Eines ist seit Freitag vergangener Woche klar: Markus Jooste mochte seinen Chauffeur. Jenem Marthinus Swiegelaar, der ihn stets zuverlässig fuhr, hatte der damalige Vorstandsvorsitzende des Möbelkonzerns Steinhoff International Holdings eine SMS geschickt, die er auch drei weiteren Bekannten zukommen ließ und für die sich in der Folge auch die südafrikanische Finanzaufsichtsbehörde FSCA stark interessierte. Inhalt der Kurznachricht war eine Warnung vor dem kurz darauf folgenden Absturz der Steinhoff-Aktie, verbunden mit der Empfehlung an die Empfänger, ihre Wertpapiere schleunigst zu veräußern. Die südafrikanischen Börsenwächter sahen in dem fürsorglichen Einsatz des Managers für seinen Fahrer und die drei weiteren – mit wesentlich größeren Aktienpaketen ausgestatteten – Bekannten allerdings wenig Lobenswertes. Wegen der Weitergabe von Insiderinformationen verurteilten sie Jooste zu einer Geldstrafe von 161,6 Millionen Rand (8,5 Millionen Euro), der weltweit zweithöchsten Geldbuße, die je in einem vergleichbaren Fall verhängt wurde.
Die Strafe hat Jooste zu etwa drei Vierteln selbst zu tragen. Zudem kann er für die des Chauffeurs (umgerechnet knapp 1.000 Euro) und eines seiner weiteren Geschäftsfreunde (gut zwei Millionen Euro) haftbar gemacht werden, sollten diese nicht zahlen. Der dritte Nutznießer der Insiderwarnung ist inzwischen verstorben, der vierte SMS-Empfänger hatte auf die Nachricht nicht reagiert. Jooste, der Steinhoff bereits kurz nach Beginn des Aktieneinbruchs im Dezember 2017 verlassen und die Weitergabe von Insiderinformationen stets bestritten hatte, kann gegen die Strafe Beschwerde einlegen und hat die Möglichkeit, bis vor das südafrikanische Verfassungsgericht zu ziehen. Gemeinsam mit weiteren Verantwortlichen von damals muss er sich jedoch noch auf weitere Prozesse einstellen: Einerseits können die Verlierer des Kursrutsches zivilrechtliche Forderungen geltend machen. Zudem hat die FSCA bereits angekündigt, bis April 2021 ihre Ermittlungen gegen die Drahtzieher der Bilanzfälschungen bei Steinhoff abzuschließen, die den Kursrutsch verursacht hatten.
»Wir ermitteln gegen die Akteure hinter der Veröffentlichung der falschen und irreführenden Informationen«, erklärte FSCA-Chefermittler Brandon Topham einem Bericht das Wirtschaftsnachrichtenportals Business Maverick zufolge. In einem ersten Schritt hatte die Behörde zuvor den Konzern zu einer Strafe von 1,5 Milliarden Rand (80 Millionen Euro) verurteilt, diese aber kurz darauf auf lediglich 56 Millionen Rand (drei Millionen Euro) reduziert, weil davon hauptsächlich die ohnehin geschröpften Aktionäre betroffen waren. Nun, so erklärte Topham, sollen sich die Ermittlungen gegen die Verursacher richten. Jooste droht dann auch ein Strafverfahren. |