09.04.2003 12:38:54 - aktueller Beitrag
Bagdad ist also seit heute in gewisser Hinsicht frei, ein wenig ähnlich wie Ost-Berlin in den etwas wirren Tagen der Wendezeit, nur mit mehr Bombentrichtern.
Keine Frage, wenn ich in diesen Stunden in Bagdad unterwegs wäre, und mein Interesse in erster Linie darin bestünde den Kühlschrank in Ruhe auf den Pickup geladen zu bekommen, um für das unwägbare Nachkriegs-Irak zumindest kalte Getränke und frisches Kebap sicher zu sichern, dann würden ich ebenfalls in jede Kamera jubeln die sich mir bietet.
Ich könnte schwören, daß ich bei einer der letzten Übertragungen einen "Jetzt gehts los!" Chor gehört habe.
Wie auch immer, der Irak fällt langsam auseinander, auch die Widerständler mit eher wenig Hirn bemerken, daß das herumfuchteln mit AK-47 bei anrollenden Panzern wenig bringt, und etliche Zeitgenossen ist es herzlich egal wer gerade an der Macht ist, solange nur jemand endlich mit der Betäubungsspritze anrücken würde.
Ein wenig wie Dienstagabend im Karneval; alle haben die Schnauze voll, wollen nur nach Hause, und wenn ein Kamerateam auftaucht wird der treue Husar gegrölt. Befreites Bagdad!
Ich gebe zurück zur Achse des Bösen.
09.04.2003 16:21:42 - aktueller Beitrag
Einmal mehr starrt die Welt auf einen Haufen Metall, der noch aufrecht in die Landschaft ragt, dessen Fall aber irgendwie ein Stückweit symbolisch sein soll. Schon weil es so wunderbar auf den Bildschirmen aussieht.
Aller Warscheinlichkeit hat die US Armee unterdessen eine eigene Sondereinheit gegründet, die sich nur mit dem Abriß von Statuen ungeliebter Ex-Diktatoren befasst. Zumal so ein Krieg natürlich Lust auf mehr macht.
Zuletzt durfte man ja Stalin auf die Fresse fallen sehen, was sicherlich immer ein schöner Anblick ist, egal ob die betreffende Person aus Stein oder Haut und Knochen besteht. Nun also auch Saddam. Wer hat eigentlich noch Statuen in seiner Hauptstadt die sich eignen?
Aber - es scheint recht schwer zu sein Saddam vom Sockel zu holen. Trotz Panzer und glücklichen Irakern. Oder wird der Weltpresse einfach nur Gelegenheit geboten sich in die richtige Position zu bringen?
Man stelle sich vor wie lange die Fahne auf dem Reichstag gebraucht hätte, wenn FOX-News einen Exklusiv-Vertrag mit den Russen gehabt hätte! Aber vorbei, vorbei.
Wenn Saddam also harten Realitätskontakt haben wird, dann dürften ein paar Dinge für kommende Diktatoren geklärt sein. Als das wären:
- Statuen müssen stabil gebaut, oder zumindest nicht an allzu symbolischen Orten plaziert sein. Im Zweifel auf alle Fälle die Übertragungsrechte im Vorfeld sichern!
- Man hält keine Atomwaffen-Zünder in die Kameras der Weltmedien. Höchstens eine fertige Nuklearwaffe, oder doch zumindest den roten Knopf dazu.
- Man sollte nie sagen, daß man "bald" die Bombe hat. Oder irgendwelche ernst zu nehmenden Bomben. Im Zweifel sagen: "Wir haben sie!" - das schafft Zeit, und vermutlich wird der Iran in Kürze dergleichen bekannt geben.
- Man lasse keine durchgeknallten Vollirren die eigene Propaganda erledigen. Einfach nur zu leugnen, daß der Panzer unter dem man liegt ein US-Panzer ist stellt noch keine ordentliche Propaganda dar..
Nochmal auf den Bildschirm gesehen - sollten die Amerikaner vorhaben das Teil nicht umzureißen, sondern abzuschießen? Nun, es würde zumindest zu diesem Konflikt passen.
Wir bleiben dran. |