Schritt hin zur totalen Kontrolle. Während die herkömmliche Videoüberwachung großer Menschenansammlungen inzwischen weitgehend akzeptiert scheint, steht die Debatte über die nächste Generation der Kameras erst am Anfang.
Bahn spricht von „Vollüberwachung“
Am Frankfurter Hauptbahnhof, einer der am besten gesicherten Stationen in Deutschland, sind indes bereits seit gut zehn Jahren mehr als hundert Kameras an den 24 Gleisanlagen und in der Vorhalle installiert. Die Deutsche Bahn spricht von einer „Vollüberwachung“. „Jeder Winkel in der Bahnhofshalle wird beobachtet“, sagt ein Bahn-Sprecher.
Darüber, wie viele Kameras möglicherweise in den nächsten Wochen hinzukommen könnten, schweigt das Unternehmen. „Wir wollen keine Transparenz“, heißt es in der Bundeszentrale in Berlin. Immerhin sei der Frankfurter Hauptbahnhof mit 350000 Fahrgästen am Tag einer der größten Verkehrsknotenpunkte Europas - und somit ein mögliches Anschlagsziel.
„Wir sind sensibilisiert“
Wenn jetzt bekannt würde, welche Schwachstellen es im Frankfurter Hauptbahnhof möglicherweise gäbe, sagte ein Sprecher der Bahn, würde man Terroristen in die Hände spielen. „Wir nehmen die Lage sehr ernst.“ Dabei hatte die Deutsche Bahn in Frankfurt kurz nach den Kofferfunden in Dortmund und Koblenz noch davor gewarnt, Panik aufkommen zu lassen. Schließlich fange Kriminalität nicht beim Terrorismus an, sagte ein Bahnsprecher damals und verwies darauf, daß die meisten Delikte in Frankfurt Diebstahl, Vandalismus oder Körperverletzung seien.
Auch herrenlose Koffer habe man untersucht, aber nicht damit gerechnet, daß sie terroristischen Anschlägen dienen könnten. Nun, nachdem bewiesen ist, daß die Kofferfunde von Dortmund und Koblenz einen terroristischen Hintergrund haben, hat sich die Wahrnehmung verändert. „Wir sind sensibilisiert“, sagt ein Bahnsprecher.
Schließfächerzone „höchst gefährdet“
Gleichzeitig kündigt das Unternehmen eine engere Kooperation mit der Bundespolizei an, die schon jetzt in der Sicherheitszentrale der Deutschen Bahn sitzt und Zugriff auf sämtliche Daten hat, die mit den Kameras aufgezeichnet werden. Die Bundespolizei setzt auf Prävention. Schon Anfang August haben die Beamten begonnen, Fahrgäste gezielt anzusprechen, sollte am Gleis ein Gepäckstück stehen, das keinem Fahrgast zuzuordnen ist.
Sogenannte Zugmarshalls wolle man in Frankfurt zwar nicht einsetzen, dafür aber mehr Beamte der Bundespolizei, die gezielt Gepäckstücke beobachteten. Auch die Schließfächer würden observiert. „Wir werden sie nicht abschaffen“, sagte ein Unternehmenssprecher. Dennoch gelte gerade diese Zone als „höchst gefährdet“.
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Eine verstärkte Überwachung des Internets fordert nach den versuchten Attentaten auf Regionalzüge Wolfgang Schäuble. Der Innenminister denkt dabei offenbar vor allem an Fachleute, die dauerhaft Foren von Extremisten beobachten und so mögliche Anschlagsplanungen frühzeitig erkennen. Im Kabinett habe Einigkeit darüber geherrscht, dass die Inhalte des Internet - auch die fremdsprachiger Seiten - genauer ausgewertet werden müssten, ergänzte Regierungssprecher Steg. Dafür würden Neueinstellungen vorgenommen und neue finanzielle Mittel bereitgestellt.
Lauschangriff: Immer häufiger auch im Internet
Mehr Überwachung muss jedoch nicht unbedingt zum Erfolg führen - im Gegenteil. Das zeigen die Erfahrungen des 11. September.
In den USA, wo die "National Security Agency" (NSA) schon lange vor dem Angriff auf das World Trade Center das Netz umfassend beobachtete, konnten die Geheimdienstler vor den Anschlägen nicht warnen. Und das nicht nur, weil die gigantischen Mengen an Abhördaten nur schwer zeitnah auszuwerten sind: Es reicht nicht, Informationen zu protokollieren, man muss sie auch analysieren können, wenn man sie zur Prävention nutzen will. So aber blieb den US-Geheimdiensten nach den katastrophalen Anschlägen nur das peinliche Eingeständnis, im eigenen Datenbestand wichtige Hinweise gefunden zu haben - nur leider erst, nachdem die Katastrophe passiert war.
Denn davon auszugehen, man könne mit Filtern oder sonstwie automatisiert nach Schlüsselhinweisen suchen, ist naiv, wie das Beispiel USA zeigt. Auch die Terroristen wissen mittlerweile genau, dass die NSA praktisch überall abhören kann.
Darauf kann man sich einstellen und die Kommunikation anpassen. Man greift zur Verschlüsselung, oder weil das zu auffällig sein könnte, zu harmlosen Codewörtern, deren Bedeutung Überwacher kaum erahnen können. Man nutzt unauffällige Foren, in denen niemand Terroristen vermuten würde. Man verschleiert die eigenen IP-Adresse mit Anonymisierungssoftware, versteckt Nachrichten in Bilddateien (Steganografie) - der Möglichkeiten gibt es viele. Oder man verzichtet gleich ganz auf moderne elektronische Kommunikation, wie es Bin Laden oder auch Mafia-Bosse getan haben. Papierzettel reichen auch.
Man muss wissen: Mit einer Überwachung des Internets fängt man nur die, die sich darin nicht gut auskennen. Ähnlich wie bei der Videoüberwachung: Wer weiß, wo Kameras stehen, wickelt seine Geschäfte dort ab, wo die elektronischen Augen nicht hinreichen. Weil aber auch naive oder technisch unbedarfte Terroristen Attentate verüben können, müssen Ermittler intensiv im Netz fahnden können.
Dazu braucht man viele Fachleute. Oder man hört doch einfach systematisch alles ab, wie es die NSA tut, und sucht mit Softwarehilfe nach Auffälligkeiten. Kevin Poulsen, ehemaliger Hacker und mittlerweile beim Magazin "Wired" beschäftigt, will kürzlich sogar Spuren der NSA- Schnüffler bei einer simplen Traffic- Analyse gefunden haben.
Vollständige Aushebelung des Datenschutzes?
Vielen Ermittlern und selbst der EU reicht eine intensivere Beobachtung einschlägiger Webseiten, wie sie Schäuble fordert, nicht aus. Sie fordern eine umfassende Archivierung sämtlicher Spuren im Internet, die Bürger hinterlassen. Telekommunikationsanbieter sollen zwischen 6 und 24 Monaten lang speichern, unter welcher IP-Adresse ein EU-Bürger wann was gemacht hat.
Das ist keine düstere Science Fiction, sondern längst europäisches Recht: Nachdem am 14. Dezember 2005 auch das Europäische Parlament seinen Widerstand gegen die sogenannte Richtlinie über die Vorratsdatenspeicherung aufgegeben hatte, stimmte ihr der Rat am 21. Februar 2006 zu. Nur die Vertreter Irlands und der Slowakei stimmten dagegen, Irland kündigte eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof an.
So könnte die Umsetzung in Landesgesetze, die die bereits am 3. Mai 2006 in Kraft getretene EU-Richtlinie bis zum 15. September 2007 verlangt, noch verhindert werden. Bisher ist die Richtlinie noch nirgendwo umgesetzt.
Die Bundesregierung hatte eine solche Vorratsdatenspeicherung zwar 2004 abgelehnt - doch über den Umweg der EU-Gesetzgebung könnte sie schließlich doch noch eingeführt werden. Betroffene Unternehmen fürchten vor allem die hohen Kosten, wenn sie die geforderten Daten über Monate oder gar Jahre vorhalten sollen.
Von einer vollständigen Aushebelung des Datenschutzes sprechen Bürgerrechtler. Es entstünde ein Überwachungspotential, das mit nichts vergleichbar sei, was bisher in demokratischen Systemen existiere, erklärte der Datenschutzbeauftragte Schleswig-Holsteins, Thilo Weichert.
