CB4UWZ ausgestoppt, Freitag schon. #14: Kommt auf die Perspektive an ____________________________________________ Off Topic, aber die Diskussionen im Talk sind mir zu heftig. Zudem denke ich, dass die Menschen, die mein Eindruck interessiert, eher hier zu finden sind. Falls es jemand interessiert. Kurz vorweg: Ich bin Freitag abend in ein G8_Camp gefahren, war am Samstag auf der Demo und Nachts dann wieder zuhause in Berlin. Den gestrigen Tag hab ich dann hauptsächlich mit der verschiedenen Berichterstattung der Tageszeitungen, Nachrichten- und Videoportale verbracht. So heftig wie's aussieht, war's nicht. Aber einige der Beteiligten auf allen Seiten haben ihre ersehnten Krawallbilder, das ist das Traurigste. Ein paar Fakten: * Demonstrationszug Mir sind während des - fast durchgehend friedlichen - Demonstrationszugs schon einige Kapuzen aufgefallen, die bereits mit leeren Flaschen ausgestattet waren, auf Krawall vorbereitet. Ätzend, aber vorhersehbar. Ärgerlich seitens der Behörden war es, dass bereits bei der Auftaktkundgebung ein Hubschrauber ziemlich tief und ziemlich laut über dem Sammelplatz schwebte. Die Polizei war in der Stadt kaum präsent, nur am Rande. Allerdings gab's vereinzelt schon Eingriffe, in meinen Augen zumindest in dem Fall überflüssig, als ein Trupp plötzlich in eine Gruppe maskierter Clowns rauschte und eine junge Frau rausgriff. Sah recht heftig aus - und sowas heizt natürlich die Atmosphäre auf. Einen üblen Vorfall hat es wohl gegen Ende des Zugs gegeben, als einige Vermummte ein am Rande geparktes Einsatzfahrzeug samt Insassen angriffen und die Scheiben einschlugen. Ich schätze, hier beginnt die Eskalation. * Abschlussplatz / Hafen Als ich ankam, war alles noch relativ ruhig. Das Chaos begann, als sich die Polizei, die hier nun massenhaft aufgestellt war, ruckartig in Bewegung setzte und verschiedene Trupps lostrabten. Dadurch kam auch die Ordnung der Demonstration durcheinander, da es kaum noch möglich war, halbwegs ruhig zum Platz der Schlusskundgebung zu kommen. Der Anblick von Polizeitrupps in Kampfmontur, die sich plötzlich in Bewegung setzt, löst panikartige Fluchtbewegungen aus, d.h. auf einmal drehen die Menschen vor mir um und kommen auf mich zugerannt - das schwappt natürlich auf den Rest über. Ziemlich schnell gab's dann dezentrale Ausschreitungen, die Kapuzen machten richtig Terror und über dem ganzen Areal lag absolut gespannte Stimmung. Dann begann das große und von den Medien breitgetretene Hin- und Her inklusive brennendem Auto und Wasserwerfereinsatz in ganz großen Stil. Ich schenk mir mal die weitere Beschreibung und belass es bei Anmerkungen. 1) Meiner Meinung tatsächlich so zu nennende "Provokation" der Polizei war der Hubschraubereinsatz. Von Anfang an präsent, schwebte der Hubschrauber ab Beginn der Abschlusskundgebung nicht hoch über der Bühne. Die Reden der Veranstalter und politischen Gäste waren nur schwer zu verstehen, dafür sorgte der permanente Krach für Stress. [Hörprobe: Video bei Youtube - interessant aber auch die Aussagen] Dadurch wurde ein Reizklima geschaffen, das zusammen mit der massiven Polizeipräsenz inkl. bereits aufgefahrener Wasserwerfer den Boden für Ausschreitungen erst bereitet. 2) Die Provokationen der sog. Autonomen sind unentschuldbar. Aber nur ein kleiner Teil des doch recht großen Schwarzen Blocks ist in dem Sinne militant, dass sie völlig grundlos losschlagen. Der o.g. Angriff auf das Einsatzfahrzeug [übel, übel. aber warum fahren die eigentlich nicht früher weg?] rechtfertigt jedenfalls nicht den massiven Einsatz gegen den Demonstrationszug, der natürlich (!!) zur entgültigen Eskalation führen musste. 3) Interessant und auffällig finde ich, dass die Polizei erst in dem Moment zuschlug, dann aber massivst, als der Zug den Hafen erreichte. Meines Erachtens kann der Verdacht gerechtfertigt geäußert werden, dass eine Eskalation nicht ungelegen kam und der Versammlungsplatz dafür vorbereitet worden war (Der Sturm in den Schwarzen Block erfolgte auch noch ausgerechnet an der einzeigen Baustelle der gesamten Strecke, an der haufenweise Steine rumlagen). 4) An der Taktik der Polizei ist zu kritisieren: Die Krawalle spielten sich am Rand des Versammlungsplatzes ab, trotzdem marschierten zunehmend Trupps durch die friedliche Menge, dadurch heizte sich alles noch mehr auf. Als dann die Wasserwerfer begannen, nicht mehr nur auf der Seite gegen die Kapuzen vorzugehen, sondern auch noch im großen Stil in die Menge zielten, kippte die Stimmung entgültig. Ich verstehe nicht, warum das nötig war: Auf einmal wurde der hintere Teil des Platzes komplett von den Wasserwerfern unter Beschuss genommen, obwohl dort keine (!) Krawalle entstanden. Dafür aber erwischte es einen gesamten Querschnitt der friedlichen Demonstranten. 5) Den Nutzen aus den Ereignissen ziehen - Medien, Beispiel: Photostrecke zur Demo bei ndr, 37 Bilder, davon die ersten 18 nur Autonome beim Steinewerfen in Nahaufnahme vor rauchendem Hintergrung...
- Krawallmacher: Finden ihr Plenum und Bestätigung.
- Politik: Beispiel Schäuble: "Erst haben alle die Vorkehrungen als übertrieben kritisiert, nun sagen sie, es hätte nicht gereicht". Natürlich eine klasse Rechtfertigung der Vorfälle der letzten Zeit (Razzien, Schnüffelproben, Zaun,...)
Ich hoffe, |