Es ist nicht lange her, da war in der grün-weißen Starbucks-Welt noch alles bestens. „Ich könnte nicht begeisterter oder optimistischer sein über die Zukunft unseres Unternehmens“, sagte der Chef der weltgrößten Kaffeehauskette, Howard Schultz. Das war Ende April bei der Vorlage der Zahlen aus dem zweiten Quartal. Gewinn und Umsatz des US-Unternehmens hatten kräftig zugelegt. Am Donnerstagabend, als die Ergebnisse des dritten Quartals fällig wurden, klang Schultz dagegen ziemlich besorgt. „Wir haben es mit großen Herausforderungen zu tun, die die Weltwirtschaft und das Konsumentenverhalten betreffen“, sagte der Manager in seinem Bericht. Deshalb habe Starbucks seine Gewinnprognose für das laufende Vierteljahr gesenkt. Da auch der Gewinn unter den Erwartungen der Analysten blieb, reagierten die Anleger schnell: Nach Börsenschluss brach der Aktienkurs um bis zu 11 Prozent ein. „Kaffee ist ein Allerweltsprodukt“, sagte Analyst Jack Russo Reuters. Aber es sei auch ein Premiumprodukt, auf das die Leute im Zweifel verzichten könnten. Es sind vor allem die Folgen der Krise in Europa, die Starbucks umtreiben. Zwar blieben die Umsätze in den vergangenen drei Monaten etwa auf gleichem Niveau. Doch das Management ist pessimistisch: „Europa bleibt mit Abstand der herausforderndste Teil der Welt für uns“, sagte Finanzchef Troy Alstead. Die wirtschaftliche Lage auf dem Kontinent werde sich „möglicherweise im Laufe des Quartals noch verschlechtern“. Die Folge könnte sein, dass Starbucks unprofitable Standorte schließen muss. Mit solchen trüben Aussichten ist die Kaffeekette in bester Gesellschaft: Auch bei McDonald`s oder dem US-Autobauer Ford droht das Europa-Geschäft die Bilanz zu verhageln. Was die Lage für Starbucks neuerdings noch weiter verdüstert, sind Sorgen um das Geschäft zu Hause. Die Umsätze in Amerika, seit der großen Krise 2007 bis 2009 der Garant für satte Einnahmen, haben im vergangenen Quartal zwar insgesamt noch um 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugelegt. Doch auch hier verdüstern sich die Aussichten: Das Wachstum in den US-Läden habe sich im Juni angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten abgeschwächt, sagte Finanzchef Alstead. „Der Trend weist nach unten“. Das dürfte sich besonders auf die Bilanz auswirken: Das Geschäft in Nord- und Lateinamerika trägt rund drei Viertel zum Gesamtumsatz bei. In der Hoffnung auf neue Kunden ist Schultz dabei, das Produktangebot deutlich zu erweitern und Starbucks zu einem Einzelhandelsunternehmen auszubauen. Im Oktober etwa soll unter der Tochter-Marke Tazo der erste reine Tee-Shop eröffnen, mit 80 verschiedenen Sorten, hochwertigem Gebäck und Süßigkeiten. Schultz spricht von einer „Gesundheits- und Wellness-Initiative“. Dazu gehört auch die neue Kette „Evolution Fresh“, bei der frisch gepresste Säfte verkauft werden. Zudem hatte Starbucks im Frühjahr den Backwarenbetrieb Bay Bread übernommen, der in seiner Kaffeehauskette „La Boulange“ neben Kaffee gesunde Brötchen und Croissants anbietet. Ab Herbst will der Konzern auch eigene Kaffeemaschinen mit einem Kapsel-System für den Hausgebraucht vermarkten. Quelle: Handelsblatt - 27.07.12 |