Es gibt aber noch weitergehende Forderungen in Sachen Internetüberwachung. Schleswig-Holsteins Justizminister Uwe Döring (SPD) verlangt beispielsweise Einschränkungen bei der Datenverschlüsselung im Internet. "Es gibt inzwischen Methoden, die so kompliziert sind, dass man sie nicht knacken kann", sagte Döring im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Soll Kryptografie verboten werden?
Da hat Döring recht. Doch dass ein Verbot von Kryptografie Terroristen kaum davon abhalten wird, diese zu benutzen, sollte er eigentlich auch wissen. Auch dass Kryptografie-Software längst im Netz frei zugänglich ist. Mitglieder des Chaos Computer Clubs haben sogar ein eigenes Krypto- Handy entwickelt, das Gespräche so stark verschlüsselt, dass sie nicht abgehört werden können.
Döring verlangt außerdem, den deutschen Internet- Anonymitätsdienst AN.ON aus dem Netz zu nehmen, mit dem Surfer anonym surfen können, weil sie sich unter einer fremden IP-Adresse durchs Netz bewegen. AN.ON wird unter anderem vom Datenschutzzentrum Kiel und den Universitäten Dresden, Berlin und Regensburg betrieben.
"Es ist nicht mehr zu verantworten, Steuergelder für ein Projekt bereitzustellen, das es Terroristen und Straftätern aller Art ermöglicht, unentdeckt Straftaten zu begehen", sagte Döring. "Was einst aus positiven Gründen zu Gunsten des Datenschutzes gemacht wurde, ist heute geradezu eine Einladung an Kriminelle etwa im Bereich Kinderpornografie und an Terroristen, sich dieser Sache zu bedienen."
Unternehmen benötigen Anonymisierungstool
Die Betreiber des Anonymisierungstools wiesen die Forderung zurück. "Herr Döring hätte sich informieren sollen", sagte Thilo Weichert, Leiter des Kieler Datenschutzzentrums. Wegen des Anonymitätsdienstes sei man "seit Jahren in einem konstruktiven Dialog" mit Strafverfolgungsbehörden auf Landes- und Bundesebene. Es gebe eine technische Möglichkeit, im Fall einer rechtlichen Anordnung nach der Strafprozessordnung kurzfristig für bestimmte verdächtige Adressen die Kommunikation mitzuloggen. Der Dienst sei rechtlich zulässig, betonte Weichert.
Er verwies ausdrücklich auch auf Nachfrage aus Unternehmen nach dem Dienst: "Wirtschaftskreise haben uns auch dargelegt, dass es ein ganz wichtiges Instrument für die Unternehmen ist, sich vor Wirtschaftsspionage im Internet zu schützen". Auch die Kryptografie, deren Einschränkung Innenminister Döring verlangt, ist für Firmen heutzutage essentiell. Ein Verbot könnte vor allem der Konkurrenz nützen.
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Köln - Jeder Dritte - 31 Prozent - befürchtet dagegen einen Anschlag, ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap im Auftrag des ARD-"Morgenmagazins". Im September 2002 hatten bei einer Umfrage nur 20 Prozent Angst, Opfer eines Anschlages zu werden, 76 Prozent machten sich keine Sorgen.
Bei der Erhebung befürworteten 80 Prozent eine Erweiterung der Videoüberwachung in Zügen und Bussen. 17 Prozent halten dagegen nichts von einem solchen Schritt. 42 Prozent der Befragten sprechen sich für den Einsatz bewaffneter Zugbegleiter aus, 52 Prozent sind dagegen. Befragt wurden 1000 Bürger am 22. und 23. August.
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Meine Meinung: Tritt in den Hintern, 3 x täglich
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Besonderes Aufsehen erregte das Telefonat mit einer 31-jährigen,die sich von ihrem Mann scheiden lassen wollte.Die Familie des Mannes hatte sie daraufhin mit dem Tod bedroht.Der Beamte rät ihr,sie solle nachts um drei aufstehen,zwei Gebete je 100mal aufsagen"Gemeinsam mit diesen Gebeten flüstern sie in ein Glas Wasser Gott errette mich .Dann schenken Sie heimlich von diesem Wasser ihrem Mann ein."Das solle sie 21 Nächte wiederholen."Mal sehen welche Lösung Gott findet"
Die Reaktionen reichten am Freitagabend von Häme über die Wunderheiler bis zu blankem Entsetzen bei den Frauenverbänden.Das Religionsamt verurteilte die Ratschläge seiner Beamten ,Gebete als Mittel gegen körperliche Gewalt zu empfehlen als glatten Aberglauben.
Gewalt gegen Frauen ist in der Türkei ein grosses gesellschaftliches Problem.Nur 17 von hundert befragten Frauen wurden nie von Ehemann oder Vater misshandelt.Die Regierung hatte im Juli einen Aktionsplan gegen häusliche Gewalt angekündigt.Die Familienministerin sagte,sie arbeiten zwar mit den Religionsbeamten zusammen,aber man kontrolliere sie nicht.Die veröffentlichten Gespräche wurden sämtlich in Isatambul geführt. Süddeutsche Zeitung gestern
dass hat zwar nichts mit Terrorismus zu tun,zeigt aber sehr schön ,welchen atavistischen Einfluss die islamischen Religionsbeamten haben
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Hamburg/Berlin/Karlsruhe - Nach der Verhaftung von bisher drei Terrorverdächtigen im Fall der geplanten Anschläge auf Regionalzüge sieht das Bundeskriminalamt (BKA) derzeit keine akute Anschlagsgefahr in Deutschland. "Die aktuellen Festnahmen haben dazu geführt, dass die Gefahrenspitze erst einmal gekappt ist", sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke der "Bild am Sonntag". Auch der Papst sei bei seinem Deutschlandbesuch in zwei Wochen nicht gefährdet: "Der Papst ist in Deutschland sicher."
Youssef Mohamad al-Hajdib wird von Polizisten zum Haftrichter geführt: "Keine Hinweise auf weitere Terrorzellen"
Youssef Mohamad al-Hajdib wird von Polizisten zum Haftrichter geführt: "Keine Hinweise auf weitere Terrorzellen"
"Es liegen derzeit keine Hinweise auf die Existenz einer weiteren Terrorzelle vor", so Ziercke, der weitere Festnahmen im Zusammenhang mit der Kieler Terrorzelle nicht ausschloss. "Große Sorge" bereite ihm nach eigenen Worten, dass die Terrorgefahr in dem konkreten Fall erst spät erkannt worden sei.
Der Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof hatte gestern gegen einen dritten Verdächtigen Haftbefehl erlassen. Dem Syrer Fadi A. S., der am Freitag in einem Konstanzer Studentenwohnheim festgenommen worden war, wird Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, versuchter Mord in einer Vielzahl von Fällen und das versuchte Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion vorgeworfen. Gemeinsam mit Youssef Mohamad al-Hajdib, der bereits vor einer Woche in Kiel festgenommen worden war, soll der 23-Jährige im Internet nach Anleitungen zum Bombenbau gesucht haben. "Gemäß diesen Anleitungen wurden die bei den missglückten Anschlägen verwendeten Spreng-Brandvorrichtungen zusammengebaut", heißt es in einer Mitteilung der Bundesanwaltschaft. Auch soll er seinen Mittätern "bei deren Flucht über die Türkei und Syrien in den Libanon" geholfen haben.
Als weiterer Hauptverdächtiger sitzt in Beirut der 20-jährige Dschihad Hamad in Haft. Hamad hatte sich am Donnerstag selbst gestellt. In einem Teilgeständnis gab er zu, dass er einen der Bombenkoffer in einen Regionalzug der Deutschen Bahn gestellt, aber nichts über seinen Inhalt gewusst habe. Außerdem wird im Libanon ein vierter Verdächtiger festgehalten. Der 24-Jährige aus Akkar im Nordlibanon war am Freitag festgenommen worden.
Die Bundesregierung und die Ermittler rechnen in dem Bahn-Komplott noch mit weiteren Festnahmen. Die vordringliche Aufgabe der Ermittler sei es, in den nächsten Wochen weitere Extremisten aufzuspüren, sagte Innen-Staatssekretär August Hanning der "BZ am Sonntag". Weitere Festnahmen seien deshalb "gut möglich".
