Von Fidelity zur Einschätzung des chinesischen Marktes nach dem Coronavirus:
Die chinesische Reaktion auf die Ausbreitung des Coronavirus war drastisch und allem Anschein nach auch effektiv. Sie hat jedoch kurzfristig zu einem Angebots- und Nachfrageschock geführt, der die Märkte hart traf. Belohnt wird China dafür nun offenbar mit einer schnellen Erholung.
Asien mit besten Voraussetzungen für langfristiges Wachstum
Die Wirtschaftskapazitäten Chinas sind aktuell zu rund 80 Prozent ausgelastet, Tendenz steigend. Das ist nicht zuletzt den Technologiefirmen zu verdanken: Fabriken zur Herstellung von Halbleitern etwa sind voll automatisiert und mussten ihre Produktion auch inmitten der Corona-Krise nicht unterbrechen. Auch andere Firmen nehmen inzwischen wieder die Arbeit auf. Die Aktivität an chinesischen Häfen ist wieder so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Manager aus der Chemieindustrie berichten, dass die Erholung in China weit schneller war, als sie erwartet hatten. Der Umsatz mit Smartphones lag im März 2020 sogar über dem des Vorjahresmonats.
Von den langfristigen Trends, die bereits vor der Pandemie existierten, wird China auch weiter profitieren: Die wachsende Mittelschicht, die immer bessere mobile Infrastruktur, die wachsende Bedeutung Chinas und Asiens insgesamt in Indizes sowie Kundenportfolios - all diese und weitere Trends sorgen auch in Zukunft für Aufwind.
Womöglich werden die konjunkturellen Verwerfungen als Folge der Corona-Pandemie aufdecken, dass China sich mit seinem Megaprojekt der „neuen Seidenstraße“ stellenweise übernommen hat. Doch das wird schon seit langem gemunkelt. Weit stärker dürfte Chinas wachsende wirtschaftliche Unabhängigkeit ins Gewicht fallen. Durch den Handelsstreit mit den USA hatte China zuletzt klare Anreize, um Wertschöpfungsketten zunehmend zu internalisieren. Die Corona-Pandemie, die zahlreiche Lieferketten unterbrochen hat, könnte diesen Trend noch verstärken.
Mit der Strategie „Made in China 2025“ will die Kommunistische Partei außerdem dafür sorgen, dass das Land in zehn Schlüsselsektoren - darunter Robotik, Medizintechnik und Luft- und Raumfahrttechnologie - zur Weltspitze wird.
Technologie: Stark in der Krise, stärker im Aufschwung?
Was Branchen angeht, hält der Technologiesektor nun besonders große Chancen bereit. Auch wenn die Schätzung der Gewinnentwicklung in Unternehmen aktuell schwieriger ist denn je, ist davon auszugehen, dass einige solide aufgestellte und finanziell starke Unternehmen nach dieser Rezession bald wieder zur alten Stärke zurückfinden und möglicherweise sogar von einer besseren Wettbewerbssituation profitieren können.
Viele davon werden dem Technologiesektor zuzurechnen sein, der gerade auch in der Krise durch Innovationen Dinge möglich macht, die vor zehn Jahren noch undenkbar waren. Zwar haben Ausganssperre und Kontaktverbot irgendwann ein Ende. Viele Firmen und Arbeitskräfte werden neue Arbeitsmodelle aus der Krisenzeit jedoch fortsetzen. Und das schafft Chancen für Anbieter innovativer Software- und Hardware-Lösungen. Cloud-Dienste zum Beispiel können profitieren.
Unser Investment-Team glaubt zudem, dass weder Verbraucher noch Unternehmen ihre Ausgaben für Technologie aufgrund der Pandemie unter dem Strich reduzieren werden. Die Nachfrage nach Technologie ist weniger zyklisch, sondern vielmehr strukturell. Und die Fundamentaldaten der Tech-Firmen sind insgesamt sehr solide.
Auch wenn der Blick nach vorne noch von viel Unsicherheit versperrt bleibt, sind schon jetzt spannende Wiedereinstiegschancen auszumachen. Die Risikoprämie für Aktien ist im S&P 500 etwa auf sieben Prozent gestiegen. Im direkten Vergleich zu Anleihen sind Aktien damit deutlich attraktiver geworden. Für gemischte Portfolien, die am Quartalsende ihre Gewichtungen anpassen müssen, dürfte damit eine höhere Allokation zu Aktien notwendig werden - und dem Markt wieder etwas Aufwind verleihen.
|