Hier wird gelegentlich die Meinung vertreten, dass sich durch den KPMG Bericht nichts ändert, weil ohnehin alle ein entlastendes Ergebnis für Wirecard erwarten. Das ist im Kurs schon eingepreist, folglich kann der Bericht keine Folgen auf den Aktienkurs haben.
Auf den ersten Blick eine gefällige Argumentation, auf den zweiten Blick nur Müll und nicht der Rede wert.
Der Kurs einer Aktie nach dem Ertragswertverfahren berechnet sich durch einen Quotienten, bei dem der durchschnittlich erwartete Gewinn im Zähler und der Abzinsungsfaktor im Nenner steht, also
K = G*/x
Welchen „durchschnittlichen“ Gewinn man dabei berücksichtigt, allein darüber gibt es meterweise Bücher – das nur am Rande.
Interessanter hier ist der Nenner, das x. Darin ist enthalten der Zinssatz für risikolose Anlagen mittlerer Laufzeit, sowie ein Zuschlag für das Risiko. Dieser Risikozuschlag berücksichtigt die Branchenentwicklung, die Abhängigkeit von der Konjunktur, die Qualität des Managements usw. Alles Mögliche eben. Und hier steckt eben auch die Unsicherheit drin, dass über die Rechnungslegung Zweifel bestehen. Ob diese begründet sind oder nicht, einen Risikozuschlag gibt es dafür. Über die angemessene Höhe kann man diskutieren.
Per Saldo ist der Kurs einer Aktie also umso niedriger, je größer das x im Nenner ist. Und umgekehrt.
Verschwindet die Unsicherheit bezüglich des KPMG Berichts, oder nimmt bspw. die Unsicherheit wegen einer verbesserten Informationspolitik des Unternehmens ab, dann wird das ‚x’ kleiner. Folglich steigt der Kurs.
An den Erwartungen der anderen, welche Kurse möglich sind, wenn der Bericht in die eine oder andere Richtung ausfällt, könnt ihr selbst abschätzen, wie groß der Einflussfaktor inzwischen ist.
Praktisch Null? Daran kann nur glauben, wer keine Ahnung hat oder gezielt desinformieren und verunsichern will! |