im Quartal ;-)
Ausführliches Interview Blau Mobilfunk: „Kundenvertrauen in mobile Datendienste ist angeschlagen“ Hamburg/Freiburg, 04.09.07-07:15 – Der deutsche Mobilfunkmarkt befindet sich im Umbruch. Durch Kombiangebote aus Handy und DSL sowie Discountstrategien versuchen die Mobilfunk-Netzbetreiber möglichst viele Kunden in Ihrem Netz zu halten oder der Konkurrenz abspenstig zu machen. Neben den Netzbetreibern Vodafone, T-Mobile, E-Plus und O2 Germany und den Providern Debitel/&Talkline, Mobilcom/Freenet, Drillisch und The Phone House gibt es inzwischen zusätzlich zahlreiche Billiganbieter und -marken am Markt. Selbst Experten blicken bei den zahlreichen Angeboten auf dem deutschen Mobilfunkmarkt kaum noch durch. Portel.de sprach mit Martin Ostermayer, Geschäftsführer der Hamburger Blau Mobilfunk GmbH, über Strategien und Produkte im Discount-Geschäft. Das Gespäch führte Georg Stanossek.
Portel.de: Herr Ostermayer, welche grundsätzlichen Unterschiede gibt es bei den Discounter-Strategien im Mobilfunkmarkt? M.Ostermayer: Die erste Unterscheidung betrifft den Vertriebsweg, also: wird die SIM-Karte über den Einzelhandel und Supermarktketten vertrieben, ausschließlich im Internet verkauft oder - wie bei uns – auf allen Wegen. Dann ist die Zahlungsweise sehr wichtig: Prepaid, also vorab, kassieren beispielsweise wir, Simyo oder Tchibo. Via Rechnung zum Monatsende – also Postpaid – rechnen andere Anbieter wie Klarmobil oder Simply ab. Großer Nachteil hier: Es ist eine Bonitätsprüfung erforderlich. Und last but not least sind die Produkte und Preise entscheidend: Grundpreis, Minutenpreise für Gespräche und Daten, Taktung, Extrakosten für die Mailboxabfrage usw.
Portel.de: Welche Rolle spielt die Netzqualität? M.Ostermayer: Heute haben alle vier Netzbetreiber in Deutschland eine annähernd gleich aufgebaute GSM-Infrastruktur und sowohl bei Sprachqualität als auch bei der Netzabdeckung gibt es nur noch geringe Unterschiede, so dass die Netzqualität bei allen Anbietern vergleichbar ist.
Portel.de: Das hört sich jedenfalls alles gar nicht mehr nach ‚no frills’ an, dem ursprünglichen Konzept der Discounter. Inzwischen wetteifern ja mehr als 70 Anbieter und Marken um die Kunden. Dabei gibt es nur wenige große Anbieter und die Marktexperten gehen davon aus, dass höchstens eine Handvoll Mobilfunkfirmen den Preiskampf überstehen wird. Ab welcher Kundenzahl kann so ein Discounter Ihrer Einschätzung nach rentabel arbeiten? M.Ostermayer: Das hängt natürlich ganz vom jeweiligen Geschäftsmodell ab, der Höhe der mit dem Netzbetreiber ausgehandelten Aktivierungsprämie, der Eigenständigkeit des Anbieters und natürlich von der Preisstruktur des Angebotes. Aber ich denke, sechsstellig sollte die Kundenzahl am Ende auf jeden Fall sein.
Portel.de: Demnach könnte es ja sogar für ein Dutzend Anbieter reichen in Deutschland. Im Festnetz sehen wir immer mehr Flatrates für Telefon und Internet. Welche Arten von Flatrates sind im Mobilfunkmarkt und von Ihnen zu erwarten? M.Ostermayer: Flatrates werden bei Privatkunden auch im Mobilfunk an Bedeutung gewinnen. Obwohl man bei DSL sagen muss, dass 80 Prozent der Nutzer mit einem Volumentarif zwischen ein und zwei Gigabyte von den Kosten her vermutlich besser bedient wären. Blau.de wird Ende September oder Anfang Oktober optional eine Flatrate für Gespräche ins Festnetz ins Programm aufnehmen - eventuell inklusive Community-Angebot, also netzinterne Gespräche von Blau zu Blau.
