Daten über Geheimverhöre gelöscht?
Bei der von der ARD aufgedeckten Datenvernichtung in einem Bundeswehrarchiv sollen nach einem Pressebericht auch Informationen über die Misshandlung Terrorverdächtiger verloren gegangen sein. Die "Berliner Zeitung" schreibt unter Berufung auf einen anonymen Sicherheitsexperten, dass auch Berichte über ein geheimes US-Gefängnis im bosnischen Tuzla gelöscht worden seien.
Dabei geht es um ein Gefängnis auf der US-Militärbasis "Eagle Base". Dort sollen die USA vor und nach dem 11. September 2001 Terrorverdächtige festgehalten und zum Teil misshandelt haben. Einer von ihnen ist der Münchner Verleger Abdel Halim Khafagy. Dieser war, wie tagesschau.de Ende vergangenen Jahres berichtete, kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in Sarajevo unter Terrorverdacht verhaftet und in "Eagle Base" in Tuzla unter menschenunwürdigen Umständen rechtswidrig festgehalten worden. Dort habe man unter anderem mit Schlafentzug versucht, an Informationen über mögliche Verbindungen zu Al Kaida zu gelangen, wie Khafagy tagesschau.de und dem ARD-Magazin Kontraste in einem Interview schilderte. MAD-Mitarbeiter an Verhören beteiligt?
Ob an den Verhören in "Eagle Base" auch Offiziere der Bundeswehr teilgenommen haben, hätte laut "Berliner Zeitung" möglicherweise mit Hilfe der verschwundenen Daten aufgeklärt werden können. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass Angehörige des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) zumindest indirekt an den Verhören in Tuzla beteiligt waren.
Sie sollen einer multinationalen Nachrichtendiensteinheit der Nato namens AMIB ("Allied Military Intelligence Batallion") angehört haben, die die Verhöre in Tuzla durchgeführt haben soll. Damit will sich auch der BND-Untersuchungsausschuss voraussichtlich nach der Sommerpause beschäftigen.
Unterdessen werden die Zweifel über den Hergang der Datenlöschung bei der Bundeswehr immer lauter. Bernd Melchers, der Leiter der Datensicherung im Hochschulrechenzentrum der Freien Universität Berlin, unterstellt der Bundeswehr auf der Internetseite von "Report Mainz" Unprofessionalität. "Alles was fehlerfrei auf Bandkassetten geschrieben wurde, kann man innerhalb von 20 Jahren auch wieder auslesen", so der Computerexperte. "Selbst wenn Staatssekretär Peter Wichert die Bänder aufgegessen hätte, würde professionelle Datenrettungsunternehmen nach der Verdauung den Inhalt wieder herstellen können."
Laut eines Schreibens Wicherts wurde eine Kopie der Bundeswehrdaten im Jahr 2004 auf Bändern archiviert. Versuche, die Bänder wenige Monate später wieder zu lesen, seien fehlgeschlagen, weshalb das Archiv am 4. Juli 2005 vernichtet worden sei, so Wichert.
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