Der Artikel ist extrem lesenswert und bietet einen guten Einstieg/gute Erklärungen auch für alle, die sie mit CDO, CDS, CPDO und pipapo nicht so auskennen. Dass sich damit keiner (bzw KAUM ein Privatanleger) wirklich auskennt ist wohl auch mit ein Grund dafür, dass der Markt oft so einfach wieder hochgekauft werden kann und sich dann auch immer wieder Anschlusskäufer finden lassen, die sich von dem kurzfristig positiven Marktumfeld/den Kursen blenden lassen. Ich bin überzeugt, dass wir bei weitem nicht mehr da stehen würden (in marktbreiten Indizes) wo wir jetzt stehen, wenn die breite Mehrheit genau wüsste, was sie derzeit nur sehr grob und schwammig weiß. Wolfgang Münchau: Wie sich die Krise ausweitet Der Crash an den Kreditmärkten ist kein "Big Bang", sondern ein Mosaik vieler unscheinbarer Ereignisse. Sie blieben im Hintergrund, lösten zusammen aber die Krise aus.
Man findet diese Geschichten meist nur auf den hinteren Seiten der Finanzzeitungen. Es sind obskure, technische Geschichten, die so aussehen, als wären sie nur für ein Fachpublikum bestimmt. In Wahrheit erzählen sie eine der größten Finanzkrisen aller Zeiten.
Es sind Geschichten wie der Absturz der Monoline-Versicherer, von denen die meisten Leser wahrscheinlich noch nie gehört haben. Dabei handelt es sich um relativ kleine, hoch spezialisierte Finanzfirmen in den USA, die normalerweise Kommunalanleihen versichern. Vor ein paar Jahren haben sie den Kreditmarkt für sich entdeckt. Die Krise in diesem Markt hat sie an den Rand des Abgrunds gebracht. Denn die Kapitalbasis von Monolines ist sehr klein.
Eine weitere Geschichte, ganz weit hinten in der Financial Times vom Dienstag, war die Herabstufung von sogenannten Constant Proportion Debt Obligations (CPDO). Mit CPDO wettet man auf die künftige Kreditwürdigkeit von Unternehmen. Wie bei vielen anderen Instrumenten im Kreditmarkt enthält diese Wette einen starken Kredithebel. Das heißt, sie wird mithilfe von Bankkrediten aufgemotzt. Konkret wettet man auf die Kursentwicklung von Credit Default Swaps (CDS). Das sind Instrumente aus dem Kreditmarkt, mit deren Hilfe man sich gegen den Zahlungsausfall von Anleihen versichern kann. Der Preis eines CDS einer Firmenanleihe steht in umgekehrtem Verhältnis zu der Kreditwürdigkeit der Firma.
Ein CDS wird normalerweise in Basispunkten gehandelt. Er bezieht sich in der Regel auf Firmenanleihen mit einem Nominalwert von 10 Mio. Euro. Ein CDS mit einer Notierung von 200 Basispunkten bedeutet also, dass es 20.0000 Euro im Jahr kostet, sich gegen den Zahlungsausfall zu versichern (zwei Prozent von 10 Mio. Euro). Wenn die Notierung von CDS fällt, dann wird die Versicherung billiger. Der Markt wird also optimistischer. Wenn die Notierungen von CDS steigen, dann verlangt der Markt eine höhere Versicherungsprämie.
Letzteres ist während der Kreditmarktkrise passiert. Anfang des Jahres notierte der iTraxx Crossover, ein Index von CDS bestehend aus europäischen Firmen mit geringer Kreditwürdigkeit, unter 200 Basispunkten. Am Montag dieser Woche lag dieser Index bei knapp 400 Basispunkten. Der Markt sieht also ein gesteigertes Risiko von Insolvenzen. Die CPDO-Wetten gingen meist in die andere Richtung.
Nehmen die Insolvenzen zu, dann steigen die Preise von CDS, und Instrumente wie CPDO geraten in Schwierigkeiten. Genau aus diesem Grund ist die Hypothekenkrise auf den Rest des Kreditmarkts übergeschwappt. Der Grund liegt in den Instrumenten selbst: CPDO basieren auf anderen Kreditmarktpapieren, die wiederum auf anderen aufbauen. Es sind Derivate von Derivaten. Knallt es in einem Bereich, dann wird der Schock in andere Bereiche transportiert und per Kredithebel verstärkt.
Was sich also wie Berichte für Insider liest, sind Mosaiksteine einer unglaublichen Krise. Sie verläuft in tausend kleinen Schritten, jeder einzelne scheinbar unspektakulär und weit entfernt von den Titelseiten. Die Herabstufung von Instrumenten, von denen man vorher nichts gehört hat, oder die Krise der Monolines ist für viele Menschen das Äquivalent eines Reissacks, der in China umfällt. Doch zusammengenommen bilden diese Geschichten die Chronik einer sich ausweitenden Katastrophe.
Diese Kreditkrise wird mindestens noch zwei Jahre dauern, und sie wird an den meisten Tagen keine großen Überschriften liefern. Sie wird aber unser Leben beeinflussen: Firmen werden es schwerer haben, Kredite zu bekommen. Banken hören auf, Kunden Hypotheken nachzuwerfen, die Konjunktur flaut ab, und die Globalisierung gerät für eine gewisse Zeit ins Stocken.
