ANALYSE Letzte Runde im Karstadt-Poker Ruprecht Hammerschmidt
Das kommende Wochenende dürfte sich der Karstadt-Investor Nicolas Berggruen freigehalten haben. Denn es könnte ein Zuhör-Marathon für ihn werden, wenn der Notar sämtliche Verträge, die mit dem Erwerb der insolventen Warenhauskette verbunden sind, verliest. Doch die Mühsal, stundenlang dem mäßig unterhaltsamen Juristenjargon zu lauschen, wäre dem Deutsch-Amerikaner wohl höchst willkommen. Hieße dies doch, dass er mit seinen Plänen endlich am Ziel wäre. Bis dahin muss Berggruen aber noch bangen.
Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass der Karstadt-Deal noch auf den letzten Metern scheitert. Bis spätestens Ende der Woche braucht Berggruen die Unterschriften des Vermieterkonsortiums Highstreet und aller Gläubiger. Gelingt dies nicht, wird auch das Amtsgericht Essen den Insolvenzplan am kommenden Freitag nicht absegnen. Das wäre aber die Voraussetzung für das Erlöschen von 97 Prozent der Karstadt-Schulden und das Inkrafttreten des von Berggruen bereits unterschriebenen Kaufvertrags.
Scheitert die Übernahme, stünden bereits andere Investoren in den Startlöchern: So gelang es in den vergangenen Wochen dem italienischen Kaufhausbetreiber Borletti, Aufmerksamkeit zu erlangen, als er verspätet um einen Einstieg bei Karstadt buhlte. Gestern besserte er sein Angebot ein weiteres Mal nach. Wird neu verhandelt, wäre dies eine weitere Hängepartie für die rund 25 000 Beschäftigten.
Wie die zähe Geschichte um Karstadt ausgeht, kann Berggruen jedoch kaum noch beeinflussen. Es kommt darauf an, wie sich die im Highstreet-Konsortium organisierten Geldgeber entscheiden. Sie sollen Karstadt günstigere Mieten einräumen. Die entstehenden Verluste will natürlich keiner von ihnen tragen. Deutsche Bank, Goldman Sachs und die übrigen Highstreet-Beteiligten haben durch Karstadt lange gut verdient. Es ist klar, dass bei einer Insolvenz alle geschädigt werden - nicht zuletzt die Mitarbeiter. Vor allem in ihrem Interesse ist zu hoffen, dass die Geldgeber die Pokerrunde beenden und endlich zu einem Ergebnis kommen. |