Tchibo öffnet den Golfplatz für jedermann

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eröffnet am: 11.11.02 09:57 von: Happy End Anzahl Beiträge: 1
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95441 Postings, 8510 Tage Happy EndTchibo öffnet den Golfplatz für jedermann

Tchibo hat jetzt auch Golfsport im Angebot. Ab Dezember wird der Kaffeeröster Golfclub-Mitgliedschaften für 499 Euro anbieten. „Wir wollen Golf für jedermann ermöglichen“, sagte eine Tchibo-Sprecherin dem Handelsblatt.

DÜSSELDORF. Das Angebot ist mit einer Mitgliedschaft im Golfclub Fleesensee in Mecklenburg-Vorpommern verbunden. Der Trick: Damit erhält der Käufer auch einen Ausweis des Deutschen Golf-Verbands (DGV) – und damit die „Eintrittskarte“ zu den rund 600 Plätzen in Deutschland.

Viele Clubs ärgern sich über den Billigpreis des Kaffeerösters. Tchibo bietet die DGV-Mitgliedschaft nämlich nicht nur wesentlich günstiger an als viele Clubs, das Hamburger Unternehmen verzichtet auch auf eine Aufnahmegebühr. „Diese Aktion finde ich nicht so gut“, sagt Angelika Schirmer – und ist damit sehr zurückhaltend. Das gehört zum Stil ihres Hauses: Schirmer ist Managerin eines der exklusivsten deutschen Clubs, des Golf-Clubs Hubbelrath. Noch sei keine Entscheidung gefallen, ob „Tchibo-Golfer“ als Gast-Spieler auch auf ihrem Platz nahe Düsseldorf spielen dürfen. „Aber ich würde es mal stark bezweifeln, dass wir diese Klientel aufnehmen.“ In Hubbelrath zahlt jedes Mitglied eine Aufnahmegebühr von 1500 Euro, zusätzlich eine „Investitionsumlage“ von 5100 Euro und ein zinsloses Darlehen in Höhe von 12 500 Euro. Das nötige Kleingeld alleine reicht jedoch nicht: Jedes potenzielle Mitglied muss zwei Paten aus dem Club nennen können.

Tchibo trifft mit seinem Angebot auf eine Golfwelt, die zum Teil immer noch sehr elitär und exklusiv ist. „Ich kann mir schon vorstellen, dass Wettbewerber den Vorstoß von Tchibo nicht lustig finden“, sagt Klaus Dallmeyer, kaufmännischer Leiter des DGV. Schließlich handele es sich um sehr, sehr gute Konditionen und einen spektakulären Vertriebsweg. Trotzdem unterstützt der Golfverband die Billig-Aktion, schließlich werde der Sport damit populärer, sagt Dallmeyer.

Ähnliches ist auch aus dem ältesten Golfclub Deutschlands zu hören: „So eine Aktion kann dem Golf in Deutschland nur weiterhelfen“, sagt Michael Siebold, Geschäftsführer des Golf- und Land-Clubs in Berlin Wannsee. Wenn die Tchibo-Spieler die notwendige Platzreife mitbringen, seien auch sie als Gastspieler willkommen. Das Handicap für Wannsee beginnt allerdings bei 36, dafür muss ein Hobbygolfer schon ganz schön lange trainieren. Denn der Anfänger, der den so genannten Platzerlaubniskurs in Fleesensee besteht, startet mit einem Handicap 54. Daher sieht der Berliner Golfmanager, Siebold, dem Tchibo-Angebot entlassen entgegen. „Andere Zielgruppe“, winkt er ab. Seine Warteliste ist lang.

Doch das gilt nur für wenige elitäre Vereine. Bei den „Durchschnitts- Clubs“, von denen in den vergangenen Jahren zahlreiche gegründet wurden, könnte das etwas anders sein. Sie geraten nach Meinung von Branchenkennern durch das Tchibo-Angebot unter Druck. Dabei ist der Kaffeeröster nicht der einzige Anbieter, der das Golfspielen für jedermann ermöglichen will. Die Vereinigung clubfreier Golfer (VcG) bietet bereits seit knapp zehn Jahren die Möglichkeit, auch ohne Mitgliedschaft und Aufnahmegebühr zu golfen. Für 220 Euro Jahresgebühr können VcG-Golfer auf 95 % aller deutschen Plätze spielen, wie er Sprecherin sagt. Allerdings ohne eigenen Club, immer gegen Zahlung einer Tagesgebühr, der Greenfee. 14 500 Mitglieder machen von diesem Angebot Gebrauch.

Der Manager des „Golf- und Country-Clubs Fleesensee“ sieht trotzdem auch für seinen Club großes Potenzial: Seit dem Frühjahr arbeitet Perry Einfeldt mit dem Kaffeeröster zusammen. Tchibo verkauft in seinen 850 Filialen nicht nur Golfausrüstung und -bekleidung, der Einzelhändler bietet auch Golfreisen und Kurse in Fleesensee an. Mit großem Erfolg, wie Einfeldt betont. Nun will der Manager expandieren: 2000 Tchibo-Mitgliedschaften könne er sich vorstellen. Und er will die Zusammenarbeit auf das gesamte Bundesgebiet ausdehnen und mit anderen Golfclubs kooperieren. Eines steht für Einfeldt bereits fest: „Wir werden in der Golfszene einen Erdrutsch verursachen.“  

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