Spezialchemiekonzern Lanxess kappt Gewinnziel Beim Spezialchemiekonzern Lanxess läuft das aktuelle Quartal schwächer als erwartet. Der Vorstand senkt daher sein Gewinnziel für das Gesamtjahr. Die bereits zu Jahresbeginn allgemein sehr schwache Nachfrage sowie ein anhaltender Lagerabbau bei Kunden hätten sich im zweiten Jahresviertel fortgesetzt, hieß es dazu vom Unternehmen. An der Börse sorgten die Nachrichten am Dienstag für einen Schock bei den Anlegern, die im MDax notierte Aktie rutschte im frühen Handel auf ein Tief seit dem Börsen-Crash im März 2020. Zuletzt betrug der Abschlag noch fast 15 Prozent.
Wie Lanxess am Vorabend in Köln mitgeteilt hatte, erwartet die Konzernführung das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) für das zweite Quartal bei etwa 100 Millionen Euro. Damit liegt der Wert unter den derzeitigen durchschnittlichen Markterwartungen. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analysten hatten im Schnitt ein operatives Ergebnis in Höhe von 198,9 Millionen Euro auf dem Zettel. Insbesondere eine schwache Nachfrage aus der Bau-, Elektro- und Elektronikindustrie sowie bei sonst stabilen konsumentennahen Produkten verringere sich die Anlagenauslastung und wirke sich somit auf das Ergebnis aus, erklärte Lanxess. Für den Monat Juni sei keine Erholung erkennbar. Der Spezialchemiekonzern geht davon aus, dass sich die Nachfrageschwäche in der zweiten Jahreshälfte fortsetzt.
Der Konzern rechnet daher mit einem bereinigten Ebitda von 600 bis 650 Millionen Euro für 2023. Bislang hatte das Unternehmen für das laufende Jahr 850 bis 950 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Die von Bloomberg ermittelte Konsensschätzung lag zuletzt bei 879,2 Millionen Euro.
Die Warnung reihe sich ein in die jüngsten Warnungen im Sektor etwa von Croda und Victrex und sei daher nicht mehr allzu überraschend, sagte ein Händler. Dennoch sei das zweite Quartal von Lanxess schon sehr enttäuschend. Die Stimmung im Sektor dürfte kurzfristig weiter sinken. Für Analyst Chris Counihan vom Analysehaus Jefferies liegt das angekündigte Quartalsergebnis bei rund der Hälfte seiner Erwartung sowie der Konsensschätzung.
Experten zufolge bedeutet das gesenkte Jahresziel für das operative Ergebnis (Ebitda) nun einen Korrekturbedarf von rund 30 Prozent beim Marktkonsens. Auch nach Einschätzung von Georgina Fraser von Goldman Sachs ist die Schwäche im zweiten Quartal für die Anleger keine Überraschung, das Ausmaß der Prognosesenkung aber schon.
"Die Nachfragebelebung, die wir für das zweite Halbjahr erwartet haben, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar - weder in China noch in anderen für uns wichtigen Märkten", erklärte unterdessen Konzernchef Matthias Zachert. Dies treffe den Konzern in Deutschland besonders, sagte der Manager und verwies auf hohe Energiepreise sowie eine "überbordende" Bürokratie. "In Zeiten einer weltweiten Nachfrageschwäche ist der Standort Deutschland schlicht nicht wettbewerbsfähig."
Die Zahlen für das zweite Quartal will Lanxess am 4. August vorlegen.
Quelle: dpa-AFX |