Marktteilnehmer an der Börse sprechen gar von "Panik" - der Begriff habe als Schlagwort die "Rezession" ersetzt. "Anders kann man das nicht mehr beschreiben", sagt ein Händler. Der massive Ausverkauf an den Aktienmärkten ist die Reaktion auf eine Fülle von Gewinnwarnungen, negativen Ausblicken und dem Zurückfahren von Krediten um jeden Preis. Bei der Finanzmarktkrise steht nicht mehr das Umfallen einzelner Unternehmen, sondern ganzer Staaten im Blick.
Ein Fall des Dax durch die 4 000er-Marke wird im Handel als fast unvermeidbar gesehen. Technische Analysten sehen erst bei 3 800 Punkten eine Stütze für den Dax. Doch immerhin verbirgt sich dahinter noch eine gute Nachricht: Der ersehnte Ausverkauf könnte endlich erfolgen. Ein letzter harter Schlag an den Märkten nach unten könnte dem zermürbenden Abwärtsstrudel ein Ende setzen. Aktien wären dann irgendwann so billig, dass sich fundamental orientierte Langfrist-Anleger nicht mehr vor einem Einstieg drücken können.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung ist die Berichtssaison völlig in den Hintergrund getreten. Die guten Zahlen der Unternehmen zum dritten Quartal werden derzeit ignoriert, im Fokus stehen allein deren schlechte Ausblicke auf die kommenden Monate. An den Märkten wird weiter eine globale Rezession eingepreist, die guten Zahlen als Vergangenheit abgetan.
Eine wichtige Ursache der Kurseinbrüche von Aktien bis Devisen ist weiter insbesondere die Panik der Hedgefonds-Kunden. Der Kapitalabfluss verängstigter Kunden befindet sich auf Rekordniveau, nachdem sich die versprochene Unabhängigkeit ihrer Renditen vom Marktgeschehen als Illusion erwiesen hat.
Fatal daran ist, dass Kundengelder das Eigenkapital der Fonds darstellen, das über Kredithebel verstärkt am Markt platziert wird. Für jeden Euro, den ein Kunde aus dem Hedgefonds nimmt, müssen dann Aktien für bis zu 30 Euro am Markt verkauft werden. Denn viele Kredithebel laufen bis zum 20- oder 30-Fachen des Eigenkapitals. Diese Notverkäufe der Fonds sind unter dem Schlagwort "Deleveraging" zum Schreckensruf an der Börse geworden.
Alle Kurseinbrüche von Dax und Euro-Stoxx-50, der Sturz beim Ölpreis und bei Gold sowie neuerdings auch des Euro sind auf diese Notverkäufe zurückzuführen. Selbst die hochrentierlichen Unternehmensanleihen sind davor nicht mehr sicher. "Cash ist King", lautet die lapidare Schlussfolgerung im Handel. (von handelsblatt.com ) |