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27. August 2006, Marmaris: Drei Bomben verletzen 21 Menschen, darunter zehn britische Touristen. Fast zeitgleich werden in Istanbul sechs Menschen durch eine Paketbombe verletzt. Die kurdische Splittergruppe "Freiheitsfalken Kurdistans" bekennt sich zu den Anschlägen.
6. Juni 2006, Mersin: In einer Kühltruhe eines Kioskes explodiert eine Handgranate. Durch die Detonation werden 20 Menschen verletzt. Die Urheber der Tat bleiben unbekannt.
31. Januar 2006, Adana: Auf einen türkisch-amerikanischen Verein wird ein Bombenanschlag verübt. Dabei werden fünf Menschen verletzt.
2. November 2005, Semdinli: 23 Türken werden bei der Explosion einer Autobombe verletzt. Hinter den Anschlägen stecken vermutlich kurdische Extremisten der Arbeiterpartei PKK. Bei einem weiteren Anschlag vor einem Buchladen eine Woche später kommt ein Mensch ums Leben.
2. August 2005, Antalya: In zwei Papierkörben in der Touristenmetropole detonieren Sprengsätze. Zu dem Anschlag mit neun Verletzten bekennen sich die "Freiheitsfalken Kurdistans"
19. Juli 2005, Manavgat: Bei mehreren Anschlägen kommen zwei Menschen ums Leben, elf werden verletzt. Die schwerste Explosion wird durch eine Bombe im Gepäcknetz eines Reisebusses verursacht.
16. Juli 2005, Kasadasi: Mit einer Bombe in einem Kleinbus töten die "Freiheitsfalken Kurdistans" fünf Menschen, 14 weitere werden verletzt. Der Badeort an der Ägäis ist besonders bei britischen Touristen beliebt.
10. Juli 2005, Cesme: In einem Mülleimer vor einer Bank in dem Urlaubsort explodiert eine Bombe und verletzt 20 Menschen. Hinter den Anschlägen steckt die Kurden-Gruppe TAK, ein militanter Arm der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK.
25. Juni 2005, Manavgat: Bei einer Explosion sterben vier Menschen, 28 weitere werden verletzt. Die Behörden sprechen von einem Unfall mit einem Gaskanister. Die "Freiheitsfalken Kurdistans" bekennen sich zu der Tat.
15. November 2003, Istanbul: Mit vier Autobomben verüben arabische Terroristen schwere Anschläge an mehreren Orten in der Stadt. Das Resultat: 23 Tote und 100 Verletzte.
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Öger Tours habe derzeit rund 16 000 Gäste aus Deutschland in der Türkei, sagte eine Unternehmenssprecherin. Auch Thomas Cook Reisen stellte lediglich ein großes Informationsbedürfnis fest. Viele Kunden entschieden sich dann aber nicht gegen eine Reise. Derzeit machen 20 000 Gäste mit dem Unternehmen Urlaub in der Türkei.
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Mit dem Einsturz der Türme des World Trade Center änderte sich das Leben des New Yorker Anwalts Amardeep Singh schlagartig. Als Sikh glaubt er an Güte, Großzügigkeit, Gleichheit - und trägt Bart und Turban. Wie Bin Laden, fanden viele, und stempelten Amardeep zum Terroristen.
New York - Amardeep Singh hat sich längst daran gewöhnt. "Es gehört zu unserem Alltag", sagt der junge Rechtsanwalt lakonisch. "Wir hören es jeden Tag, wenn wir über die Straße gehen."
Terrorist! Mullah! Verschwinde dahin, wo du hergekommen bist!
Nur eine ganz spezielle Schmähung, die geht ihm bis heute an die Nieren. Da stehen ihm die Nackenhaare zu Berge. Weil sie allem widerspricht, wofür er steht, als gebürtiger Amerikaner, als Jurist, als religiöser Mann. "Osama!"
"Seit dem 11. September 2001 habe ich das bestimmt schon 30, 40 Mal gehört", sagt Amardeep. "Osama!" Er spuckt den Namen verächtlich aus. "Dabei bin ich doch nur ein einfacher Mann, der sich hier durchschlägt wie jeder andere."
Amardeep Singh ist ein Sikh. Er trägt, wie es seine Religion gebietet, einen Bart und einen Turban. Damit erfüllt er, in einer von Angst, Wut, Vorurteilen und gelegentlich Idioten erfüllten Welt, einen Schlüsselreiz des neuen Terror-Zeitalters - obwohl er mit den Terroristen von al-Qaida kaum weniger gemeinsam haben könnte.
Sikhs glauben an Karma und Reinkarnation, ihre Lehre, die viertgrößte Religion der Welt, fußt auf Güte, Großzügigkeit und Gleichheit. Weltweit gibt es rund 23 Millionen Sikhs, die meisten von ihnen leben auf dem indischen Halbkontinent. Rund 40.000 leben in New York City. Und seit dem 11. September 2001 ist ihr Leben hier nicht gerade leichter geworden.
Typische US-Kindheit - im Turban
Amardeep ist von schmaler Statur und hat ein feines, friedliches Gesicht mit großen, braunen Augen. Er trägt ein schwarzes Hemd, Gabardinehose und spricht mit einer sanften Stimme, so dass man sich manchmal vorbeugen muss, um ihn zu verstehen. Sein Turban ist lavendelfarben und eng gewickelt.
Er begrüßt einen an seinem Schreibtisch in einem alten, Zwanzigerjahre-Bürohaus am Lower Broadway, an der kaum fassbaren Demarkationslinie zwischen dem Filmemacher-Kneipen-Gastronomieviertel Tribeca und Chinatown, das sich, in einer Art Metapher für die neue Globalmacht China, immer mehr nach Westen ausdehnt. Der Blick aus dem Fenster geht über die Höfe und Dächer zum verhangenen Horizont, wo sich die Skyline in der Dämmerung verliert. Amardeep teilt sich die Etage mit einem chinesischen Immobilienmakler, einem koreanischen Notar und der Mom Mom Wong Bright Trading Company, durch deren offene Tür eine runzlige Oma lugt, offenbar Mom Mom Wong Bright höchstselbst.
Amardeep ist ein waschechter New Yorker: Hier geboren und aufgewachsen, jenseits des Rivers in Richmond Hill im Stadtteil Queens, wo die meisten Sikhs New Yorks leben. Dort hatte er eine typisch amerikanische Kindheit: Seine Mutter war eine "Hausfrau und Soccer-Mom", sein Vater "ein knallharter Yankees-Fan", und er selbst spielte Baseball in der Little League.
Nur in einem unterschied sich Amardeep von seinen Klassenkameraden. Er trug einen Turban. Was jahrelang zu den üblichen Sticheleien in der Schule führte. Sticheleien, betont Amardeep, mehr nicht.
Altes Misstrauen
"Es war einfach so, man nahm es hin, wir kannten es ja nicht anders." Die Mitglieder der New Yorker Sikh-Gemeinde zogen die Stille vor, sie engagierten sich selten politisch und machten um sich selbst wenig Aufhebens. "Unser Motto war: hart arbeiten, den Kopf einziehen, den Mund halten. Dann passiert uns schon nichts." Die Terroranschläge von 2001 änderten alles - und sie änderten Amardeeps weiteren Lebensweg.
New York City ist die ethnisch und religiös am stärksten durchwirkte Stadt der Erde. "Mein Kiosk allein führt Zeitungen in 14 Sprachen", berichtet der Soziologe Tony Carnes in seinem Standardwerk "New York Glory: Religions in the City". Die Immigrationsbehörde bescheinigt im Jahr rund 200 verschiedenen Nationalitäten die Einreise. Hier leben mehr Katholiken, Muslime, Hindus, Griechisch-Orthodoxe, orthodoxe Juden, Rastafaris und Zeugen Jehovas als irgendwo sonst in einer Stadt.
Historisch hat das natürlich immer schon zu Konflikten geführt. Vor den Rassenunruhen der sechziger Jahre war Religion das brenzligste Reizthema der New Yorker Kommunalpolitik. Dann nahm das tiefe, oft zu handgreiflichem Hass eskalierende Misstrauen zwischen Schwarz und Weiß alle Energie in Anspruch. Bis zum 11. September 2001.
