Blu-Ray Technologie Speichermedien: Die dritte Generation wird erwachsen
§ 06. März 2006 Die Hoffnung steckt in der dritten Generation. Das hochauflösende Fernsehen HDTV ist quasi am Start. Für das Bespielen von Filmen auf DVD in der dafür erforderlichen hohen Qualität laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Im Herbst will die Filmfabrik in Hollywood für die Startphase etwa 200 Filme auf dem Format HD-DVD auf den Markt bringen, einer Weiterentwicklung der bisherigen DVD-Technik. Rund 80 Streifen sind im wesentlich hochwertigeren Standard Blu-Ray vorgesehen - einer komplett neuen Technologie. Spätestens bis dahin sind auch die neuen optischen Datenträger auf dem Markt, mit denen Fernsehsendungen im hochauflösenden Format aufgezeichnet werden können.
Und so bereiten sich auch die Zulieferer intensiv vor, die die Maschinen zur Fertigung dieser optischen Datenträger mit feinster Bildqualität herstellen - allen voran die Singulus Technologies AG, der weltweit führende Hersteller von Anlagen zur Produktion und Vervielfältigung der optischen Speichermedien CD und DVD. Nachdem diese Technik erst im April vergangenen Jahres in die Testphase gekommen ist, trudeln die Aufträge immer schneller bei Singulus ein. "Wir verhandeln derzeit über weitere Aufträge", sagt Vorstandschef Roland Lacher dieser Zeitung. Bis Jahresende hatte das in Kahl am Main ansässige Unternehmen bereits zwei Referenzanlagen ausgeliefert. In den zurückliegenden Wochen sind weitere hinzugekommen, so daß Singulus bislang insgesamt fünf Produktionsanlagen ausgeliefert hat. Die Kunden kommen aus Europa und aus den Vereinigten Staaten, die ihrerseits als Dienstleister für die Hollywood-Studios auftreten und deren Filme auf die neuen optischen Speicher spielen.
Gute Zukunftsaussichten
§ Immer mehr Aufträge kommen rein, so daß der Vorstandschef schon in Kürze mit weiteren Abschlüssen rechnet. Ein Kunde habe sich gerade erst gemeldet, der möglichst noch Ende März eine Anlage haben möchte, was angesichts des gerade erfolgenden Hochlaufs der Fertigung nicht einfach sein wird. Lacher ist zuversichtlich, diesen Kundenwunsch dennoch erfüllen zu können, um ihn für spätere Aufträge bei Laune zu halten.
Lacher will in diesem Jahr - vorsichtig gerechnet - 15 Maschinen der neuen Generation ausliefern. Der Umsatz daraus werde sich auf rund 20 Millionen Euro belaufen, 8 Prozent des erwarteten Gesamtvolumens von 250 Millionen Euro. Einschließlich des gerade erworbenen Konkurrenten Steag Hamatech erwartet die "neue" Singulus einen Umsatz von 350 Millionen Euro. Nach Ansicht von Lacher wird der Markt für Blu-Ray in den nächsten drei bis fünf Jahren die höchsten Wachstumsraten bringen. Schätzungen der Berenberg Bank gehen davon aus, daß der Markt im Jahr 2009 seinen Höhepunkt mit 145 Maschinen weltweit erreicht haben dürfte (siehe Graphik). Wie hoch der Umsatz von Singulus mittelfristig aus diesem Geschäft sein soll, sagt Lacher nicht. Das läßt sich nur zwischen den Zeilen heraushören: "Wir wünschen uns neue Geschäftsfelder, die in drei bis fünf Jahren auf 100 Millionen Euro wachsen", sagt er grundsätzlich zur Expansionsphilosophie.
Es gibt zwei DVD-Systeme
Damit eröffnen sich für Singulus wieder Perspektiven. Das Unternehmen hatte 2005 angesichts weggebrochener Märkte vor allem in Asien fast eine Halbierung des Umsatzes und der Auftragseingänge hinnehmen müssen. Die Gewinne schrumpften auf einen Bruchteil der Vorjahreswerte, als das Netto-Ergebnis noch 44,5 Millionen erreicht hatte. Singulus sieht sich als erster unabhängiger Anbieter, der die neue Technologie bietet. Die schweizerische Unaxis arbeitet ebenfalls an Blu-Ray. Zudem verfügen die großen Konzerne Sony und Panasonic als Hauptentwickler von Blu-Ray über die Technologie.
