Kurssprung der E-M-S-Aktie könnte Bodenbildung einleiten
"Monster" brachte Charlize Theron den Oscar - und E-M-S viel Geld 19. Januar 2007 Wenn ein Aktienkurs an einem einzigen Tag um rund 28 Prozent zulegt, so ist dies für die Aktionäre sicherlich ein gute Nachricht. Besonders dann, wenn sie von der Entwicklung des Wertes zuvor nicht eben verwöhnt wurden, wie im Fall der e-m-s new media.
Im November 2000 kam der Verwerter von Rechten an Produkten der Unterhaltungsindustrie an die Börse und geriet nach einem kurzen Höhenflug in den Strudel der Baisse, nachdem das Unternehmen hohe Verluste verbuchte.
Schwierige Jahre
Bis zum Jahr 2003 hatte man sich aus diesen herausgearbeitet und so konnte sich der Aktienkurs in jenem Jahr von 26 Cent bis auf 2,39 Euro nach oben arbeiten. Doch danach geriet die Notierung in einen hartnäckigen Abwärtstrend. 2005 konnte sich der Kurs noch einmal fangen, aber nachdem das Unternehmen für das Geschäftsjahr erneute Verluste und einen leichten Umsatzrückgang bekannt geben musste, gab es kein Halten mehr. Ende des vergangene Jahres erreichte die Notiz bei 47 Cent ein Drei-Jahres-Tief.
Grund war, laut einem Brief des Vorstandes an die Aktionäre, zum einen, dass das Unternehmen, dessen Kerngeschäft der Vertriebe von Spielfilm-DVDs ist, sich massiv mit Rechten im Bereich der „High-End-B-Movies“ eindeckte, diese zum Großteil jedoch erst 2006 in den Vertrieb gingen und auch Verkäufe an die Fernsehanstalten erst zum Teil 2006 fakturiert werden konnten.
Zum anderen, räumte Vorstandschef Werner Wirsing-Lüke ein, habe man bei der Expansion in den Filmverleih Lehrgeld bezahlt, da lediglich der Film „Monster“ mit Charlize Theron unter dem Strich Gewinn einbrachte. 2005 sei daher ein Übergangsjahr, hieß es seinerzeit.
Weihnachtsgeschäft rettet DVD-Umsatz
Folgt man den vorläufigen Umsatzergebnissen, die das Unternehmen nun am Freitag für das Geschäftsjahr 2006 vorgelegt hat, so hat sich diese Einschätzung bestätigt. Mit einem um rund 30 Prozent auf mehr als 23 Millionen Euro gewachsenen Konzern-Umsatzerlös hat e-m-s new media die eigenen Umsatzprognosen deutlich übertroffen.
Getragen worden sei das kräftige Wachstum zum einen von Rekordumsätzen im Homevideo-Geschäft im vierten Quartal. Die sei entgegen dem Markttrend gelungen. Während das DVD-Geschäft in Deutschland 2006 einen Umsatzrückgang von knapp einem Prozent habe hinnehmen müssen, habe man selbst um rund vier Prozent auf rund 17 Millionen Euro zulegen können.
Hier scheint das Weihnachtsgeschäft besonders hilfreich gewesen zu sein. Denn im vierten Quartal legte der Bereich um 30 Prozent auf rund sechs Millionen Euro zu. Dies war gleichzeitig der größte Quartalsumsatz im DVD-Geschäft in der gesamten Unternehmensgeschichte.
Hoher Abschreibungsbedarf verdirbt Ertragsbilanz
Zum anderen trugen umfangreiche Lizenzverkäufe zu Beginn des Geschäftsjahres zum Erfolg bei. Die Erlöse aus dem Verkauf und der Vermarktung von Filmlizenzen, hauptsächlich durch den Verkauf von Fernsehrechten stiegen von 1,7 Millionen Euro im Vorjahr auf 6,3 Millionen Euro.
Weniger erfreulich dürfte indes die Meldung stimmen, dass der Ergebnisbeitrag aus dem vierten Quartal voraussichtlich nicht ausreichen wird, die Verluste aus den ersten drei Quartalen auszugleichen. So werde für 2006 nicht mit einem positiven Konzernergebnis gerechnet.
In Anbetracht der Tatsache, dass sich der Reinverlust im Vorjahr nur auf rund 300.000 Euro belief, hat sich die Ergebnissituation für das Unternehmen gegenüber dem Jahr 2005 nur wenig gebessert. Das ist in Anbetracht des hohen Umsatzwachstums schon enttäuschend. Vor allem ein hoher Abschreibungsbedarf auf das Filmvermögen verdarb in den ersten neun Monaten das operative Ergebnis.
Denn während das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) seinerzeit um 95 Prozent auf 7,7 Millionen Euro wuchs, schrumpfte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 38,5 Prozent auf 649.000 Euro. Gleichfalls belastend wirkt sich das verschlechterte Finanzergebnis aus. Stand 2005 noch ein Reingewinn von 732.000 Euro zu Buche, so betrug der Verlust 2006 1,47 Millionen Euro.
Trendwende dürfte schwer werden
Insgesamt macht dem Pionier des DVD-Geschäfts der Wandel des Marktes zu schaffen. Ob sich die Erfolge des vierten Quartals eine Trendwende darstellen, muss sich in den kommenden Quartalen noch zeigen.
Analystenprognosen für den Nebenwert sind rar. Independent Research stuften vor kurzem erst ihre Ergebnisschätzungen herunter und gehen auch 2007 noch von Verlusten aus. 2008 rechnet man mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14. Damit bietet sich die Aktie von der Bewertungsseite (noch) nicht so recht an.
Charttechnisch konnten mit dem Kursanstieg vom Freitag nur der kurz- und mittelfristige Abwärtstrend nach oben durchbrochen werden, wohingegen der langfristige Trend immer noch intakt ist. Aufgrund der Nachhaltigkeit der vorangegangenen Abwärtsbewegung wird es die Notierung auch sehr schwer haben, eine Trendwende einzuleiten.Immerhin könnte der Kurssprung vom Freitag eine Bodenbildung eingeleitet haben. Und dies könnte ein erster Schritt hin zu einer nachhaltig besseren Kursentwicklung sein.
Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.
Text: @mho Bildmaterial: AP, FAZ.NET
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