Mit dem Baseballschläger verprügelt
Die Anschläge rissen alte, gesellschaftliche Nähte neu auf und verschoben den sozialen Brennpunkt New Yorks - von Rasse zurück zu Religion. In den Wochen nach den Anschlägen wurden der New York Commission of Human Rights 1224 Vorfälle religiöser Diskriminierung und Belästigung von Muslimen, Arabern und Asiaten gemeldet. Eine der am schwersten betroffenen Gruppen waren die Sikhs.
Amardeep Singh war am 11. September 2001 in Washington. Noch am selben Vormittag fuhr er nach New York zurück, am frühen Abend kam er in der blutenden Stadt an. "Ich wollte bei meiner Familie sein", sagt er. "Ich fühlte mich alleine nicht sicher."
Denn er ahnte, was auf sie zukommen würde. Die Stimmung in der City war aufgeheizt. "Überall im Fernsehen liefen Bilder von den Taliban, von Osama Bin Laden, von Terroristen mit Bärten und Turbanen. Wir wussten, das würde sich schnell gegen uns richten." Dabei verbietet die Religion der Sikhs jegliche Art von Gewalt. "Wir haben drei Glaubensprinzipen: Sei dir bei allem, was du tust, Gottes bewusst. Gebe ab, was du übrig hast. Arbeite hart und ehrlich."
Doch manche New Yorker machten damals solche feinen Unterschiede nicht. Bart war für sie Bart, Turban war Turban. "Irgendwie verstehe ich es ja", seufzt Amardeep. "Der Schmerz, der Schock. Die Angst vor dem Fremden, Unbekannten."
Noch am Tag der Anschläge wurde in Richmond Hill ein 66-jähriger Sikh, ein Einwanderer aus dem Punjab, von Unbekannten so brutal mit einem Baseballschläger verprügelt, dass er ins Krankenhaus musste; der Mann war auf dem Heimweg von einer Gebetsstunde für die Opfer der Anschläge vom 11. September. Zwei weitere Sikhs wurden mit einer Paintball-Pistole beschossen. Der Angreifer, ein Teenager, wurde erst im Sommer 2005 geschnappt, als er einem Schwarzen in Howard Beach den Schädel einschlug.
Amardeep und seine Freunde - darunter Banker, Berater und PR-Manager - merkten, dass sie handeln mussten, damit die Dinge nicht eskalierten. "Wir fühlten uns doppelt angegriffen", sagt Amardeep. "Einmal von den Terroristen in unserem Land, und dann ein zweites Mal von unseren Landsleuten."
Über Nacht verfassten sie eine öffentliche Erklärung, in der sie die New Yorker Polizei um Schutz baten, ihre bisher im Stillen lebenden Glaubensgefährten zu Wachsamkeit "mobilisierten" und die Missverständnisse und Vorurteile über Sikhs vor allem auch in den US-Medien zurechtzurücken versuchten. Gleichzeitig richteten sie eine zentrale Website ein, auf der Sikhs Diskriminierungs- und Gewaltfälle melden konnten. Allein im ersten Monat gab es 140 Eintragungen.
Amardeep und seine Freunde gaben sich einen Namen: Sikh Coalition. Und so war der 11. September 2001 zugleich auch die Geburtsstunde der ersten politischen Lobbygruppe in der Geschichte New York Citys für die sonst so zurückhaltenden Sikhs.
Am zweiten Jahrestag der Anschläge stellten sie ihre erste feste Arbeitskraft ein. Heute sind es vier, und die Sikh Coalition hat Dutzende Dependancen in den USA. Mitbegründer Amardeep fungiert im Hauptbüro am Lower Broadway weiter als kommissarischer Leiter.
Turban in den Subway-Farben
Die Website zur Registrierung von Angriffen gibt es noch. Sie zählt inzwischen 436 Eintragungen, davon bisher 31 in diesem Jahr. Ihre Zahl hat seit 2001 zwar spürbar nachgelassen. Was dabei aber auffällt: Jedes Mal, wenn es einen neuen Terror-Alarm gibt, wenn ein Jahrestag ansteht oder wenn Terroristen in den Schlagzeilen sind, häufen sich die Übergriffe.
Denn bis heute liegen die Nerven blank. Bei einer Befragung von Muslimen und Arabern in New York gaben neulich 79 Prozent der Befragten an, sie fürchteten sich mehr um ihr Wohlergehen als früher, vermieden den Kontakt mit der Öffentlichkeit und hängten ihren Glauben nicht mehr an die große Glocke. Eine Frau aus Pakistan wurde mit den Worten zitiert: "Ich lebe in Angst im Land der Freiheit."
"Die Zahl der direkten körperlichen Angriffe ist seit dem 11. September zurückgegangen", sagt Amardeep. "Die subtile Diskriminierung dagegen, die ist stärker geworden. Vor allem am Arbeitsplatz."
Sathari Singh kann davon ein Lied singen. Der U-Bahn-Fahrer aus der Bronx, ein hochgewachsener Mann mit dünnem, weißem Bart, ist ein konvertierter Sikh: Er stammt eigentlich aus einer irisch-katholischen Einwandererfamilie, seine Eltern kamen aus Kerry und Cork, seine Großeltern sprachen noch Gälisch und sein Geburtsname ist Kevin Harrington. Den Sikh-Glauben nahm er in den sechziger Jahren an, auf der Suche nach "innerem, spirituellem Leben".
Seit 1981 arbeitet Sathari, 54, für die New Yorker Verkehrsgesellschaft MTA, erst als Reinigungsmann für Busse, dann seit 1984 als U-Bahn-Fahrer. Im Dienst hat er immer schon einen Turban getragen, selbst bei seinem allerersten Einstellungsgespräch. Er hat den Turban sogar blau eingefärbt, in der Kennfarbe der MTA. Gestört hat sich daran lange niemand.
Degradierung für den Helden des 11. September
Den 11. September 2001 erlebte Sathari buchstäblich hautnah. An jenem Vormittag steuerte er seinen Zug, den aus Brooklyn kommenden Number 4 Train, gerade in die Fulton Street Station, als plötzlich ein "mächtiger Luftstoß" durch den Bahnhof unweit des World Trade Centers ging und sich alles mit Rauch und Trümmern zu füllen begann.
Kurzentschlossen legte Sathari den Rückwärtsgang ein und ruckelte - ohne sichtbare Signalsteuerung und mit automatisch alle paar Sekunden anspringenden Notbremsen - zurück zum vorherigen Bahnhof, der Wall Street Station. Dort half er persönlich, noch während der zweite WTC-Tower einstürzte, Hunderte Fahrgäste in Sicherheit zu bringen.
Das MTA-Mitarbeitermagazin "Running Times" porträtierte ihn später als einen der "stillen Heldinnen und Helden" des 11. September. Am ersten Jahrestag der Anschläge wurde er auf einer feierlichen Zeremonie geehrt und bekam eine nette Andenkenplakette. MTA-Präsident Lawrence Reuter bekundete "Dank und Bewunderung". Man sang "God Bless America".
Doch der Dank währte nicht lange. Im Juni 2004 wurde Sathari ohne Vorwarnung aus dem Liniendienst abgezogen und auf einen Wartungsjob in einem entlegenen Gleisbahnhof versetzt - eine De-facto-Degradierung. Begründung: Sein Turban verstoße gegen die MTA-Uniformvorschrift; er müsse eine MTA-Kappe tragen, andernfalls dürfe er ab sofort keine U-Bahnen mehr fahren.
Sathari wandte sich über seine Gewerkschaft ans US-Justizministerium. Das stellte sich ihm zur Seite und verklagte die MTA wegen Diskriminierung am Arbeitsplatz. Der Fall ist bis heute anhängig. Einstweilen hat sich Sathari - "unter schwerem Protest!" - bereit erklärt, einen städtischen Behelfsturban zu tragen, der vorne das MTA-Abzeichen trägt; die MTA lässt ihn damit weiterfahren. Vorerst.