Auch die von Ereignissen in der Finanzwelt normalerweise immunisierten Konjunkturforscher fangen nun an, ihre Prognosen anzupassen. Denn die Krise wirkt schon jetzt auf die Konjunktur: durch den direkten Effekt eines kriselnden Finanzsektors, fallende Aktienmärkte, einen Rückgang der Kreditvergabe der Banken, höhere Geldmarktzinsen und natürlich auch durch den Verfall des $.
Wenn sich ab dem vierten Quartal der US-Abschwung verfestigt, was jetzt auch die Notenbank Fed voraussagt, steigt die Anzahl der Firmeninsolvenzen. Geht sie über das erwartete Maß hinaus, springen die Notierungen bei den CDS nach oben. Dann stürzen nicht nur die Monolines über die Klippe. Auch Instrumente wie CPDO werden eine Abstufung von "AAA", über den B-Sektor zu wertlosen Junk-Bonds erleben. Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe anderer Finanzinstrumente, die auf CDS beruhen und die ebenfalls in großen Schwierigkeiten sind, etwa die sogenannten synthetischen besicherten Schuldverschreibungen.
Wenn die Zahl der Firmeninsolvenzen einmal nach oben geht, was über kurz oder lang passieren wird, insbesondere während eines starken Abschwungs, dann knallt es im Kreditmarkt an allen Ecken und Enden. Genau das ist die versteckte Botschaft all dieser kleinen obskuren Geschichten - auch wenn sie in den Finanzzeitungen ganz weit hinten versteckt sind.
Hier noch ein guter Anhang: After the housing crisis and the credit crisis, now comes the US consumer confidence crisis. It is time to admit that the US economy is headed for a serious economic downturn – much bigger than suggested by the central bankers’ euphemism when they talk about “downside risks to growth”. The world economy can now look forward to confronting four ugly and partly interrelated shocks at the same time: a US economy heading for the rocks, a rise in global inflation, a collapse in the dollar’s exchange rate and a credit market crisis. I was a pessimist on the severity of the credit crisis from the outset, but events turned out even worse. I would now expect the time horizon of this financial crisis to be measured in years rather than in weeks or months. My own guess is that we are about 10 per cent through this, in terms of timing, less than 10 per cent in terms of costs to the financial sector, and much less in terms of the macroeconomic impact. The reason why this crisis is so nasty has to do with the deep inter-linkages within the credit market, and between the credit market and the real economy. Take, for example, a synthetic collateralised debt obligation, one of the most complicated financial instruments ever invented. It consists of a couple of credit default swaps, credit linked notes, total return swaps, all jointly connected in a wiring diagram that looks as though the structure was about to explode. And, as many people with credit cards and housing debt in the US know, the linkages between the credit market and the real economy are only too real. The credit crisis affects the world economy asymmetrically. The Anglosphere is harder hit than the rest of the world. The eurozone and Asia are much less dependent on consumer credit for economic growth. And, despite some spectacular early examples to the contrary, the eurozone banking system is holding up surprisingly well. For example, Deutsche Bank said last week that there would be no further subprime-related write-offs. The French banks are also in relatively good shape. So one should expect the credit-related economic downturn to be much harder in the US than in the eurozone, where it probably follows on eventually, but with some delay. One of the most important adjustment mechanisms is the dollar’s exchange rate. The euro is now closing in on $1.50. No matter whether you are looking at global monetary policy or at US growth forecasts, inflation or other technical factors, there is not much left to support the dollar. Avinash Persaud, a well-known foreign-exchange expert, believes that the euro will go up to $1.70. I am not sure about the exact magnitude, but would certainly agree about the direction. The only factor that could mitigate, or even prevent, an outright recession in the US is a very sharp further fall in the dollar. What turns a spanner into this adjustment mechanism is the rise in global inflation. The big question is not whether the economic downturn or the rise in inflation currently poses the bigger threat. The really troubling question is whether both can happen at the same time. Unless there is a steep fall in oil and food prices soon, there is a strong possibility of stagflation in the US next year. In such a situation, there are no easy policy choices. Monetary policy will probably not be able to support the economy in the way it did in past recessions. Even a further decline in the dollar might not do the trick. When the recession finally strikes, corporate and private bankruptcies would almost certainly start to rise, which may well trigger the next crisis in the credit market. How will this adjustment process end? There are several possibilities. 1.The best outcome would be a symmetric slowdown in global economic growth – enough to take pressure off global inflation, but not big enough to do any damage – plus a gradual slide of the dollar, ideally against the currencies of countries with a high current-account surplus with the US. If you are an optimist, stick with this scenario. 2. A less benign scenario would be an economic implosion in China[!!!! halte ich und sicher auch viele von euch für sehr wahrscheinlich], where annual inflation has gone up from around 2 per cent at the beginning of the year to more than 6 per cent in September and October. Unless China starts to revalue the renminbi, Chinese inflation may well go through the roof and do real damage. When that happens, the world could be a little less flat for a while. 3. Another possibility would be a devaluation-cum-inflation scenario in the US, with the euro at $2 and the pound at $3. Such an extreme devaluation in the dollar might well be accompanied by a permanent rise in US inflation. This could lead to extreme shifts of global trade and financial flows, and most policymakers would probably want to avoid this. I would not bet any hard currency on it. There are undoubtedly many other adjustment scenarios, all difficult to pin down, given the prevailing uncertainties. The various adjustments will have to happen in any case, so it is probably better for them to happen now. In a couple of years, it will be over. The bad news is that this is an environment in which it is easy for policymakers to make mistakes – and some probably will. |