20 % weniger Treibhausgase bis 2020 und 20 % Erneuerbare Energie in der EU - das ist doch ein gewaltiger Fortschritt! So werden jetzt viele Kollegen kommentieren. Und einige Wirtschaftsbosse werden gar stöhnen. Das geht gar nicht in so kurzer Zeit. Alles falsch! Es wird und muß noch viel mehr gehen. Die zunehmenden Katastrophen werden uns zwingen.
2.500 Klimaforscher der UNO sagen, dass wir noch 13 Jahre zum Umsteuern haben. Und 20% sind kein Umsteuern. Auch Angela Merkel wollte ursprünglich 30 % für die EU und für Deutschland gar 40% weniger CO2 bis 2020, aber die gegenwartsversessenen und zukunftsvergessenen Bedenkenträger haben dieses wirklich ehrgeizige Ziel verhindert. Dabei hat die Kanzlerin recht, wenn sie sagt, dass es nicht fünf vor, sondern fünf nach zwölf ist.
Frankreichs unsinniges Bemühen, Atomenergie als erneuerbare Energie anzuerkennen, hat die Atomfreundin Merkel souverän vom Tisch gewischt. Respekt! Die Naturwissenschaftlerin weiß, dass nicht nur Kohle, Gas und Öl, sondern auch Uran als Rohstoff für AKWs in wenigen Jahrzehnten zu Ende ist. Atomenergie leistet heute gerade mal drei Prozent der Weltenergieversorgung. Mit diesem Auslaufmodell ist kein Weltklima zu retten.
Auch die deutsche Debatte über längere Laufzeiten für AKWs geht am Kern des Problems vorbei. Was wirklich hilft, zeigt das kleine EU-Mitglied Lettland: Dort wird schon heute 36 % aller Energie erneuerbar gewonnen. Und Lettland hat kein einziges AKW. Atomenergie wird nicht dadurch ungefährlich, daß wir jetzt ein Klimaproblem haben.
Realistisch ist Merkels Vision, mit erneuerbaren Energien und besserer Energieeffizienz bis 2020 Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen. Schon heute arbeiten in der deutschen Umweltbrache 1,5 Millionen Menschen - bis 2020 können es drei Millionen sein. Neue Energien - Neue Arbeitsplätze!. In der meist überschätzten deutschen Autobranche arbeiten noch 750.000 Menschen. Eine neue industrielle Öko-Revolution ist möglich.
Der Kompromiss von Brüssel ist noch kein Durchbruch, aber ganz gewiss ein erster Schritt in eine neue Richtung. Angela Merkel hat nicht vergessen, daß sie einmal Umweltministerin war. Was sie jetzt in Brüssel erreicht hat, wird sie auf Weltebene auf dem G 8-Gipfel im Juni wiederholen müssen - mindestens. |