Portel.de: Wie kaufen die Discounter ihre Kontingente bei den Netzbetreibern ein und wie werden daraus eine Flatrate? M.Ostermayer: Der Einkauf erfolgt bei den Netzbetreibern getrennt nach Minuten für das Festnetz und den Mobilfunk sowie nach Daten und SMS/MMS. Die Marge bestimmt der Anbieter durch die Festlegung der Endkundenpreise selber und strickt daraus sein Flatrate-Angebot.
Portel.de: Zeitgleich mit Simyo hat Blau in diesem Jahr erstmals auch an der Datenfront kräftig aufgeräumt und damit den Preis für die Nutzung von E-Mail und Internet am Handy mit 24 Cent pro Megabyte um rund 98 Prozent günstigster gemacht. Warum kommt das Datengeschäft in Deutschland nur so langsam ans Laufen? M.Ostermayer: Zumindest bei uns hat sich durch diesen aggressiven Preis inzwischen einiges getan: Seit Februar ist das Datenaufkommen auf das 80-fache angestiegen.
Portel.de: Das muss ja absolut gesehen nicht viel sein. Können Sie uns auch die Relation angeben, beispielsweise in Prozent des Umsatzes? M.Ostermayer: Natürlich hat vor der Preissenkung das Datenaufkommen bei uns eher eine untergeordnete Rolle gespielt. Mittlerweile ist die Bedeutung für uns eine ganz andere, wenn auch SMS und Sprache immer noch dominieren. Aber mit der Weiterentwicklung des mobilen Internets wird sich dies in der Zukunft sicherlich noch ändern.
Nutzung von Datendiensten negativ behaftet Portel.de: Selbst wenn es bei Ihnen gut läuft: Im Gesamtmarkt muss doch noch einiges kommen? M.Ostermayer: Es gibt tatsächlich auch ein strukturelles Problem. Durch ihre bisherige Strategie der hohen und oft vorab nicht kalkulierbaren Preise haben die Netzbetreiber über Jahre bei den Verbrauchern ein Misstrauen gegen die Nutzung von Datendiensten geschaffen. Die Dienste sind heute negativ behaftet und gelten als zu umständlich und zu teuer. Das heißt, die Kunden müssen an diese Angebote komplett neu herangeführt werden. Es sieht aber so aus, als hätten die Netzbetreiber das inzwischen verstanden.
Portel.de: Wie schätzen Sie die neuen Produkte und Marktchancen von T-Mobile/Congstar und O2/Fonic auf dem Discount-Markt ein? M.Ostermayer: Die Positionierung von Congstar mit 19 Cent pro Minute bei Vergleichspreisen von 15 Cent und weniger ist für mich bislang nicht nachvollziehbar. Ich bin mir fast sicher, dass wir hier schon sehr bald neue Preise sehen werden. O2 mit seinem Fonic-Angebot über Lidl zu 9,9 Cent pro Minute wird sicher mehr bewegen. Auch wenn Fonic nur im Minutentakt abrechnet und nur Kunden mit Banklastschrift zulässt: Da werden alle Anbieter jetzt noch einmal mit einem ganz spitzen Bleistift ihre Angebote durchgehen müssen. Insofern halte ich die von O2 genannten Vertriebsziele von 100.000 Kunden bis Jahresende für ganz realistisch.
Portel.de: Sie selbst stehen gerade bei rund 600.000 Kunden, hieß es in der Presse? M.Ostermayer: Diese Zahl haben wir selber so nicht genannt. Aber es ist richtig, dass wir bei Übernahmen der Debitel-light GmbH im November 2006 bei etwa 400.000 Kunden standen, derzeit über 100.000 neue Kunden im Quartal hinzu gewinnen und dadurch sicher mit an der Spitze der am schnellsten wachsenden Discounter stehen.
Portel.de: Und wie wird es weiter gehen? M.Ostermayer: Da wir uns im Kundenwachstum bislang erfolgreich gegen die etabliertesten Player durchsetzen konnten, gehen wir davon aus, dass wir unsere Wachstumsgeschwindigkeit zumindest beibehalten können und uns in den nächsten zwei Jahren noch einmal mindestens verdoppeln werden.
Portel.de: Herr Ostermayer, herzlichen Dank für das offene und aufschlussreiche Gespräch
Quelle: http://www.portel.de/index.php?id=33&tx_ttnews%5btt_news%5d=15833
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