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Berlin - Während des jahrelangen Streits um die Anti-Terror-Datei haben die Unionsparteien für einen möglichst umfassenden Datenbestand gekämpft. Mit dieser Forderung haben sie sich gestern durchgesetzt. Die Datei wird Informationen wie Religionszugehörigkeit, Waffenbesitz, Zugehörigkeit zu terroristischen Vereinigungen, Beruf, Reisebewegungen, Bank- und Telekommunikationsdaten sowie Kontaktpersonen enthalten.
Allerdings haben die Innenminister einen Kompromiss gefunden, den auch die SPD mittragen kann, sie haben sich auf ein zweistufiges Modell geeinigt. Beide Teile der Datei sind für alle Landes- und Bundesbehörden, die an der Datei beteiligt sind, einsehbar. Vor einem Zugriff auf die erweiterte Datenbank muss aber der Verwendungszweck erläutert werden. Völlig offen sollen lediglich die Grunddaten zur Identität eines Verdächtigen gespeichert werden, die Einzelheiten zur Person werden verdeckt registriert und erst auf Anfrage freigegeben.
So äußerten sich führende SPD-Politiker zustimmend. "Das ist der richtige Weg", sagte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Fritz-Rudolf Körper, der "Berliner Zeitung". "Die sensiblen Daten sind nicht allen zugänglich." Die Einigung entspreche dem Verfassungsrecht. Auch SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz zeigte sich zufrieden und erklärte der "Thüringer Allgemeinen", dass die Datei nun zügig eingeführt werden müsse. "Wenn ein Terrorismusverdächtiger einer Sekte angehört oder einer Gruppierung, die eine Religion zu terroristischen Zielen missbraucht, dann gehört die Religionszugehörigkeit auch in die Datei."
Das sieht die Opposition anders. Die Religionszugehörigkeit sei "kein taugliches Erkennungsmerkmal für Terroristen", sagte der niedersächsische FDP-Landeschef Philipp Rösler der "Neuen Presse". Dass in der Datei "sehr persönliche Daten" gespeichert und unterschiedlichen Behörden zugänglich gemacht würden, "bedarf einer genauen rechtsstaatlichen Kontrolle". Die Grünen halten eine Speicherung der Religionszugehörigkeit auch in der geplanten zweistufigen Anti-Terror-Datei für verfassungswidrig, wie der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Volker Beck, betonte.
FDP fordert einen Filter
Die FDP unterstützt laut Innenexperte Max Stadler zwar den Ansatz, die Datei zu teilen. "Aber bei Details bleiben verfassungsrechtliche Bedenken", sagte Stadler der "Berliner Zeitung". So sei unklar, welche Informationen der Geheimdienste, die auch Unverdächtige überprüfen, an die Polizei weiter gegeben würden. "Dafür ist ein Filter nötig", forderte Stadler
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Berlin/Brüssel - Handgepäck verboten - so lautete die britische Sicherheitsrichtlinie vor wenigen Wochen kurz nach den vereitelten Terroranschlägen in London. Mittlerweile sind die Richtlinien im Vereinigten Königreich weniger rigide, doch immer noch müssen Fluggäste in vielen Ländern mit Einschränkungen beim Handgepäck rechnen. Auf deutschen Airports gelten neue Regelungen insbesondere für Flüge in die USA und nach Großbritannien.
Im Mittelpunkt der neuen Standards stehen Flüssigkeiten und Gels. Ob sie mit ins Handgepäck dürfen, hängt in der Regel von zwei Faktoren ab: dem Flugziel und dem Fluganbieter.
"Reisende sollten sich vorab bei ihrer Fluggesellschaft über die Bestimmungen zum Handgepäck informieren", empfiehlt Anke Lobmeyer von der Schlichtungsstelle Mobilität beim Verkehrsclub Deutschland. Die Fluganbieter können sowohl über die staatlichen Sicherheitsbestimmungen als auch über eigene Standards Auskünfte geben. "Viele Fluggesellschaften bieten aktuelle Informationen auf ihren Homepages an, ansonsten sollten sich Reisende telefonisch erkundigen."
Flüssigkeiten nur in aufgegebenen Koffern
Besonders betroffen von neuen Regelungen sind die Reiseziele USA und Großbritannien. "Die deutschen Sicherheitsbestimmungen für Flüge in die USA wurden verschärft", betont Klaus Ludwig, Pressesprecher des Bundespolizeiamtes am Flughafen Frankfurt am Main. Doch auch auf Flügen ins Vereinigte Königreich müssen Reisende mit Einschränkungen beim Handgepäck rechnen. Hier ist die Regelung jedoch je nach Fluglinie unterschiedlich.
"Gemäß der neuen Bestimmungen des Bundesinnenministeriums dürfen seit dem 10. August auf USA-Flügen keine Flüssigkeiten oder Gels mehr im Handgepäck mitgeführt werden", erläutert Ludwig. Unter diese Bestimmung fallen unter anderem Shampoos, Sonnenlotion, Cremes, Zahnpasta und Haargel. Diese Gegenstände können jedoch nach wie vor im Koffer transportiert werden.
Eine Ausnahme bilden Babynahrung und Medikamente, die weiterhin mit an Bord genommen werden dürfen. Bei verschreibungspflichtigen Medikamenten muss ein Rezept mitgeführt werden, das auf den Reisenden ausgestellt ist. Nicht verschreibungspflichtige Medikamente dürfen nur dann mit in die Flugkabine, wenn der Passagier sie während des Fluges benötigt, beispielsweise Insulin bei Zuckerkranken. Diese Bestimmungen gelten auch für Flüge, die einen Zwischenstopp in den Vereinigten Staaten einlegen.
EU will neue Regeln
"Es lohnt sich, vor dem Flug Informationen über das Handgepäck einzuholen, denn was nicht durch die Kontrollen kommt, muss meist zurückgelassen werden", sagt Janine Krüger von der Schlichtungsstelle Mobilität. "Es ist nicht aussichtsreich, im Nachhinein gegen die Beschlagnahmung von Gegenständen durch die Behörden vorzugehen."
Um die verschiedenen Handgepäck-Regelungen zu vereinheitlichen, will jetzt die Europäische Union einschreiten. Fachleute der 25 EU-Staaten beraten heute in Brüssel über neue Vorschriften. Bei dem Treffen geht es unter anderem um die Frage, ob die Mitnahme von Flüssigkeiten an Bord ganz verboten werden soll. Entscheidungen des EU-Ausschusses für Luftverkehrsicherheit werden frühestens morgen erwartet.
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Ist es eine Terroroffensive zum Jahrestag des 11. Septembers? In Afghanistan, Indien und Irak wurden heute Dutzende Menschen bei Anschlägen getötet. Noch heute will die Uno eine neue Anti-Terror-Strategie beschließen.
New York/Kabul/Neu Delhi/Bagdad - Eine Bombenserie in Indien, der schlimmste Anschlag seit dem Ende der Taliban in Kabul, Angriffe auf Pilger im Irak, ein Anschlag auch in Pakistan: Dutzende Menschen wurden alleine heute zu Opfern von Terroristen. In wenigen Tagen jährt sich der 11. September zum fünften Mal - und immer deutlicher wird, dass der Kampf gegen den Terror - bislang zumindest - keinen Erfolg zeigt.
Anschlag in Kabul: Die Taliban bekannten sich zum Attentat
Noch heute will die Uno eine Anti-Terror-Strategie verabschieden. Der Plan sieht unter anderem Schritte gegen den Missbrauch des Internets für terroristische Zwecke vor sowie eine Datenbank vor, mit deren Hilfe der Einsatz biologischer Waffen verhindert werden soll. Die Mitgliedsländer sollen noch heute der Resolution zugestimmen.
Neben konkreten Vorschlägen enthält der Entwurf auch weit gefasste Zusagen wie die Förderung der Rechtsstaatlichkeit, des Dialogs und einer "Kultur des Friedens". Auch die Umsetzung der Millenniumsziele zur Bekämpfung der Armut wird genannt. Um den Entwurf war hart gerungen worden, nachdem die Mitgliedsländer sich nicht auf eine Definition von "Terrorismus" einigen konnten.
