Freunde, das Spektakel ist bald vorbei. Das Beharrungsvermögen der Rest-Deutschland-AG ist so groß, wer will da noch ernsthaft gegen ankämpfen. Es dauert nicht mehr lang, bis die Inhaber der hochgezockten Longs erkennen, daß sie ein Muster ohne Wert im Depot halten (hab ich allerdings schon bei 200 EUR gedacht). Ich weiß wirklich nicht, wofür Porsche jetzt noch weitere Stücke braucht. FTD: VW-Gesetz - Das "Modell Deutschland" lebt Leipzig war gestern, heute ist Wolfsburg: Angela Merkels Rede vor dem VW-Betriebsrat zeigt, wie aus einer Radikalreformerin eine Gesamtsozialdemokratin wurde. Mit ihrem neuen Kurs trifft die Kanzlerin die derzeitige Stimmung im Land.
Der Auftritt von Angela Merkel und Christian Wulff im Wolfsburger VW-Stammwerk wird in die deutsche Wirtschaftsgeschichte eingehen. Die beiden wichtigsten Politiker der CDU im Schulterschluss mit Gewerkschaft und Betriebsrat, gegen Deregulierung aus Brüssel und letztlich auch gegen den neuen Mehrheitseigentümer Porsche, dessen Aktivitäten am Aktienmarkt VW erst zum wertvollsten deutschen Unternehmen gemacht haben.
Man sollte einen Zusammenschnitt der Merkel-Rede beim Leipziger CDU-Parteitag 2003 und der Wolfsburg-Rede machen, schöner könnte man nicht in wenigen Minuten den Wandel von der Radikalreformerin zur Gesamtsozialdemokratin darstellen. Die "Neue Soziale Markwirtschaft" ist Vergangenheit, die soziale Marktwirtschaft ist wieder da, das "Modell Deutschland" lebt. Tragisch für die SPD, dass kein prominenter Sozialdemokrat in der Halle war. Und schwierig für Porsche und dessen Chef Wendelin Wiedeking, der VW gerne Porsche-ähnlicher aufstellen würde.
Gegen die VW-Satzung, ein reformiertes VW-Gesetz und das Selbstbewusstsein des stark mitbestimmten Konzerns hilft allerdings keine Mehrheit der Stimmrechte. Porsche wird Kompromisse mit Niedersachsen und der IG Metall eingehen müssen. Letztere hat sich noch in jeder VW-Krise flexibel gezeigt, und der Automobilmarkt wird in den kommenden Jahren auch nicht einfacher werden. Die Chancen, das VW-Gesetz in Brüssel durchzusetzen, werden ebenfalls besser. Nicht durch lauten Beifall bei einer Betriebsversammlung, sondern durch das geänderte Klima in Sachen Regulierung. Streng genommen hat die Finanzmarktkrise wenig mit dem Wettbewerbsrecht für Industriefirmen zu tun. Aber die Zeichen stehen nicht auf Deregulierung.
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