+ 08.04.2007 +
Kuba wendet sich in Zeiten hoher Ölpreise und nach der Erfahrung andauernder Stromausfälle im Jahre 2004 verstärkt erneuerbaren Energiequellen zu. Vor allem der Windenergie sagen Experten eine große Zukunft voraus. Mit ihr und anderen grünen Lösungen für das Energieproblem wird sich vom 22. bis zum 25. Mai eine Internationale Konferenz in Havanna befassen. „Das Entscheidende sind unterschiedliche Energiequellen“, sagt der Windenergieexperte Conrado Moreno vom Studienzentrum für Erneuerbare Energien (CETER) am Polytechnischen Institut José Antonio Echevarría (CUJAE) in Havanna. Nach seiner Auffassung könnte die Windkraft in Kuba zum zweitwichtigsten Energielieferanten werden. Obwohl auch auf Kuba erste Untersuchungen vor über zehn Jahren angelaufen sind, war Windenergie in den 90er Jahren ein Thema, mit dem sich nur wenige beschäftigten. „Wir wurden als Träumer belächelt, denn die herrschende Meinung war, dass der kubanische Wind zur Stromproduktion nicht ausreicht“, erinnert sich Moreno.
Vielversprechende Pilotprojekte Gleichwohl begannen 1991 erste Windmessungen. Auch wurde 1999 in Turiguanó in der Provinz Ciego de Ávila, etwa 430 Kilometer östlich von Havanna, ein Modellwindpark mit einer Kapazität von 0,45 Megawatt eingerichtet. In diesem Februar erfolgte dann der Startschuss für einen größeren Windpark auf der Isla de la Juventud, der größten kubanischen Nebeninsel. Sechs Turbinen aus französischer Produktion liefern dort 1,65 Megawatt Strom und sind in der Lage, fast zehn Prozent des lokalen Spitzenverbrauchs zu decken. Ein dritter Windpark, ebenfalls mit sechs Turbinen, aber einer Kapazität von 5,1 Megawatt, soll noch in der ersten Jahreshälfte in Gibara, etwa 690 Kilometer östlich von Havanna, ans Netz gehen. Geplant ist in derselben Region ein weiterer Park, der die Kapazität auf 9,5 Megawatt erhöhen soll. Jedes Kilowatt Windenergie ist ein Segen für die Treibhausgasbilanz, denn es erspart nach Angaben von Experten die Emission von einem Kilogramm Kohlendioxid. Windparks bieten sich vor allem für anderweitig nicht nutzbare Gegenden etwa in Wüsten und an der Küstenlinie an, stellen aber unter Umständen eine Gefahr für Vögel dar. Auch warnen Kritiker vor der Umwandlung von Agrarland. Statistiken des Weltwindenergieverbandes (WWEA) mit Sitz in Bonn belegen, dass die Nutzung der Windenergie ein enormes Wachstum erfährt. Die installierte Kapazität hat sich zwischen 1997 und 2006 verzehnfacht. Brasilien ist laut WWEA das Land, in dem die Windkraft im letzten Jahr am meisten zulegen konnte. Die installierte Kapazität wurde um 208 Megawatt erhöht - eine Versiebenfachung im nur einem Jahr. Global gesehen ist Deutschland der größte Windkraftproduzent mit einer Kapazität von 20.622 Megawatt, es folgen Spanien und die USA mit jeweils über 11.000 Megawatt. Hoffnungsträger Golf von Mexiko Kuba lotet derzeit nicht nur die Möglichkeiten der Windkraft aus. Als weitere alternative Energiequellen werden Biomasse, kleine Wasserkraftwerke und das Sonnenlicht genutzt. Den größten Teil seines Energiebedarfs aber deckt der Karibikstaat durch fossile Brennstoffe. 2007 sollen 39 Ölbohrungen erfolgen und die Ölproduktion um 100.000 Tonnen erhöhen. 2006 holte Kuba 3,9 Millionen Tonnen Öl und Gas aus dem Boden, etwa die Hälfte dessen, was es für den heimischen Bedarf benötigt. Große Hoffnung setzt Havanna auf seine Reserven im Golf von Mexiko. Ausschreibungen laufen für 59 Blöcke. Bisher sind erst 16 Blöcke freigegeben worden, und über weitere acht wird gegenwärtig verhandelt. |