Schlimmster Anschlag seit Sturz der Taliban
Bei einem Selbstmordanschlag in Kabul wurden mindestens 16 Menschen getötet, darunter zwei US-Soldaten. Die US-geführten Koalitionstruppen teilten mit, der Autobomben-Anschlag sei auf einen amerikanischen Armeekonvoi nahe der Botschaft im Zentrum der afghanischen Hauptstadt verübt worden. Zwei US-Soldaten seien getötet und zwei weitere verletzt worden. Die Polizei teilte mit, neben dem Attentäter seien auch elf Afghanen getötet und 23 weitere verletzt worden. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag.
Deutsche Soldaten seien von dem Anschlag nicht betroffen, teilte das Bundesverteidigungsministerium mit. Die Bundeswehr sei mit einer schnellen Reaktionstruppe präsent. Rund 150 Meter vom Anschlagsort liegt das Hauptquartier der Internationalen Schutztruppe Isaf.
Irak: Anschlag auf Pilgerzug
Bei einem Anschlag auf schiitische Pilger im Irak wurden mindestens zwei Menschen getötet und mehr als 20 verletzt. Drei Mörsergeschosse seien in Mussajjib südlich von Bagdad in den Pilgerzug eingeschlagen, berichtete die Polizei. Die Schiiten waren auf dem Weg in die ihnen heilige Stadt Kerbela, wo morgen zehntausende Gläubige erwartet werden.
In Bagdad war erneut eine Polizeipatrouille Ziel eines Bombenanschlags. Zwei Menschen wurden nach Angaben der Polizei getötet und sechs verletzt. Bei einer Serie von Anschlägen auf Polizisten waren gestern 17 Menschen ums Leben gekommen.
Indien: Viele Tote durch Bombenserie
Zur schlimmsten Bombenserie seit den Attentaten im Juli in Bombay kam es heute im Westen Indiens. Im Bundesstaat Maharashtra wurden nach TV-Angaben mindestens 35 Menschen getötet. Mehr als 50 Menschen seien bei insgesamt vier Bombenexplosionen in Malegaon im Distrikt Nashik verletzt worden, meldete der Nachrichtensender NDTV. Mindestens eine der Bomben sei nahe einer Moschee nach dem Freitagsgebet detoniert, als die Gläubigen aus dem Gotteshaus strömten.
In der mehrheitlich muslimischen Textilstadt Malegaon ist es in der Vergangenheit bereits häufiger zu blutigen Zusammenstößen zwischen Muslimen und Hindus gekommen. Die Polizei bestätigte die Opferzahlen des Nachrichtensenders zunächst nicht. Distrikt- Polizeichef P. K. Jain sagte, für genaue Angaben sei es noch zu früh.
Bei einer Anschlagserie in Vorortzügen in Bombay, der Hauptstadt Maharashtras, waren am 11. Juli mehr als 185 Menschen getötet und hunderte verletzt worden.
Sechs Tote bei Anschlag in Pakistan
Bei einem Bombenanschlag in der pakistanischen Provinz Balutschistan an der Grenze zu Afghanistan kamen sechs Menschen ums Leben. Etliche Personen seien bei der Explosion nahe einem Krankenhaus der Stadt Rakhni verletzt worden, teilte die Polizei mit. Wahrscheinlich hätten Aufständische das Attentat verübt, die für eine weitgehendere Autonomie und eine größere Beteiligung der Bevölkerung am Erdgas-Reichtum der Region kämpften.
Die Lage in Balutschistan hatte sich verschärft, nachdem Regierungstruppen Ende August einen Rebellenchef der Region getötet hatten. "Es war eine Zeitbombe in einem Mülleimer", sagte ein Polizist. Drei Verletzte seien kritischem Zustand. Zwei der sechs Opfer seien unmittelbar bei dem Anschlag ums Leben gekommen, die anderen seien später ihren Verletzungen erlegen.
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Von Yassin Musharbash
Eigenlob in Spielfilmlänge: Die Qaida-nahe "Sahab Foundation" hat eine Werbesendung für das islamistische Terrornetzwerk veröffentlicht. Zu sehen ist in dem Beitrag, wie Osama Bin Laden seine Schüler zu fleißiger Arbeit anhielt - und wie die Attentäter übten, imaginäre Sky Marshals in Flugzeugen außer Gefecht zu setzen.
Berlin - Osama Bin Laden lächelt. Er redet über Selbstmordattentate. "Am Anfang werdet ihr den Gedanken ungewöhnlich finden", sagt er in ruhigem, freundlichem Ton zu seinen Rekruten in einem afghanischen Ausbildungslager. "Ihr werdet denken, dass es eine schwierige Sache ist." Sie sollten deshalb viel darüber reden, rät er ihnen, dann vergehe dieses Gefühl. Und "mit jedem jungen Mann, der eine Märtyrer-Operation durchführt", rücke der Sieg dann näher.
Attentäter Hamsa al-Ghamdi: "Das Besteigen von Bergen den Rolltreppen vorgezogen"
Dieser Videoausschnitt stammt aus dem 87-minütigen Film "Angriff auf Manhattan", den die Qaida-nahe "Sahab-Foundation" gestern im Internet veröffentlicht hat und der SPIEGEL ONLINE vorliegt. Das Werk ist das Geschenk von al-Qaidas inoffizieller Pressestelle an die zahlreichen Sympathisanten in aller Welt: Im Stil einer Fernsehdokumentation erzählen die Macher die Saga des 11. September aus Sicht der Täter.
"Die Planungen für 9/11 fanden nicht hinter Computermonitoren oder Radarschirmen statt, sondern in einer Atmosphäre der Brüderlichkeit" - so wird eine Bilderstrecke kommentiert, auf denen Rekruten in einer schäbigen Hütte mit vier Plastikstühlen das Innere eines Flugzeuges simulieren. Und mit Messern imaginäre Sky Marshalls außer Gefecht setzen.
Im Laufe der Jahre sind schon eine Handvoll Filme und Filmchen aus der Qaida-Umgebung entstanden, die die Anschläge vom 11. September zum Gegenstand haben. Dazu zählen die filmischen Märtyrer-Testamente einiger Attentäter. Auch in diesem Film finden sich zwei Vermächtnisse: von Hamsa al-Ghamdi und Wail al-Schari. Das zweite typische Genre sind Jubel-Clips, in denen die Flugzeuge immer und immer wieder in die Türme krachen.
Der aktuelle Film ist jedoch bei weitem der interessanteste. Denn einige Passagen der 87-minütigen Eigenwerbung erlauben - wohl eher unfreiwillig - authentische Einblicke in das Denken des Terrornetzes. Dass er von der "Sahab-Foundation" produziert wurde, ist kein Zufall: Diese Gruppe agiert seit einigen Jahren faktisch als al-Qaidas Medienarm und produziert mittlerweile fast sämtliche Bin-Laden-Videos - inklusive englischer Untertitel.
Bunter Abend im Terrorcamp
Andere Passagen in dem Film freilich sind reine Geschichtsklitterung. Das gilt vor allem für den Versuch nachzuweisen, dass die Regierung von George W. Bush seit Amtsantritt 2000 einen Krieg gegen das "einzig rechtmäßige islamische Land" - das Taliban-Regime in Afghanistan - geplant habe und der 11. September deswegen nur ein Vorwand, nicht aber der Grund für den Krieg gewesen sei. Oder für die ständig wiederholte Behauptung, Bin Laden höchstpersönlich habe jedes Detail von 9/11 geplant und überwacht. Oder für den mit schwarz-weißem Archivmaterial unterlegten "Beweis", dass die saudiarabische Regierung Schuld an der Gründung Israels trage. Die Macher des Films wollen ihren Sympathisanten einmal mehr aufzeigen, dass alle ihre Feinde in einer gigantischen Verschwörung miteinander zusammenhängen.
Solcherlei gehört zum Gewohnten. Das Ungewohnte sind dagegen die Ausschnitte aus Reden, die Bin Laden in den Jahren vor 2001 vor seinen Rekruten gehalten hat, und Filmschnipsel, in denen man einen Eindruck vom Leben in diesen Ausbildungsstätten des Terrors erhält.
