Teile des Gewinns stammten nun nicht mehr aus dem Kerngeschäft, sondern aus Rückversicherungsdeals und dem Verkauf künftiger Provisionsansprüche. Das war zwar alles legal, machte die Bücher aber selbst für Experten kaum noch verständlich. Das Pokern lief erfolgreich - so lange, bis der Konzern in den Dax aufstieg. Da geriet die Aktie ins Fadenkreuz aggressiver Hedgefonds, die mit gezielt gestreuten Gerüchten und massiven Leerverkäufen den Wert des Papiers nach unten trieben.
Für eine Firma, deren Erfolg maßgeblich auf steigenden Kursen beruht, eine existenzbedrohende Lage. Die Verschuldung mancher MLP-Berater, die während des Booms MLP-Aktien auf Pump gekauft hatten, liegt nach Branchenschätzungen deutlich über 100.000 Euro. Viel Geld - auch für Spitzenverdiener.
Konzernchef Termühlen und Aufsichtsratsvorsitzender Manfred Lautenschläger (64) mussten ihren Not leidenden Angestellten bereits Mitte 2002 mit hohen Bürgschaften beispringen.
Zumindest Termühlen hat sich dabei finanziell offenbar nahezu verausgabt. Der MLP-Vorstandsvorsitzende bat seinen Freund, den MLP-Aufsichtsrat und kurpfälzischen Nachbarn Dietmar Hopp (62), um Hilfe. Der Mitgründer des Softwaregiganten SAP gab Sicherheiten.
Dass Termühlen derart in der Klemme steckt, wurde erst Anfang März publik. Hopp hatte auch Sicherheiten aus Geldern einer von ihm gegründeten Stiftung gewährt. Die Mannheimer Staatsanwälte witterten Untreue zu Lasten der Stiftung und durchsuchten Hopps Privatdomizil. Der SAP-Gründer will sein Aufsichtsratsmandat nun niederlegen, angeblich aus privaten Gründen.
Mittlerweile hat sich die Lage in Heidelberg zugespitzt. Die MLP-Bank, die Aktienkäufe im Rahmen eines Beteiligungsprogramms finanziert hatte, musste auf Grund des Wertverfalls der Depots mit den Beratern bereits Vereinbarungen zur Rückführung der Darlehen treffen.
Die zutiefst verunsicherte MLP-Mannschaft sucht nun Halt bei der Führungsriege - und findet ihn nicht. Das Management ist total überfordert. Jetzt rächt sich, dass Termühlen die Konzernstruktur allein auf sich zugeschnitten hat und jede wichtige Entscheidung im Alleingang fällt. Beinahe sektenähnlich rekrutierte der Mann, der selbst einst vom Berater an die Konzernspitze aufgestiegen war, nahezu die gesamte Führungscrew im eigenen Haus.
Die Folge: Anlageberater, bestenfalls kurz in Managementtechniken geschult, lenken den Konzern. Lediglich einen externen Manager heuerte Termühlen an. Der vom Internet-Broker Consors abgeworbene Finanzvorstand Uwe Schröder-Wildberg (37) darf das Bilanzchaos beseitigen.
Die Turbulenzen treffen MLP zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Ausgerechnet jetzt stößt das Wachstumsmodell an seine Grenzen. In den fast 400 Geschäftsstellen machen sich die Berater zunehmend Konkurrenz. In Großstädten wie Berlin und Hamburg buhlen bis zu 20 Niederlassungen um die Kundschaft. |