Eure Spaßaktie:
Meldung 06.02.2006 11:25 WCM: Ende einer Story? Am Montag vollzieht die WCM-Aktie im Xetra-Handel ihren Kurssturz von Freitagabend nach. Mit der neuerlichen Steuerforderung des Fiskus droht das letzte Kapitel einer atemberaubenden Unternehmensgeschichte. Am Montagvormittag notiert das Papier im Xetra-Handel 19,2 Prozent tiefer bei 0,42 Euro. Bereits am Freitag beteuerte WCM, dass es die Aberkennung des steuerlichen Verlustabzug aus dem Jahr 1998 für substanzlos hält.
Doch wer kann den Aktionären garantieren, dass der Fiskus nicht doch Recht behält? Der Kurssturz verrät, wie existenzbedrohend eine neuerliche Nachforderung von 87 Millionen Euro für das Beteiligungsunternehmen wäre.
Schon seit Februar 2005 fordern die Finanzbehörden wegen der ostdeutschen WCM-Tochter HM Vermögensverwaltungsgesellschaft für das Jahr 1997 nachträglich Steuern von fast 107 Millionen Euro von WCM und weitere 13 Millionen Euro von einer Tochtergesellschaft. Hinzu kommen Zinsansprüche von 34 Millionen Euro. "Insolvenzgefahr verstärkt" Spätestens seit diesem Zeitpunkt betrachten Analysten die SDax-Aktie als reines Spekulationsobjekt nach dem Motto "Hopp oder Top".
"Die neue Forderung des Fiskus verstärkt die schon länger bestehende Insolvenzgefahr", betont Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe. Per 30.9.05 hatte WCM Nettofinanzverbindlichkeiten von etwa 300 Millionen Euro ausgewiesen: Einer Verschuldung von 400 Millionen Euro standen damals liquide Mittel von etwa 100 Millionen Euro gegenüber.
WCM-Aktionäre leiden schon lange Sollte WCM Insolvenz anmelden müssen, wäre das letzte Kapitel in der bewegten Geschichte des einstigen "Raiders" aufgeschlagen, der einst die Vorstandsetagen deutscher Konzerne das Fürchten lehrte. In den Neunziger Jahren war es dem Ziehkind des Hamburger Finanziers Karl Ehlerding mehrmals gelungen, andere Firmen zu übernehmen und auch dank steuerlicher Effekte millionenschwerte Werte zu heben.
Doch mit dem Angriff auf die Commerzbank verhob sich der einstige MDax-Star gewaltig. Seither rissen die Hiobsbotschaften nicht mehr ab. Die finanziellen Probleme Ehlerdings und Streitfälle mit einstigen Partnern wie der Investorengruppe Rebon oder der I.G. Farben in Liquidation und hielten die Aktionäre dauernd in Atem. Kaum war eine Baustelle abgeschlossen, tat sich ein neues Problem auf.
Schließlich zog WCM-Chef Roland Flach einen Rettungsanker in Form der Verschmelzung mit der gesunden Tochter Klöckner-Werke aus dem Hut. Doch wurde diese Transaktion wegen des Steuerstreits auf unabsehbare Zeit blockiert. Seit knapp einem Jahr fristet das Papier nun ein Penny-Stock-Dasein - und derzeit sieht es ganz danach aus, dass sich daran nichts mehr ändern wird.
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