Die "Sahab-Foundation" zeigt sie, um den Sympathisanten klarzumachen: Wenn wir zusammenhalten, können wir auch mit einfachsten Mitteln alles erreichen, was wir uns vornehmen. Die Attentäter hätten "das Besteigen von Bergen den Rolltreppen vorgezogen und das einfache Zelt den Villen". Für den distanzierteren Beobachter haben die Ausschnitte historischen Wert. Da wird etwa eine Sequenz aus dem Programm eines "bunten Abends" im Terrorcamp gezeigt: Der Attentäter Mohald al-Scheri ist da zu sehen, wie er, mit Inbrunst, aber schiefer Stimme, ein selbst gedichtetes Dschihad-Liedchen vorträgt.
An anderer Stelle erklärt Bin Laden einer Schulklasse: Auch wenn sie schon militärisch gebildet seien, sollten sie alle Übungen mitmachen. Denn alles fließe in die Bewertungsbögen ein, die er am Ende vorgelegt bekomme. Und er müsse wissen, wer fleißig ist, beherrscht und etwas aushält. Denn nur der könne mit einem Märytrer-Einsatz im Ausland betraut werden - "so wie die Brüder, die den Anschlag auf die Botschaften in Nairobi und Daressalam verübten und neun Monate in einer Wohnung hockten, bis die anderen das TNT herbeigeschmuggelt hatten".
Stelldichein der Dschihad-Prominenz
Natürlich ist al-Qaida heute nicht mehr so. Unter dem Verfolgungsdruck der Sicherheitsbehörden dieser Welt ist aus der Kaderorganisation ein Mitmach-Terrornetz geworden. Es gibt keine Memos an Bin Laden mehr, und selbst ernannte Kämpfer ersetzen die ausgebildeten Graduierten aus den afghanischen Camps. Trotzdem transportiert der Film "Angriff auf Manhattan" etwas von dem, was al-Qaida nach wie vor für ihre Sympathisanten anziehend macht: Das Gefühl, eine verschworene Elite zu sein. Angegriffen worden zu sein und sich wehren zu müssen. Die militärische Überlegenheit des Feindes mit Glauben und List ausgleichen zu können. Für die einzige gerechte, ja heilige Sache zu kämpfen.
Einige Brüder seien kürzlich ausgezogen zu einer großen Mission, erklärt Bin Laden in einem leider undatierten Ausschnitt. "Ich empfehle euch: Betet für sie!". Vielleicht sprach er von den 9/11-Attentätern, die nun, fünf Jahre nach ihrer Tat, durch den "Sahab"-Film noch einmal als Helden gefeiert werden.
Quasi nebenbei versucht der Film, al-Qaida als nach wie vor hochaktives, geschmeidig arbeitendes Netzwerk darzustellen, zum Beispiel, indem - ganz wie bei Guido Knopp und BBC-Dokumentationen - "Zeitzeugen" und "Experten" zu Wort kommen, die man ja alle erreicht haben muss, um sie zu zeigen. Und so geben sich al-Qaidas Nummer Zwei Aiman al-Sawahiri, der Kader Jahja al-Libi, rätselhafte Warner und Droher "Azzam der Amerikaner" und viele andere Prominente des weltweiten Dschihad ein Stelldichein.
Der Propagandafilm zum Anschlagsjubiläum ist das am deutlichsten sichtbare Zeichen dafür, dass und wie die Qaida-Sympathisanten den heutigen Tag begehen. Flankiert wurde er durch ein ebenfalls von der "Sahab-Foundation" geführtes Interview mit Sawahiri in dem er zu weiteren Anschlägen aufrief, und von ausführlichen Diskussionen in dschihadistischen Debattenseiten im Internet.
Der Tenor war dabei eindeutig: Fünf Jahre nach 9/11 stehe al-Qaida gut da, die Taliban seien auf dem Marsch zurück an die Macht, Osama Bin Laden lebe noch, weitere Gruppen schlössen sich noch immer al-Qaida an, und der Westen stehe vor einer historischen Niederlage im Irak. Jedes Jahr begehen Qaida-Sympathisanten den Jahrestag des 11. September - doch so zuversichtlich wie heute waren sie in den letzten Jahren nicht.
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US-Präsident Bush schwört seine Landsleute weiter auf Krieg ein. Der Feldzug gegen den Terror sei ein Kampf um die Zivilisation. In seiner Rede zum Gedenken des 11. Septembers 2001 verteidigte Bush den Krieg im Irak. An al-Qaida-Chef Bin Laden gerichtet sagte er: "Amerika wird Dich finden."
Washington - Vor der Ansprache George W. Bushs hatte das ganze Land der fast 3000 Opfer gedacht, die vor fünf Jahren bei den Terroranschlägen vom 11. September getötet wurden. Bush rief Amerika zur Geschlossenheit im Kampf gegen den Terrorismus auf. "Das ist ein Kampf um die Zivilisation. Wir kämpfen für die Bewahrung der Lebensweise der freien Nationen", sagte er in einer Fernsehansprache an die Nation, die er im Weißen Haus hielt. "Diesen Krieg zu gewinnen, erfordert entschlossene Anstrengungen eines einigen Landes".
Bush: "Die Sicherheit Amerikas hängt von dem Ausgang des Kampfes in den Straßen von Bagdad ab". In seiner Rede verteidigte der Präsident den Krieg im Irak, der wegen der hohen Verluste der US-Armee das Land tief spaltet. "Amerika hat um diesen Krieg nicht gebeten und jeder Amerikaner wünscht sich, dass er vorbei wäre", sagte Bush. "Das tue ich auch. Aber der Krieg ist noch nicht vorbei und wird nicht vorbei sind, bis entweder wir oder die Extremisten siegreich sind."
Bush räumte ein, dass der entmachtete irakische Staatschef Saddam Hussein nicht für die Anschläge vom 11. September verantwortlich sei. Das irakische Regime habe aber eine "klare Bedrohung" für die Welt bedeutet; der Einmarsch im März 2003 sei gerechtfertigt gewesen. "Egal, welche Fehler im Irak gemacht wurden, der größte Fehler wäre es zu glauben, dass die Terroristen uns in Frieden lassen, wenn wir abziehen", sagte Bush.
"Die Sicherheit Amerikas hängt von dem Ausgang des Kampfes in den Straßen von Bagdad ab", sagte Bush weiter. Werde der Feind jetzt nicht besiegt, "werden wir unseren Kindern einen Nahen Osten hinterlassen, der von terroristischen Staaten und radikalen Diktatoren bewaffnet mit Atomwaffen beherrscht wird". Der Krieg gegen den Terrorismus entscheide das Schicksal von Millionen Menschen auf der ganzen Welt. "Wir werden unsere Feinde besiegen", bekräftigte Bush.
Der Anführer des Terrornetzwerks al-Qaida, Osama bin Laden, werde gefasst, sagte Bush. Der Drahtzieher der Anschläge und andere Terroristen versteckten sich noch immer. "Unsere Botschaft an sie ist klar: Egal, wie lange es dauert, Amerika wird Dich finden und zur Rechenschaft ziehen."
Auch am Jahrestag war die Angst vor neuen Anschlägen gegenwärtig. Mehrere Sicherheitsalarme in den USA stellten sich jedoch als falsch heraus. Al-Qaida-Vize Aiman al-Sawahiri drohte Israel und den Golfstaaten in einer Videobotschaft mit Attentaten. Von Bin Laden fehlt bis heute jede Spur.
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Die Türken als größte Minderheit haben in Deutschland ihre eigenen Medien: Fernseh- und Radiosender, aber auch Zeitungen, die mindestens eine halbe Million Menschen erreichen. In diesen Tagen klafft zwischen den Berichten in der deutschen und der türkischsprachigen Presse eine besonders große Lücke. Anlass ist der Gammelfleisch-Skandal, über den in türkischen Medien mit einer interessanten These berichtet wird: Schnellimbiss-Betreiber wittern eine hinterhältige Attacke der westlichen Fastfood-Industrie auf ihr bestes Produkt - den Döner Kebap.
Grünen-Chefin Roth in der Döner-Produktion: Solidarität mit dem Imbiss am Spieß
Der Grund sei der schwindelerregende Erfolg des Döner, den ihm die Burger- und Würstchenverkäufer missgönnen, steht da zu lesen. Die hässlichen Enthüllungen im Gammelfleisch-Skandal würden nur dazu dienen, den Döner "durch den Schmutz zu ziehen".
