Harvard-Ökonom: Euro wird Dollar als Leitwährung ersetzenWeltmarkt. Der Euro wird den Dollar nach Einschätzung des Harvard-Ökonomen Jeffrey Frankel als internationale Leitwährung ablösen. Die Rolle des Euro sei schon heute so groß, dass auch eine Rezession in den USA nicht mehr so stark wie früher auf die Weltmärkte durchschlagen werde. Das schreibt die  Harvard-Ökonom Jeffrey Frankel, Foto: Tim Llewellyn für WiWo Der frühere Wirtschaftsberater von Ex-Präsident Bill Clinton sagte der WirtschaftsWoche: „Der Euro wird den Dollar bis 2025 als weltweit wichtigste Reservewährung ablösen.“ Die starke Rolle des Euro wirke schon heute positiv auf die Weltwirtschaft. „Früher war der Dollar unangefochten die Welt-Reservewährung Nummer eins. Änderungen in der US-Geldpolitik schlugen so voll auf andere Länder durch. Jetzt ist der Euro zu einem ernst zu nehmenden Konkurrenten geworden. Und das wirtschaftliche Erstarken Asiens hat der Weltwirtschaft einen zweiten Motor beschert. Sollten die USA also in die Rezession rutschen, wären die Kollateralschäden geringer als früher.“ Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession schätzt Frankel auf 50 zu 50. „Sollte es zu einer Rezession kommen, dürfte diese tiefer und schärfer ausfallen als die vorangegangene. Denn 2001 konnte die Regierung wegen der Überschüsse im Staatshaushalt die Steuern senken und so der Wirtschaft unter die Arme greifen. Auch die Notenbank war damals in der Lage, die Zinsen kräftig zu senken. Jetzt sind der Regierung wegen der Defizite in den öffentlichen Kassen die Hände gebunden, und die Notenbanker müssen vermeiden, dass eine beschleunigte Talfahrt des Greenback das Vertrauen der internationalen Anleger in die US-Währung zerstört.“ „Zügel straffen“ Harvard-Ökonom Jeffrey Frankel im Interview. Harvard-Ökonom Jeffrey Frankel über die Rezessionsgefahr in den USA, die Talfahrt des Dollar und den Protektionismus.
Jeffrey Frankel, 55, ist Wirtschaftsprofessor an der Harvard University und Mitglied des National Bureau of Economic Research. 1996 wurde der Wissenschaftler vom damaligen Präsidenten Bill Clinton in den Council of Economic Advisers, einen Beraterstab des Weißen Hauses, berufen, Foto: Tim Llewellyn für WiWo WirtschaftsWoche: Professor Frankel, in den USA geht die Bauaktivität zurück, die Häuserpreise sinken, die Banken vergeben weniger Kredite und dazu belastet auch noch der Höhenflug des Ölpreises die Konjunktur. Stürzt die US-Wirtschaft in eine Rezession?
Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 50 zu 50. Sollte es zu einer Rezession kommen, dürfte diese tiefer und schärfer ausfallen als die vorangegangene. Denn 2001 konnte die Regierung wegen der Überschüsse im Staatshaushalt die Steuern senken und so der Wirtschaft unter die Arme greifen. Auch die Notenbank war damals in der Lage, die Zinsen kräftig zu senken. Jetzt sind der Regierung wegen der Defizite in den öffentlichen Kassen die Hände gebunden, und die Notenbanker müssen vermeiden, dass eine beschleunigte Talfahrt des Greenback das Vertrauen der internationalen Anleger in die US-Währung zerstört.
Welche Folgen hätte eine Rezession in den USA für den Rest der Weltwirtschaft?
Die globale Vernetzung der Finanzmärkte ist so dicht, dass sich ein Einbruch in den USA auch in anderen Weltregionen auswirken würde. Allerdings haben sich die Gewichte in der Weltwirtschaft in den vergangenen Jahren verschoben. Früher war der Dollar unangefochten die Welt-Reservewährung Nummer eins. Änderungen in der US-Geldpolitik schlugen so voll auf andere Länder durch. Jetzt ist der Euro zu einem ernst zu nehmenden Konkurrenten geworden. Und das wirtschaftliche Erstarken Asiens hat der Weltwirtschaft einen zweiten Motor beschert. Sollten die USA also in die Rezession rutschen, wären die Kollateralschäden geringer als früher.
Die Unternehmen machen bereits weniger Gewinne. Welche Folgen hat das für Investitionen und Beschäftigung?
Rückläufige Gewinne könnten die Investitions- und Einstellungsbereitschaft der Unternehmen reduzieren. Allerdings ist der Anteil der Gewinne am Volkseinkommen in den USA in den vergangenen Jahren auf Rekordstände geklettert, während der Anteil der Lohneinkommen gesunken ist. Eine Korrektur dieser Verschiebungen in der Einkommensverteilung war daher zu erwarten. Wenn die Arbeitnehmer jetzt an den außerordentlich hohen Produktivitätszuwächsen der vergangenen Jahre durch höhere Löhne und mehr Beschäftigung beteiligt werden, dann stützt das den privaten Konsum und wirkt den konjunkturdämpfenden Effekten vom Immobilienmarkt entgegen. Ist der private Konsum robust genug, um den Belastungen durch die Immobilien- und Finanzkrise zu widerstehen?
Für die Verbraucher war es eine glückliche Fügung, dass nach dem Platzen der Aktienblase Anfang dieses Jahrhunderts die Häuserpreise zum Höhenflug ansetzten. Das machte den Vermögensverlust durch den Aktiencrash wett. Und nun, da die Häuserpreise sinken, klettern die Aktien wieder auf neue Rekordstände. Es wäre jedoch gefährlich darauf zu bauen, dass dieses Spiel ewig so weitergeht. Denn eine Gesellschaft, die so stark altert wie die amerikanische, muss einen höheren Teil ihres laufenden Einkommens fürs Alter sparen. Derzeit sparen die privaten Haushalte weniger als ein Prozent ihres verfügbaren Einkommens. Das ist nicht nachhaltig. Der Babyboomer-Generation, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand geht, bleiben nur wenige Jahre, um zusätzlich fürs Alter vorzusorgen. Die Amerikaner werden also schon bald wieder mehr sparen und weniger konsumieren.
Das heißt, das Ungleichgewicht zwischen Ersparnis und Investitionen verschwindet?
Nicht unbedingt. Die Bürger werden zwar mehr sparen, aber der Staat wird sich weiter verschulden. Darauf deutet allein schon die hohe Dynamik bei den Ausgaben für die Verteidigung, den Heimatschutz und die demografische Entwicklung hin. Die Chance, öffentliche Defizite in absehbarer Zeit abzubauen, ist daher gering. Amerika bleibt auf den Zufluss ausländischer Ersparnisse angewiesen. |