Die Deutschen bieten aber auch die Produktionstechnik für die konkurrierende Technik HD-DVD an und befinden sich damit auf der sicheren Seite. Denn wie bei früheren Neuheiten etwa bei CD oder Video konnten sich Filmindustrie und DVD-Hersteller nicht auf einen einheitlichen Standard einigen. Seit Jahresanfang steht fest, daß es zwei Systeme geben wird. Hinter dem HD-DVD-Konzept, eine einfachere und preiswerte Version, stehen unter anderem die Hersteller Toshiba, NEC, Sanyo, Intel und IBM sowie Warner Bros, Paramount und Universal als Lieferanten der Filme. Die teurere, aber qualitativ hochwertigere Blu-Ray-Technik wird von Sony, Panasonic, Pioneer, LG und Philips angeboten, mit Sony Pictures, Disney, Buena Vista und Sony BMG (ein Gemeinschaftsunternehmen mit Bertelsmann) als Inhalte-Lieferanten.
Singulus hat sechs bis zwölf Monate Vorsprung
Singulus-Chef Lacher rechnet mit einem aggressiven Marktauftritt der Blu-Ray-Datenträger. Er schätzt, daß der Verbraucher etwa zehn Prozent mehr dafür bezahlen wird. Das ist ihm nur recht: "Für uns ist das eine Chance, daß die Markteinführung schneller geschieht." Allerdings muß der Verbraucher dafür nicht nur einen neuen Fernsehapparat, sondern auch ein Abspielgerät anschaffen, was mit der HD-DVD-Technologie nicht notwendig ist. Einen Schub wird auch die Einführung der neuen Spielkonsole Play Station 3 von Sony in diesem Monat geben, die mit Blu-Ray den neuen DVD gespeist werden sollen. Konkurrent Microsoft, der sich an HD-DVD orientiert, hat seine Konsole X-Box 360 zwar seit Ende 2005 auf den Markt gebracht, wird diese aber mit der neuen Technik anbieten.
Durch das frühzeitige Engagement in der dritten Generation wittert Lacher seine Chance. Seiner Ansicht nach hat Singulus gegenüber Konkurrenten einen Vorsprung von sechs bis zwölf Monaten. "Damit haben wir eine Eintrittsbarriere aufgebaut." Wettbewerber hätten es dann schwerer, die Position streitig zu machen.
Markt wird sich konsolidieren
Die neue Technologie wird in seinen Augen die Konsolidierung in der Branche beschleunigen. "Es wird sowohl auf der Seite der Maschinenhersteller als auch auf der der Kunden einen Ausleseprozeß geben", sagt Lacher. Er rechnet derzeit mit vier bis fünf möglichen Konkurrenten. Die Berenberg Bank hat für Blu-Ray bislang rund zwei und für HD-DVD etwa sechs ernsthafte Wettbewerber ausgemacht, verglichen mit acht bei DVD und zwölf bei CD. Ausgedünnt wird auch die Kundenbasis. Hat es für vorbespielte CD noch schätzungsweise 450 Abnehmer gegeben, schrumpfte die Zahl bei DVD schon auf etwa 200 Hersteller. Für die neue Generation rechnet Lacher nur noch mit 100 Abnehmern, darunter 15 ganz große wie Technicolor (Time Warner), Cinram oder Sonopress (Bertelsmann). Schon heute ist der Ausleseprozeß erkennbar. "Es gibt einige Hersteller, die in Sachen hochauflösendes Bildverfahren nichts tun", sagt Lacher. "Die werden auf Dauer nicht überleben."
Text: kön., F.A.Z., 06.03.2006, Nr. 55 / Seite 16 Bildmaterial: picture-alliance/ dpa/dpaweb, F.A.Z.
PS : Die haben wohl noch nicht mitbekommen, das Playstation3 erst im Herbst bzw. in einem Jahr angeboten wird ;---).
Übersicht Marktanteile ( Gesamt ) :
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