Die Zeitung "Milliyet" zitiert den Döner-Händler Arif Arslan aus Berlin: "Jedes Jahr versuchen sie uns mit neuen Anschuldigungen zu diffamieren." Es seien "die gleichen Leute, die letztes Jahr mit der Vogelgrippe ankamen", die jetzt in Sachen Gammelfleisch dem Döner Übles nachsagen.
Das Massenblatt "Sabah" wittert eine "Schmutzkampagne" gegen das erfolgreiche Schnellgericht vom Spieß und bezeichnet sie gar als "Schande der Menschheit". Der Vorsitzende des Vereins Türkischer Döner-Hersteller in Europa, Atasever Sir, beklagt in der Zeitung die "große Ungerechtigkeit", den Gammelfleisch-Skandal "unmittelbar mit dem Döner-Sektor in Verbindung zu bringen".
Die türkischen Zeitungen titeln zwischen Panik und Döner-Pathos. "Hürriyet" verkündet: "Den Döner wirft niemand von seinem Thron". Dazu wird Ömer Tütüncübasi zitiert, Vorstand der "Karmez"-Döner-Produktion in Frankfurt am Main: "Döner ist zu einem gemeinsamen Wort in der Europäischen Union geworden und hat es in die Wörterbücher der Mitgliedsländer geschafft." Der europäische Döner habe das gerade wegen seiner hohen Qualitätsstandards erreicht.
Wer den Kebap beleidigt, ist der Gegner
Die Döner-Debatte in den türkischen Zeitungen spart die Frage größtenteils aus, was in der Branche schiefgelaufen ist angesichts des Gammelfleisch-Skandals - es gilt das Motto: Wer den Kebap beleidigt, ist der Gegner.
Die Berichte in den türkischen Medien lassen auch offen, wer denn die Verschwörung gegen den Döner organisiert. Dafür sind sich die Döner-Veteranen einig: Es muss gegengesteuert werden. Am Wochenende lud der Verein Türkischer Döner-Hersteller in Europa zu einer Pressekonferenz, bei der sich die Produzenten einmal mehr beschwerten über negative Berichte zum Döner und seiner Qualität. Man war sich einig: Dem Imbiss widerfährt Ungerechtigkeit.
Deutsche Politiker sekundieren den Protestierenden. Über den Besuch von Grünen-Chefin Claudia Roth bei einem türkischen Fleischspieß-Produzenten am 6. September wurde gleich in mehreren Zeitungen so berichtet: "Unterstützung für den türkischen Döner". Und eine Erklärung des SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs, wonach Dönerhersteller kein Gammelfleisch verwenden, wurde von der türkischen Presse dankbar aufgenommen.
Auch Claudia Roth übte sich in freundlicher Annäherung. Für sie seien "Qualitätsmangel" und "Döner" zwei Worte, die sich ausschließen. Als sie allerdings vorschlug: "Versuchen Sie es doch mal mit Bio-Döner!", erntete sie ein herzhaftes Lachen.
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Dhiren Barot: "Stellt Euch eine Explosion vor, die zur Überflutung des Tunnels führt"
Das makabre Videoband war eines der Hauptbeweisstücke gegen Dhiren Barot, das wichtigste Mitglied von al-Qaida, das der britischen Polizei bisher ins Netz gegangen ist. Heute wurde der 34-Jährige vom Krongericht Woolwich zu lebenslanger Haft verurteilt - Ende eines spektakulären Prozesses, in dem so brutale Anschlagspläne zu Tage kamen, dass das Gericht zunächst eine öffentliche Berichterstattung verboten hatte.
"Sie planten ein Blutbad von verheerendem Ausmaß zunächst in Washington und New York, später in London", sagte Richter Butterfield zum Angeklagten. "Sie wollten das Herz der Demokratie und die Sicherheit des Staates treffen."
Terror-Exposé wie ein Businessplan
Barot war als kleines Kind mit seinen Eltern aus Indien nach London gekommen. Mit Anfang 20 konvertierte der Hindu zum Islam, gab Mitte der neunziger Jahre seine Stellung als Angestellter der Air Malta auf und reiste zum Terrortraining nach Pakistan. In einem Buch, das er unter Pseudonym schrieb, pries er den Kampf islamistischer Extremisten in Kaschmir. Er selbst kam "als eines von wenigen Gruppen-Mitgliedern, die nicht als Märtyrer gestorben waren" nach Großbritannien zurück und begann dort, seine Terrorpläne zu schmieden.
Chefankläger Edmond Lawson zufolge hatte Barot jahrelang kein regelmäßiges Einkommen, nahm aber auch nie staatliche Hilfe in Anspruch - ein möglicher Hinweis darauf, dass der Qaida-Agent Unterstützung aus dem Ausland bezog. Barot wechselte ständig die Wohnungen, schrieb von Internet-Cafes aus verschlüsselte E-Mails und benutzte sein Mobiltelefon ausschließlich dafür, konspirative Treffen mit seinen Mitverschwörern zu vereinbaren. Zweimal flog der junge Brite zu Aufklärungsmissionen in die USA. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 verlagerte sich seine Aufmerksamkeit auf mögliche Ziele in seiner Heimatstadt London.
Den entscheidenden Hinweis auf Barot erhielten die Briten aus Pakistan. Dort stellten die Behörden im Sommer 2004 ein Dokument sicher, das sich wie ein Businessplan liest: Barot beschreibt darin Anschlagsziele wie die großen Londoner Bahnhöfe Waterloo, King's Cross und Paddington, das Nobel-Hotel Savoy oder einen Zug der Jubilee-Untergrundbahn, deren Trasse mehrfach die Themse kreuzt. "Stellt Euch eine Explosion vor, die zur Überflutung des Tunnels führt", schrieb Barot in seinem Terror-Exposé.
Zur Finanzierung seiner Schreckensideen kam es nicht. Nach wochenlanger Überwachung durch Polizei und Geheimdienst, bei der Barot mehrfach seine Verfolger abschütteln konnte, schlugen die Fahnder im August 2004 zu - im richtigen Moment, wie sich herausstellte: Der Bau einer radioaktiv verseuchten Bombe sowie ein Projekt, mit Gas-Zylindern vollbepackte Nobel-Limousinen in Gebäude rasen zu lassen, standen kurz vor der Fertigstellung.
Das Gefühl der Sicherheit trügt
Das seither zusammengetragene Beweismaterial, darunter auch die Videokassette, war so lückenlos, dass Barot sich im Oktober schuldig bekannte. Der Prozess gegen sieben Mittäter steht noch aus. Barots Fall zeigt einmal mehr, dass islamistische Extremisten schon in den neunziger Jahren, lange vor den Kriegen in Afghanistan und Irak, Anschläge im eigenen Land planten. Allerdings hat besonders Tony Blairs Beteiligung am Irakkrieg viele junge Muslime auf der Insel radikalisiert. Insgesamt laufen in Großbritannien derzeit 70 Terrorverfahren, Scotland Yards oberster Terroristenjäger Peter Clarke hat nach eigenem Bekunden "Tausende" unter Beobachtung gestellt.
Im August machte die Verhaftung von mehr als 20 mutmaßlichen Terroristen Schlagzeilen. Sie sollen Anschläge mit flüssigem Sprengstoff auf Transatlantikflieger geplant haben. Anfang September wurde gut ein Dutzend junger Briten pakistanischer Abstammung unter dem Verdacht verhaftet, eine islamische Schule in Südengland für die Ausbildung junger Dschihadisten umfunktioniert zu haben. Der Prozess gegen jene vier Männer, die 14 Tage nach dem Blutbad vom 7. Juli 2005 erneut U-Bahnen und einen Bus angreifen wollten, musste kürzlich erneut verschoben werden.
Das Terrorquartett konnte seine Pläne ebenso wenig umsetzen wie der jetzt verurteilte Dhiren Barot. Doch die Sicherheitskräfte in London warnen die Öffentlichkeit davor, sich in Sicherheit zu wiegen. Auch der Liberaldemokrat Lord Carlile, der seit Jahren im Regierungsauftrag die Terrorgesetzgebung unter die Lupe nimmt und wahrlich nicht zur Hysterie neigt, stuft die Bedrohung weiterhin als ernst ein. Eins sei sicher, sagt er: "Es wird neue Attentate geben."