Die spanische Großbank Santander hat im Januar 2021 bestimmte technologische Assets aus dem europäischen Händlerzahlungsgeschäft (Merchant Payments) von Wirecard für etwa 100 Millionen Euro erworben. Diese Akquisition umfasste Zahlungslösungen für Händler (Acquiring und Issuance Services) sowie etwa 500 Mitarbeiter, die in die Getnet-Plattform von Santander integriert wurden. Ziel war es, Santanders Position im globalen Zahlungsverkehr zu stärken und das Wachstum von Getnet, insbesondere in Europa, zu beschleunigen.
Ob und in welchem Umfang diese Übernahme direkt zum Gewinn von Santander im Jahr 2024 beigetragen hat, lässt sich aus den verfügbaren Informationen nicht eindeutig quantifizieren, da keine spezifischen Gewinnzahlen exklusiv auf diese Akquisition zurückgeführt werden. Allerdings kann man den potenziellen Einfluss abschätzen:
Kontext des Gewinns 2024: Santander erzielte 2024 einen Gesamtgewinn von 12,574 Milliarden Euro, ein Plus von 14 % gegenüber 2023. Das Wachstum wurde vor allem durch starke Umsätze im Retail Banking (Privat- und Firmenkundengeschäft) getrieben, das 7,3 Milliarden Euro beisteuerte, sowie durch Zuwächse im Investmentbanking (CIB) und der Vermögensverwaltung/Versicherungen. Die Digital Consumer Bank, zu der Teile des Zahlungsgeschäfts zählen könnten, verzeichnete jedoch einen Gewinnrückgang von 12 %.
Rolle der Wirecard-Assets: Die Wirecard-Assets wurden in die Getnet-Plattform integriert, die Teil von PagoNxt ist, Santanders autonomer Zahlungssparte. Getnet sollte das Händlergeschäft (Merchant Solutions) in Europa und darüber hinaus ausbauen. Allerdings gab Santander im Juni 2024 bekannt, das Wirecard-Nachfolgegeschäft in Deutschland zu beenden und sich stattdessen auf Märkte wie Spanien, Portugal und Lateinamerika zu konzentrieren. Dies deutet darauf hin, dass die Wirecard-Assets in Europa nicht die erhofften Synergien oder das Wachstum brachten, zumindest nicht in der Größenordnung, die ursprünglich angestrebt wurde.
Größenordnung des Beitrags: Der Kaufpreis von 100 Millionen Euro war relativ gering im Verhältnis zu Santanders Gesamtbilanz (2024: ca. 1,8 Billionen Euro) und Gewinn. Selbst wenn die Assets zu Effizienzsteigerungen oder neuen Einnahmequellen beitrugen, wäre ihr direkter Beitrag zum Gesamtgewinn von 12,574 Milliarden Euro vermutlich marginal – wahrscheinlich im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Ein größerer Effekt hätte sich aus langfristigen Synergien im Zahlungsverkehr ergeben können, aber der Rückzug aus Deutschland und die Fokussierung auf andere Märkte lassen darauf schließen, dass dieser Effekt begrenzt blieb.
Fazit: Die Wirecard-Assets haben möglicherweise indirekt zum Gewinn beigetragen, indem sie Santanders technologische Kapazitäten im Zahlungsverkehr kurzfristig gestärkt und die Getnet-Expansion unterstützt haben. Eine signifikante Gewinnsteigerung in größerer Größenordnung (z. B. Hunderte Millionen Euro) ist jedoch unwahrscheinlich, da das Geschäft in Europa nicht die strategische Priorität erhielt und teilweise eingestellt wurde. Der Hauptmotor des Gewinnwachstums 2024 lag klar im Retail Banking, nicht im Bereich der Wirecard-Integration. |